Philotas | Page 3

Gotthold Ephraim Lessing
Vater einst Freunde waren? Waren: so sagst du selbst. Der Ha?, den man auf verloschne Freundschaft pfropfet, mu?, unter allen, die t?dlichsten Fr��chte bringen;--oder ich kenne das menschliche Herz zu wenig.-- Verz?gere daher, K?nig, verz?gere meine Verzweiflung nur nicht. Du hast als der h?fliche Staatsmann gesprochen; sprich nun als der Monarch, der den Nebenbuhler seiner Gr??e ganz in seiner Gewalt hat.
Strato. O la? ihn, K?nig, die Ungewi?heit seines Schicksals nicht l?nger peinigen.--
Philotas. Ich danke, Strato!--Ja, la? mich es nur gleich h?ren, wie verabscheuungsw��rdig du einen ungl��cklichen Sohn seinem Vater machen willst. Mit welchem schimpflichen Frieden, mit welchen L?ndern soll er ihn erkaufen? Wie klein und ver?chtlich soll er werden, um nicht verwaist zu bleiben?--O mein Vater!--
Arid?us. Auch diese fr��he, m?nnliche Sprache, Prinz, war deines Vaters! So h?re ich dich gern! Und m?chte, meiner nicht minder w��rdig, auch mein Sohn itzt vor deinem Vater so sprechen!--
Philotas. Wie meinst du das?--
Arid?us. Die G?tter--ich bin es ��berzeugt--wachen f��r unsere Tugend, wie sie f��r unser Leben wachen. Die so lang als m?gliche Erhaltung beider ist ihr geheimes, ewiges Gesch?ft. Wo wei? ein Sterblicher, wie b?se er im Grunde ist, wie schlecht er handeln w��rde, lie?en sie jeden verf��hrerischen Anla?, sich durch kleine Taten zu beschimpfen, ganz auf ihn wirken?--Ja, Prinz, vielleicht w?re ich der, den du mich glaubst; vielleicht h?tte ich nicht edel genug gedacht, das wunderliche Kriegesgl��ck, das dich mir in die H?nde liefert, bescheiden zu n��tzen; vielleicht w��rde ich durch dich ertrotzt haben, was ich zu erfechten nicht l?nger wagen m?gen; vielleicht--Doch f��rchte nichts; allen diesen "Vielleicht" hat eine h?here Macht vorgebauet; ich kann deinen Vater seinen Sohn nicht teurer erkaufen lassen als--durch den meinigen.
Philotas. Ich erstaune! Du gibst mir zu verstehen--
Arid?us. Da? mein Sohn deines Vaters Gefangener ist, wie du meiner.--
Philotas. Dein Sohn meines Vaters? Dein Polytimet?--Seit wenn? Wie? Wo?
Arid?us. So wollt' es das Schicksal! Aus gleichen Wagschalen nahm es auf einmal gleiche Gewichte, und die Schalen blieben noch gleich.
Strato. Du willst n?here Umst?nde wissen.--Eben dasselbe Geschwader, dem du zu hitzig entgegen eiltest, f��hrte Polytimet; und als dich die Deinigen verloren erblickten, erhob sie Wut und Verzweiflung ��ber alle menschliche St?rke. Sie brachen ein, und alle st��rmten sie auf den einen, in welchem sie ihres Verlustes Ersetzung sahen. Das Ende wei?t du.--Nun nimm noch von einem alten Soldaten die Lehre an: Der Angriff ist kein Wettrennen; nicht der, welcher zuerst, sondern welcher zum sichersten auf den Feind trifft, hat sich dem Siege gen?hert. Das merke dir, zu feuriger Prinz; sonst m?chte der werdende Held im ersten Keime ersticken.
Arid?us. Strato, du machst den Prinzen durch deine, zwar freundschaftliche, Warnung verdrie?lich. Wie finster er da steht!--
Philotas. Nicht das! Aber la? mich; in tiefe Anbetung der Vorsicht verloren--
Arid?us. Die beste Anbetung, Prinz, ist dankbare Freude. Ermuntere dich! Wir V?ter wollen uns unsere S?hne nicht lange vorenthalten. Mein Herold h?lt sich bereits fertig; er soll gehen und die Auswechselung beschleunigen. Aber du wei?t wohl, freudige Nachrichten, die wir allein vom Feinde erfahren, scheinen Fallstricke. Man k?nnte argwohnen, du seist vielleicht an deiner Wunde gestorben. Es wird daher n?tig sein, da? du selbst mit dem Herolde einen unverd?chtigen Boten an deinen Vater sendest. Komm mit mir! Suche dir einen unter den Gefangenen, den du deines Vertrauens w��rdigen kannst.--
Philotas. So willst du, da? ich mich vervielf?ltiget verabscheuen soll? In jedem der Gefangenen werde ich mich selbst erblicken.-- Schenke mir diese Verwirrung.
Arid?us. Aber--
Philotas. Unter den Gefangenen mu? sich Parmenio befinden. Den schicke mir her; ich will ihn abfertigen.
Arid?us. Wohl; auch so! Komm, Strato! Prinz wir sehen uns bald wieder.

Vierter Auftritt.
Philotas.
G?tter! N?her konnte der Blitz, ohne mich ganz zu zerschmettern, nicht vor mir niederschlagen. Wunderbare G?tter! Die Flamme kehrt zur��ck; der Dampf verfliegt, und ich war nur bet?ubt.--So war das mein ganzes Elend, zu sehen, wie elend ich h?tte werden k?nnen? Wie elend mein Vater durch mich!--Nun darf ich wieder vor dir erscheinen, mein Vater! Zwar noch mit niedergeschlagenen Augen; doch nur die Scham wird sie niederschlagen, nicht das brennende Bewu?tsein, dich mit mir ins Verderben gerissen zu haben. Nun darf ich nichts von dir f��rchten, als einen Verweis mit L?cheln; kein stummes Trauren; keine, durch die st?rkere Gewalt der v?terlichen Liebe erstickte Verw��nschungen.--
Aber--ja, bei dem Himmel! ich bin zu g��tig gegen mich. Darf ich mir alle Fehler vergeben, die mir die Vorsicht zu vergeben scheinet? Soll ich mich nicht strenger richten, als sie und mein Vater mich richten? Die allzug��tigen!--Sonst jede der traurigen Folgen meiner Gefangenschaft konnten die G?tter vernichten; nur eine konnten sie nicht: die Schande! Zwar jene leicht verfliegende wohl, die von der Zunge des P?bels str?mt; aber nicht die wahre dauernde Schande, die hier der innere Richter, mein unparteiisches Selbst, ��ber mich ausspricht!--
Und wie leicht ich mich verblende! Verlieret mein Vater durch mich nichts? Der Ausschlag, den der gefangene Polytimet,--wenn ich nicht gefangen w?re,--auf seine Seite br?chte, der ist nichts!--Nur durch mich wird er nichts!--Das
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