Philotas | Page 6

Gotthold Ephraim Lessing
Verstand, meine Erfindungskraft einigen Anteil daran; w��rde ich ihn nicht gern mit dir ��berlegen wollen? Aber so kann ich ihn nicht mit dir ��berlegen; er verschwindet, wenn ich ihn mitteile; so z?rtlich, so fein ist er, ich getraue mir ihn nicht in Worte zu kleiden; ich denke ihn nur, wie mich der Philosoph Gott zu denken gelehrt hat, und aufs h?chste k?nnte ich dir nur sagen, was er nicht ist--M?glich zwar genug, da? es im Grunde ein kindischer Einfall ist; ein Einfall, den ich f��r einen gl��cklichen Einfall halte, weil ich noch keinen gl��cklichern gehabt habe. Aber mag er doch; kann er nichts n��tzen, so kann er doch auch nichts schaden. Das wei? ich gewi?; es ist der unsch?dlichste Einfall von der Welt; so unsch?dlich als--als ein Gebet. Wirst du deswegen zu beten unterlassen, weil du nicht ganz gewi? wei?t, ob dir das Gebet helfen wird?--Verdirb mir immer also meine Freude nicht, Parmenio, ehrlicher Parmenio! Ich bitte dich, ich umarme dich--Wenn du mich nur ein klein wenig lieb hast--Willst du? Kann ich mich darauf verlassen? Willst du machen, da? ich erst morgen ausgewechselt werde? Willst du?
Parmenio. Ob ich will? Mu? ich nicht? mu? ich nicht?--H?re, Prinz, wenn du einmal K?nig wirst, gib dich nicht mit dem Befehlen ab. Befehlen ist ein unsicheres Mittel, befolgt zu werden. Wem du etwas recht Schweres aufzulegen hast, mit dem mache es, wie du es itzt mit mir gemacht hast, und wenn er dir alsdenn seinen Gehorsam verweigert-- Unm?glich! Er kann dir ihn nicht verweigern! Ich mu? auch wissen, was ein Mann verweigern kann.
Philotas. Was Gehorsam? Was hat die Freundschaft, die du mir erweisest, mit dem Gehorsam zu tun? Willst du, mein Freund?--
Parmenio. H?r' auf! h?r' auf! Du hast mich schon ganz. Ja doch, ich will alles. Ich will es, ich will es deinem Vater sagen, da? er dich erst morgen ausl?sen soll. Warum zwar erst morgen,--das wei? ich nicht! Das brauch' ich nicht zu wissen! Das braucht auch er nicht zu wissen. Genug, ich wei?, da? du es willst. Und ich will alles, was du willst. Willst du sonst nichts? Soll ich sonst nichts tun? Soll ich f��r dich durchs Feuer rennen? Mich f��r dich vom Felsen herabst��rzen? Befiehl nur, mein lieber kleiner Freund, befiehl! Itzt tu' ich dir alles! Sogar--sage ein Wort, und ich will f��r dich ein Verbrechen, ein Bubenst��ck begehen! Die Haut schaudert mir zwar; aber doch Prinz, wenn du willst, ich will, ich will--
Philotas. O mein bester, feuriger Freund! O du--wie soll ich dich nennen?--du Sch?pfer meines k��nftigen Ruhmes! Dir schw?re ich bei allem, was mir heilig ist, bei der Ehre meines Vaters, bei dem Gl��cke seiner Waffen, bei der Wohlfahrt seines Landes schw?re ich dir, nie in meinem Leben diese deine Bereitwilligkeit, deinen Eifer zu vergessen! M?chte ich ihn auch w��rdig genug belohnen k?nnen!--H?ret, ihr G?tter, meinen Schwur!--Und nun Parmenio, schw?re auch du! Schw?re mir, dein Wort treulich zu halten.--
Parmenio. Ich schw?ren? Ich bin zu alt zum Schw?ren.
Philotas. Und ich bin zu jung, dir ohne Schwur zu trauen. Schw?re mir! Ich habe dir bei meinem Vater geschworen, schw?re du mir bei deinem Sohne. Du liebst ihn doch, deinen Sohn? Du liebst ihn doch recht herzlich?
Parmenio. So herzlich, wie dich!--Du willst es, und ich schw?re. Ich schw?re dir, bei meinem einzigen Sohne, bei meinem Blute, das in seinen Adern wallet, bei dem Blute, das ich gern f��r deinen Vater geblutet, das auch er gern f��r dich einst bluten wird, bei diesem Blute schw?re ich dir, mein Wort zu halten! Und wenn ich es nicht halte, so falle mein Sohn in seiner ersten Schlacht, und erlebe sie nicht, die glorreichen Tage deiner Regierung!--H?ret, ihr G?tter, meinen Schwur--
Philotas. H?ret ihn noch nicht, ihr G?tter!--Du hast mich zum besten, Alter. In der ersten Schlacht fallen; meine Regierung nicht erleben: ist das ein Ungl��ck? Ist fr��h sterben ein Ungl��ck?
Parmenio. Das sag' ich nicht. Doch nur deswegen, um dich auf dem Throne zu sehen, um dir zu dienen, m?chte ich--was ich sonst durchaus nicht m?chte--noch einmal junge werden--Dein Vater ist gut; aber du wirst besser, als er.
Philotas. Kein Lob zum Nachteile meines Vaters!--?ndere deinen Schwur! Komm, ?ndere ihn so: Wenn du dein Wort nicht h?ltst, so m?ge dein Sohn ein Feiger, ein Nichtsw��rdiger werden; er m?ge, wenn er zwischen Tod und Schande zu w?hlen hat, die Schande w?hlen; er m?ge neunzig Jahre ein Spott der Weiber leben, und noch im neunzigsten Jahre ungern sterben.
Parmenio. Ich entsetze mich--doch schw?re ich: das m?g' er!--H?ret den gr??lichsten der Schw��re, ihr G?tter!
Philotas. H?ret ihn!--Nun gut, nun kannst du gehen, Parmenio. Wir haben einander lange genug aufgehalten, und fast zu viel Umst?nde ��ber eine Kleinigkeit gemacht. Denn ist es nicht eine wahre Kleinigkeit, meinem Vater zu sagen, ihn zu ��berreden, da? er mich nicht eher als morgen auswechsle? Und wenn er ja die Ursache wissen will; wohl, so erdenke dir
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