Richard III | Page 9

William Shakespeare
Sch?deln lagen ein'ge; in den H?hlen, Wo Augen sonst gewohnt, war eingenistet, Als wie zum Spotte, blinkendes Gestein, Das buhlte mit der Tiefe schlamm'gem Grund Und h?hnte die Gerippe ringsumher.
Brakenbury. Ihr hattet Mu?' im Augenblick des Todes, Der Tiefe Heimlichkeiten auszusp?hn?
Clarence. Mir deuchte so, und oft strebt' ich den Geist Schon aufzugeben: doch die neid'sche Flut Hielt meine Seel' und lie? sie nicht heraus, Die weite, leere, freie Luft zu suchen; Sie w��rgte mir sie im beklommnen Leib, Der fast zerbarst, sie in die See zu spein.
Brakenbury. Erwachtet Ihr nicht von der Todesangst?
Clarence. O nein, mein Traum fuhr nach dem Leben fort: Oh, da begann erst meiner Seele Sturm! Mich setzte ��ber die betr��bte Flut Der grimme F?hrmann, den die Dichter singen, In jenes K?nigreich der ew'gen Nacht. Zum ersten gr��?te da die fremde Seele Mein Schwiegervater, der ber��hmte Warwick. Laut schrie er: "Welche Gei?el f��r Verrat Verh?ngt dies d��stre Reich dem falschen Clarence?" Und so verschwand er. Dann vor��ber schritt Ein Schatte wie ein Engel, helles Haar Mit Blut besudelt, und er schrie laut auf: "Clarence ist da, der eidverge?ne Clarence, Der mich im Feld bei Tewkesbury erstach! Ergreift ihn, Furien! nehmt ihn auf die Folter!" Somit umfing mich eine Legion Der argen Feind' und heulte mir ins Ohr So gr??liches Geschrei, da? von dem L?rm Ich bebend aufwacht' und noch l?ngst nachher Nicht anders glaubt', als ich sei in der H?lle: So schrecklich eingepr?gt war mir der Traum.
Brakenbury. Kein Wunder, Herr, da? Ihr Euch drob entsetzt; Mir bangt schon, da ich's Euch erz?hlen h?re.
Clarence. O Brakenbury, ich tat alles dies, Was jetzo wider meine Seele zeugt, Um Eduards halb:--und sieh, wie lohnt er's mir! O Gott, kann dich mein innig Flehn nicht r��hren, Und willst du r?chen meine Missetaten, So ��be deinen Grimm an mir allein! schon mein schuldlos Weib, die armen Kinder!-- Ich bitt dich, lieber W?rter, bleib bei mir: Mein Sinn ist tr��b, und gerne m?cht ich schlafen.
Brakenbury. Ich will's, Mylord; Gott geb' Euch gute Ruh'!
(Clarence setzt sieh zum Schlafen in einen Lehnstuhl.)
Leid bricht die Zeiten und der Ruhe Stunden, Schafft Nacht zum Morgen und aus Mittag Nacht. Nur Titel sind der Prinzen Herrlichkeiten, Ein ?u?rer Glanz f��r eine innre Last; F��r ungef��hlte Einbildungen f��hlen Sie eine Welt rastloser Sorgen oft. So da? von ihren Titeln niedern Rang Nichts unterscheidet als des Ruhmes Klang.
(Die beiden M?rder kommen.)
ErsterM?rder. He! wer ist da?
Brakenbury. Was willst du, Kerl? wie bist du hergekommen?
ErsterM?rder. Ich will Clarence sprechen, und ich bin auf meinen Beinen hergekommen.
Brakenbury. Wie? so kurz ab?
ZweiterM?rder. O Herr, besser kurz ab als langweilig.-- Zeige ihm unsern Auftrag, la? dich nicht weiter ein.
(Sie ��berreichen dem Brakenbury ein Papier, welches er liest.)
Brakenbury. Ich werde hier befehligt, euren H?nden Den edlen Herzog Clarence auszuliefern. Ich will nicht gr��beln, was hiemit gemeint ist, Denn ich will schuldlos an der Meinung sein. Hier sind die Schl��ssel, dorten schl?ft der Herzog. Ich will zum K?nig, um ihm kundzutun, Da? ich mein Amt so an euch abgetreten.
ErsterM?rder. Das m?gt Ihr, Herr; es wird weislich getan sein. Gehabt Euch wohl.
(Brakenbury ab.)
ZweiterM?rder. Wie? sollen wir ihn so im Schlaf erstechen?
ErsterM?rder. Nein, er wird sagen, das war feige von uns, wenn er aufwacht.
ZweiterM?rder. Wenn er aufwacht! Ei, Narr, er wacht gar nicht wieder auf bis zum gro?en Gerichtstag.
ErsterM?rder. Ja, dann wird er sagen, wir haben ihn im Schlaf erstochen.
ZweiterM?rder. Die Erw?hnung des Wortes Gerichtstag hat eine Art Gewissensbi? in mir erregt.
ErsterM?rder. Was? du f��rchtest dich?
ZweiterM?rder. Nicht, ihn umzubringen, dazu hab ich ja die Vollmacht; Aber verdammt daf��r zu werden, wovor mich keine Vollmacht sch��tzen kann.
ErsterM?rder. Ich dachte, du w?rst entschlossen.
ZweiterM?rder. Das bin ich auch, ihn leben zu lassen.
ErsterM?rder. Ich gehe wieder zum Herzog von Gloster und sage es ihm.
ZweiterM?rder. Nicht doch, ich bitte dich, wart ein Weilchen. Ich hoffe, diese fromme Laune soll ��bergehn: Sie pflegt bei mir nicht l?nger anzuhalten, als derweil man etwa zwanzig z?hlt.
ErsterM?rder. Wie ist dir jetzt zumute?
ZweiterM?rder. Mein Treu, es steckt immer noch ein gewisser Bodensatz von Gewissen in mir.
ErsterM?rder. Denk an unsern Lohn, wenn's getan ist.
ZweiterM?rder. Recht! Er ist des Todes. Den Lohn hatt' ich vergessen.
ErsterM?rder. Wo ist dein Gewissen nun?
ZweiterM?rder. Im Beutel des Herzogs von Gloster.
ErsterM?rder. Wenn er also seinen Beutel aufmacht, uns den Lohn zu zahlen, so fliegt dein Gewissen heraus.
ZweiterM?rder. Es tut nichts, la? es laufen; es mag's ja doch beinahe kein Mensch hegen.
ErsterM?rder. Wie aber, wenn sich's wieder bei dir einstellt?
ZweiterM?rder. Ich will nichts damit zu schaffen haben, es ist ein gef?hrlich Ding, es macht einen zur Memme. Man kann nicht stehlen, ohne da? es einen anklagt; man kann nicht schw?ren, ohne da? es einen zum Stocken bringt; man kann nicht bei seines Nachbars Frau liegen, ohne da? es einen verr?t. ��s ist ein versch?mter bl?der Geist, der einem im Busen Aufruhr stiftet; es macht einen voller Schwierigkeiten; es hat mich einmal dahin gebracht, einen Beutel voll Gold
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