sie hat zwar noch nichts g'redt, aber ich find', da? sie recht eine unterhaltendliche Person ist. (Zu Alzinde.) Wei?t, ich und mein Weib haben uns halt gar so gern, und das ist unser Glück.
Alzinde (zu Mirzel). Also liebst du deinen Mann?
Mirzel. Vom Herzen.
Alzinde. Und wenn du ihn verlieren mü?test?
Mirzel. Ich, mein' Mann?
Alzinde. Wenn er dir auf ewig entrissen würde?
Mirzel. Das überlebet ich nicht.
Alzinde. Weh mir, und ich lebe noch! Sie stirbt für diesen Bettler, und ich lebe noch. (Weint heftig.) O mein Gemahl, mein k?niglicher Herr. (Ihre Tr?nen fallen in Hansens Hut, der ihn absichtslos aufh?lt.)
Hans. Jetzt, warum weinst denn? Jetzt weint sie mir grad in den Hut hinein.--Du, Mirzel, schau, was ist denn das, der ihre Tr?nen sind ja alle von Glas, die weint ja lauter kleine Steiner.
Mirzel. Warum nicht gar.
Hans. Auf die Letzt hat s' gar einen Steinbruch in die Augen.
Mirzel. Was weinst denn du da?
Alzinde. Ich weine Diamanten.
Hans. Mich trifft der Schlag, das hab' ich noch mein Leben nicht g'h?rt, da? eine Amanten weint. Wann s' noch wegen einen Amanten weinet', aber einen Amanten selbst, das ist entsetzlich.
Alzinde. Sagt mir, haben Diamanten aus eurer Welt hier einen Wert?
Mirzel. Nu, ich will's hoffen, unser Herr, bei dem wir arbeiten, hat einen Ring, da ist ein einz'ger Stein mehr wert, als sein ganzer Steinbruch.
Alzinde. So h?rt mich an, vielleicht kann ich durch meine Tr?nen euch beglücken. Des einen Glück bedingt ja leider oft des andern Unglück. Behaltet mich bei euch, gebt mir nur magern Unterhalt, schützt mich vor der Mi?handlung eurer Brüder und nehmet meine Tr?nen hin als Eigentum, welche reichlich flie?en werden, weil ich mein Schicksal nicht genug beweinen kann.
Gluthahn (am Fenster). Das Weib la?' ich nicht aus, mein Herz ist z' gut, die nehm' ich auf.
Hans. Aber wer hat dir denn das g'lernt, du bist doch nicht etwann eine Hex'?
Mirzel. Nu, fragen m?cht' ich s' noch.
Alzinde. Was ich euch nun entdeck', ist wahr, so wahr, als dieser Sonnenstrahl, der sich in meiner Tr?ne bricht. Ich bin die Fürstin eines ind'schen Reichs, der Tugend hab' ich mich geweiht, wie ihr, und weil ich einen b?sen Geist aus meinem Land vertrieben, hat er aus Rache mich nach eurer Welt verbannt. Ich ward geehrt von meinem Volk, das meine Sch?nheit, meinen Geist bewunderte, geliebt von meinem z?rtlichen Gemahl, und alles, was des Glückes Gro?mut mir verliehn, hat dieser D?mon mir entrissen. (Weint.)
Hans. Jetzt fang' ich auch zum Weinen an, aber meine Tr?nen sind keinen Kreuzer wert.
Alzinde. Doch meine Jugendkraft hat er mir nicht geraubt, und heftiger fühl' ich den Schmerz, als ich die Freude früher hab' empfunden. Ihr glaubt mir doch?
Mirzel. Das kann ja sein, ich hab' schon viel von verzauberten Prinzessinnen geh?rt. Nu, tr?sten sich Euer G'streng' nur, wir werden schon für Euer G'streng' sorgen.
Hans. Was sagst denn Euer G'streng', meinst denn, du redst mit dem Verwalter? (Mit erhobener Stimme.) Wei? die Fürstin was, wir behalten die Fürstin bei uns, und was wir haben, bekommt die Fürstin auch.
Alzinde. Ihr guten Menschen, meine Tr?nen werden dankbar flie?en.
Mirzel. Wenn s' nur alle Jahre einmal weint, im Frühling, wenn der Schnee zerflie?t, so leben wir das ganze Jahr davon. Die Fürstin macht noch unser Glück.
Hans. Und da braucht sie nicht einmal einen Schmerz, der sie weinen macht, ich reib' ihr einen scharfen Kren, so weint sie ihren diamantenen Fleck her und lacht uns alle aus.
Mirzel. Ja, das ist pr?chtig, lieber Hans; die Tr?nen, die du im Hut hier hast, tragst du morgen augenblicklich in die Stadt. Jetzt geh die Fürstin nur in unsre Hütten hinein, da findt die Fürstin Milch und Brot; wir müssen jetzt in' Steinbruch hinaus, wir haben nur unsre Werkzeuge g'holt. Auf den Abend kommen wir nach Haus, und dann wollen wir recht vergnügt sein alle drei.
Hans. Ja, mein' liebe gute Fürstin, geh die Fürstin nur hinein, gib die Fürstin auf mein' Spitzel gut acht und sperr' die Fürstin die Tür von innen gut zu; unser Nachbar ist gar ein b?ser Mann, dem mu? die Fürstin ja nicht traun, sperr' ihm die Fürstin gar nicht auf.
Alzinde. Sorgt euch nicht, ich hab' ihn schon erkannt. Er stie? mich ja von seiner Tür.
(Sie geht hinein, Hans und Mirzel nehmen ihre H?mmer. Alzinde riegelt die Türe von innen zu.)
Hans. Heisa, jetzt geht's in den Steinbruch hinaus, wenn wir auch noch so wenig haben, ein fr?hliches Herz tauscht ja mit K?nigen nicht. (Beide ab.)
Zw?lfte Szene.
Gluthahn (schleicht herein). Geh in den Abgrund, Volk. Ob denn ein guter Mensch, wie ich bin, ein Glück hat? Erwischen die das Weib mit ihrer diamantenen Tr?nenfabrik! Gluthahn, da kannst du dein Geld hereinbringen. Ich bin ein guter Mensch, aber das Weib lass' ich nicht aus, die mu? mir alle S?ck' voll weinen. Hab' schon meinen Plan ausgedacht indessen,--im Haus kann ich sie nicht versperren hier; sechs Stunden weit in Alpenmarkt drin, da kenn' ich einen Herrn aus der
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