Nachtstuecke | Page 5

E.T.A. Hoffmann
Namen ge?ndert. Er gibt sich hier, wie ich h?re, f��r einen piemontesischen Mechanikus aus, und nennt sich Giuseppe Coppola.
Ich bin entschlossen es mit ihm aufzunehmen und des Vaters Tod zu r?chen, mag es denn nun gehen wie es will.
Der Mutter erz?hle nichts von dem Erscheinen des gr??lichen Unholds - Gr��?e meine liebe holde Clara, ich schreibe ihr in ruhigerer Gem��tsstimmung. Lebe wohl etc. etc.
Clara an Nathanael
Wahr ist es, da? Du recht lange mir nicht geschrieben hast, aber dennoch glaube ich, da? Du mich in Sinn und Gedanken tr?gst. Denn meiner gedachtest Du wohl recht lebhaft, als Du Deinen letzten Brief an Bruder Lothar absenden wolltest und die Aufschrift, statt an ihn an mich richtetest. Freudig erbrach ich den Brief und wurde den Irrtum erst bei den Worten inne: ?Ach mein herzlieber Lothar!? - Nun h?tte ich nicht weiter lesen, sondern den Brief dem Bruder geben sollen. Aber, hast Du mir auch sonst manchmal in kindischer Neckerei vorgeworfen, ich h?tte solch ruhiges, weiblich besonnenes Gem��t, da? ich wie jene Frau, drohe das Haus den Einsturz, noch vor schneller Flucht ganz geschwinde einen falschen Kniff in der Fenstergardine glattstreichen w��rde, so darf ich doch wohl kaum versichern, da? Deines Briefes Anfang mich tief ersch��tterte. Ich konnte kaum atmen, es flimmerte mir vor den Augen. - Ach, mein herzgeliebter Nathanael! was konnte so Entsetzliches in Dein Leben getreten sein! Trennung von Dir, Dich niemals wiedersehen, der Gedanke durchfuhr meine Brust wie ein gl��hender Dolchstich. - Ich las und las! - Deine Schilderung des widerw?rtigen Coppelius ist gr??lich. Erst jetzt vernahm ich, wie Dein guter alter Vater solch entsetzlichen, gewaltsamen Todes starb. Bruder Lothar, dem ich sein Eigentum zustellte, suchte mich zu beruhigen, aber es gelang ihm schlecht. Der fatale Wetterglash?ndler Giuseppe Coppola verfolgte mich auf Schritt und Tritt und beinahe sch?me ich mich, es zu gestehen, da? er selbst meinen gesunden, sonst so ruhigen Schlaf in allerlei wunderlichen Traumgebilden zerst?ren konnte. Doch bald, schon den andern Tag, hatte sich alles anders in mir gestaltet. Sei mir nur nicht b?se, mein Inniggeliebter, wenn Lothar Dir etwa sagen m?chte, da? ich trotz Deiner seltsamen Ahnung, Coppelius werde Dir etwas B?ses antun, ganz heitern unbefangenen Sinnes bin, wie immer.
Geradeheraus will ich es Dir nur gestehen, da?, wie ich meine, alles Entsetzliche und Schreckliche, wovon Du sprichst, nur in Deinem Innern vorging, die wahre wirkliche Au?enwelt aber daran wohl wenig teilhatte. Widerw?rtig genug mag der alte Coppelius gewesen sein, aber da? er Kinder ha?te, das brachte in Euch Kindern wahren Abscheu gegen ihn hervor.
Nat��rlich verkn��pfte sich nun in Deinem kindischen Gem��t der schreckliche Sandmann aus dem Ammenm?rchen mit dem alten Coppelius, der Dir, glaubtest Du auch nicht an den Sandmann, ein gespenstischer, Kindern vorz��glich gef?hrlicher, Unhold blieb. Das unheimliche Treiben mit Deinem Vater zur Nachtzeit war wohl nichts anders, als da? beide insgeheim alchymistische Versuche machten, womit die Mutter nicht zufrieden sein konnte, da gewi? viel Geld unn��tz verschleudert und obendrein, wie es immer mit solchen Laboranten der Fall sein soll, des Vaters Gem��t ganz von dem tr��gerischen Drange nach hoher Weisheit erf��llt, der Familie abwendig gemacht wurde. Der Vater hat wohl gewi? durch eigne Unvorsichtigkeit seinen Tod herbeigef��hrt, und Coppelius ist nicht schuld daran: Glaubst Du, da? ich den erfahrnen Nachbar Apotheker gestern frug, ob wohl bei chemischen Versuchen eine solche augenblicklich t?tende Explosion m?glich sei? Der sagte: ?Ei allerdings? und beschrieb mir nach seiner Art gar weitl?ufig und umst?ndlich, wie das zugehen k?nne, und nannte dabei so viel sonderbar klingende Namen, die ich gar nicht zu behalten vermochte. - Nun wirst Du wohl unwillig werden ��ber Deine Clara, Du wirst sagen: ?In dies kalte Gem��t dringt kein Strahl des Geheimnisvollen, das den Menschen oft mit unsichtbaren Armen umfa?t; sie erschaut nur die bunte Oberfl?che der Welt und freut sich, wie das kindische Kind ��ber die goldglei?ende Frucht, in deren Innern t?dliches Gift verborgen.?
Ach mein herzgeliebter Nathanael! glaubst Du denn nicht, da? auch in heitern - unbefangenen - sorglosen Gem��tern die Ahnung wohnen k?nne von einer dunklen Macht, die feindlich uns in unserm eignen Selbst zu verderben strebt? - Aber verzeih es mir, wenn ich einf?ltig M?dchen mich unterfange, auf irgend eine Weise Dir anzudeuten, was ich eigentlich von solchem Kampfe im Innern glaube. - Ich finde wohl gar am Ende nicht die rechten Worte und Du lachst mich aus, nicht, weil ich was Dummes meine, sondern weil ich mich so ungeschickt anstelle, es zu sagen.
Gibt es eine dunkle Macht, die so recht feindlich und verr?terisch einen Faden in unser Inneres legt, woran sie uns dann festpackt und fortzieht auf einem gefahrvollen verderblichen Wege, den wir sonst nicht betreten haben w��rden - gibt es eine solche Macht, so mu? sie in uns sich, wie wir selbst gestalten, ja unser Selbst werden; denn nur so glauben wir an sie und r?umen ihr den Platz ein, dessen sie
Continue reading on your phone by scaning this QR Code

 / 136
Tip: The current page has been bookmarked automatically. If you wish to continue reading later, just open the Dertz Homepage, and click on the 'continue reading' link at the bottom of the page.