in deiner Jugend verzehrt.
Wärest du sonst, was du bist?--Wie habe ich ihn nicht, meinen Vater,
seit sieben Tagen--denn erst sieben Tage kleidet mich die männliche
Toga--wie habe ich ihn nicht gebeten, gefleht, beschworen, siebenmal
alle sieben Tage auf den Knieen beschworen, zu verstatten, daß ich
nicht umsonst der Kindheit entwachsen sei, und mich mit seinen
Streitern ausziehen zu lassen, die mir schon längst so manche Träne der
Nacheiferung gekostet. Gestern bewegte ich ihn, den besten Vater,
denn Aristodem half mir bitten.--Du kennst ihn, den Aristodem; er ist
meines Vaters Strato.--"Gib mir, König, den Jüngling morgen mit,"
sprach Aristodem; "ich will das Gebirge durchstreifen, um den Weg
nach Cäsarea offen zu halten."--"Wenn ich euch nur begleiten könnte",
seufzte mein Vater.--Er liegt noch an seinen Wunden krank.--"Doch es
sei!" und hiermit umarmte mich mein Vater. O was fühlte der
glückliche Sohn in dieser Umarmung!--Und die Nacht, die darauf
folgte! Ich schloß kein Auge; doch verweilten mich Träume der Ehre
und des Sieges bis zur zweiten Nachtwache auf dem Lager.--Da sprang
ich auf, warf mich in den neuen Panzer, strich die ungelockten Haare
unter den Helm, wählte unter den Schwertern meines Vaters, dem ich
gewachsen zu sein glaubte, stieg zu Pferde; und hatte ein Roß schon
müde gespornt, noch ehe die silberne Drommete die befohlne
Mannschaft weckte. Sie kamen, und ich sprach mit jedem meiner
Begleiter, und da drückte mich mancher wackere Krieger an seine
narbigte Brust! Nur mit meinem Vater sprach ich nicht; denn ich
zitterte, wenn er mich noch einmal sähe, er möchte sein Wort
widerrufen.--Nun zogen wir aus! An der Seite der unsterblichen Götter
kann man nicht glücklicher sein, als ich an der Seite Aristodems mich
fühlte! Auf jeden seiner anfeuernden Blicke hätte ich, ich allein, ein
Heer angegriffen und mich in der feindlichen Eisen gewissesten Tod
gestürzet. In stiller Entschlossenheit freute ich mich auf jeden Hügel,
von dem ich in der Ebene Feinde zu entdecken hoffte; auf jede
Krümmung des Tals, hinter der ich auf sie zu stoßen mir schmeichelte.
Und da ich sie endlich von der waldigten Höhe auf uns stürzen sahe;
ihnen bergan entgegen flog--rufe dir, ruhmvoller Greis, die seligste
deiner jugendlichen Entzückungen zurück--du konntest nie entzückter
sein!--Aber nun, nun sieh mich, Strato, sieh mich von dem Gipfel
meiner hohen Erwartungen schimpflich herabstürzen! O wie schaudert
mich, diesen Fall in Gedanken noch einmal zu stürzen!--Ich war zu
weit vorausgeeilt; ich ward verwundet und--gefangen! Armseliger
Jüngling, nur auf Wunden hieltest du dich, nur auf den Tod
gefaßt,--und wirst gefangen. So schicken die strengen Götter, unsere
Fassung zu vereiteln, nur immer unvorhergesehenes Übel?--Ich weine;
ich muß weinen, ob ich mich schon, von dir darum verachtet zu werden,
scheue. Aber verachte mich nicht!-- Du wendest dich weg?
Strato. Ich bin unwillig; du hättest mich nicht so bewegen sollen.-- Ich
werde mit dir zum Kinde--
Philotas. Nein; höre, warum ich weine! Es ist kein kindisches Weinen,
das du mit deiner männlichen Träne zu begleiten würdigest--Was ich
für mein größtes Glück hielt, die zärtliche Liebe, mit der mich mein
Vater liebt, wird mein größtes Unglück. Ich fürchte, ich fürchte; er liebt
mich mehr, als er sein Reich liebt! Wozu wird er sich nicht verstehen,
was wird ihm dein König nicht abdringen, mich aus der Gefangenschaft
zu retten! Durch mich Elenden wird er an einem Tage mehr verlieren,
als er in drei langen mühsamen Jahren, durch das Blut seiner Edeln,
durch sein eignes Blut gewonnen hat. Mit was für einem Angesichte
soll ich wieder vor ihm erscheinen; ich, sein schlimmster Feind? Und
meines Vaters Untertanen--künftig einmal die meinigen, wenn ich sie
zu regieren mich würdig gemacht hätte--wie werden sie den
ausgelösten Prinzen ohne die spöttischste Verachtung unter sich dulden
können? Wann ich denn vor Scham sterbe und unbedauert hinab zu den
Schatten schleiche, wie finster und stolz werden die Seelen der Helden
bei mir vorbeiziehen, die dem Könige die Vorteile mit ihrem Leben
erkaufen mußten, deren er sich als Vater für einen unwürdigen Sohn
begibt.--O das ist mehr, als eine fühlende Seele ertragen kann!
Strato. Fasse dich, lieber Prinz! Es ist der Fehler des Jünglings, sich
immer für glücklicher, oder unglücklicher zu halten, als er ist. Dein
Schicksal ist so grausam noch nicht; der König nähert sich, und du
wirst aus seinem Munde mehr Trost hören.
Dritter Auftritt.
König Aridäus. Philotas. Strato.
Aridäus. Kriege, die Könige unter sich zu führen gezwungen werden,
sind keine persönliche Feindschaften.--Laß dich umarmen, mein Prinz!
O welcher glücklichen Tage erinnert mich deine blühende Jugend! So
blühte die Jugend deines Vaters! Dies war sein offenes, sprechendes
Auge; dies seine ernste, redliche Miene; dies sein edler Anstand!--
Noch einmal laß dich umarmen; ich umarme deinen jüngern Vater in
dir. --Hast du es nie von ihm gehört, Prinz, wie vertraute Freunde wir in
deinem Alter waren? Das war das selige Alter, da wir uns noch ganz
unserm Herzen überlassen durften. Bald
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