Prinz Friedrich von Homburg | Page 9

Heinrich von Kleist
wohl, gesehn!
Der Prinz von Homburg. Geschwind! Lauf, Alter! Bring ihn mir herein!
(Wachtmeister ab.)

Achter Auftritt
Graf Georg von Sparren und der Wachtmeister treten auf. Die Vorigen.
Kurf��rstin. O st��rzt mich zweimal nicht zum Abgrund nieder!
Natalie. Nein, meine teure Mutter!
Kurf��rstin. Friedrich lebt?
Natalie (h?lt sie mit beiden H?nden aufrecht). Des Daseins Gipfel nimmt Euch wieder auf!
Wachtmeister (auftretend). Hier ist der Offizier!
Der Prinz von Homburg. Herr Graf von Sparren! Des Herrn Durchlaucht habt Ihr frisch und wohlauf, Beim Truch?schen Korps, in Hackelwitz, gesehn?
Graf Sparren. Ja, mein erlauchter Prinz, im Hof des Pfarrers, Wo er Befehle gab, vom Stab umringt, Die Toten beider Heere zu begraben!
Die Hofdamen. O Gott! An deine Brust--(Sie umarmen sich.)
Kurf��rstin. O meine Tochter!
Natalie. Nein, diese Seligkeit ist fast zu gro?!
(Sie dr��ckt ihr Gesicht in der Tante Scho?.)
Der Prinz von Homburg. Sah ich von fern, an meiner Reuter Spitze, Ihn nicht, zerschmettert von Kanonenkugeln, In Staub, samt seinem Schimmel, niederst��rzen?
Graf Sparren. Der Schimmel, allerdings, st��rzt', samt dem Reuter, Doch wer ihn ritt, mein Prinz, war nicht der Herr.
Der Prinz von Homburg. Nicht? Nicht der Herr?
Natalie. O Jubel!
(Sie steht auf und stellt sich an die Seite der Kurf��rstin.)
Der Prinz von Homburg. Sprich! Erz?hle! Dein Wort f?llt schwer wie Gold in meine Brust!
Graf Sparren. O la?t die r��hrendste Begebenheit, Die je ein Ohr vernommen, Euch berichten! Der Landesherr, der, jeder Warnung taub, Den Schimmel wieder ritt, den strahlendwei?en, Den Froben j��ngst in England ihm erstand, War wieder, wie bis heut noch stets geschah, Das Ziel der feindlichen Kanonenkugeln. Kaum konnte, wer zu seinem Tro? geh?rte, Auf einen Kreis von hundert Schritt ihm nahn; Granaten w?lzten, Kugeln und Kart?tschen, Sich wie ein breiter Todesstrom daher, Und alles, was da lebte, wich ans Ufer: Nur er, der k��hne Schwimmer, wankte nicht, Und, stets den Freunden winkend, rudert' er Getrost den H?hn zu, wo die Quelle sprang.
Der Prinz von Homburg. Beim Himmel, ja! Ein Grausen wars, zu sehn.
Graf Sparren. Stallmeister Froben, der, beim Tro? der Suite, Zun?chst ihm folgt, ruft dieses Wort mir zu: "Verw��nscht sei heut mir dieses Schimmels Glanz, Mit schwerem Gold in London j��ngst erkauft! Wollt ich doch funfzig St��ck Dukaten geben, K?nnt ich ihn mit dem Grau der M?use decken." Er naht, voll hei?er Sorge, ihm und spricht: "Hoheit, dein Pferd ist scheu, du mu?t verstatten, Da? ichs noch einmal in die Schule nehme!" Mit diesem Wort entsitzt er seinem Fuchs, Und f?llt dem Tier des Herren in den Zaum. Der Herr steigt ab, still l?chelnd, und versetzt: "Die Kunst, die du ihn, Alter, lehren willst, Wird er, solang es Tag ist, schwerlich lernen. Nimm, bitt ich, fern ihn, hinter jenen H��geln, Wo seines Fehls der Feind nicht achtet, vor." Dem Fuchs drauf sitzt er auf, den Froben reitet, Und kehrt zur��ck, wohin sein Amt ihn ruft. Doch Froben hat den Schimmel kaum bestiegen, So rei?t, entsendet aus der Feldredoute, Ihn schon ein Mordblei, Ro? und Reuter, nieder. In Staub sinkt er, ein Opfer seiner Treue, Und keinen Laut vernahm man mehr von ihm.
(Kurze Pause.)
Der Prinz von Homburg. Er ist bezahlt!--Wenn ich zehn Leben h?tte, K?nnt ich sie besser brauchen nicht, als so!
Natalie. Der wackre Froben!
Kurf��rstin. Der Vortreffliche!
Natalie. Ein Schlechtrer w?re noch der Tr?nen wert!
(Sie weinen.)
Der Prinz von Homburg. Genug! Zur Sache jetzt. Wo ist der Kurf��rst? Nahm er in Hackelwitz sein Hauptquartier?
Graf Sparren. Vergib! der Herr ist nach Berlin gegangen, Und die gesamte Generalit?t Ist aufgefordert, ihm dahin zu folgen.
Der Prinz von Homburg. Wie? Nach Berlin?--Ist denn der Feldzug aus?
Graf Sparren. F��rwahr, ich staune, da? dir alles fremd! Graf Horn, der schwedsche General, traf ein; Es ist im Lager, gleich nach seiner Ankunft, Ein Waffenstillstand ausgerufen worden. Wenn ich den Marschall D?rfling recht verstanden, Ward eine Unterhandlung angekn��pft: Leicht, da? der Frieden selbst erfolgen kann.
Kurf��rstin. O Gott, wie herrlich kl?rt sich alles auf!
(Sie steht auf.)
Der Prinz von Homburg. Kommt, la?t sogleich uns nach Berlin ihm folgen! --R?umst du, zu rascherer Bef?rderung, wohl Mir einen Platz in deinem Wagen ein? --Zwei Zeilen nur an Kottwitz schreib ich noch, Und steige augenblicklich mit dir ein.
(Er setzt sich nieder und schreibt.)
Kurf��rstin. Von ganzem Herzen gern!
Der Prinz von Homburg (legt den Brief zusammen und ��bergibt ihn dem Wachtmeister; indem er sich wieder zur Kurf��rstin wendet, und den Arm sanft um Nataliens Leib legt). Ich habe so Dir einen Wunsch noch sch��chtern zu vertraun, Des ich mich auf der Reis entlasten will.
Natalie (macht sich von ihm los). Bork! Rasch! Mein Halstuch, bitt ich!
Kurf��rstin. Du? Einen Wunsch mir?
Erste Hofdame. Ihr tragt das Tuch, Prinzessin, um den Hals!
Der Prinz von Homburg (zur Kurf��rstin). Was? R?tst du nichts?
Kurf��rstin. Nein, nichts!
Der Prinz von Homburg. Was? Keine Silbe?
Kurf��rstin (abbrechend). Gleichviel!--Heut keinem Flehenden auf Erden Antwort ich: nein! was es auch immer sei; Und dir, du Sieger in der Schlacht, zuletzt! --Hinweg!
Der Prinz von Homburg. O Mutter! Welch ein Wort sprachst du? Darf ichs mir deuten, wie es mir gef?llt?
Kurf��rstin. Hinweg, sag ich! Im Wagen
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