kriegst mich nicht. (Er geht unter die Tür und steckt den Kopf heraus.) Blas mich an jetzt, wannst dich traust. (H?hnisch.) Ja, auf d' Wochen, dummer Wind! (Schl?gt die Tür zu.)
Achte Szene. Sturmmusik. Alzindens Gestalt als altes Weib in Bettlerkleidung rauscht im Hintergrunde, zwischen den Flügeln des Nordwindes liegend, über die Bühne; den Strom der Luft auszudrücken, in welchem eine geflügelte Figur mit aufgeblasenen Backen, die Locken mit Eis beh?ngt, wie durch einen Schleier sichtbar ist, bleibt der Phantasie des Malers überlassen. Die Musik geht in eine klagende über, und nach einer bedeutenden Pause kommt Alzinde auf die Bühne. Sie hat graues Haar, ihre Gestalt ist ehrwürdig, ihre Kleidung abgenützt, aber nicht zerrissen.
Alzinde. Wo bin ich wohl? Wohin hat die Gewalt des Sturmwinds mich getragen? wie hei?t die Unglückswelt, auf der ich mich befinde? denn das ist nicht mein Reich, zu meinem Auge sprechen nie gesehne Dinge. Fremde Hütten, fremde Berge, ein fremder Himmel, ohne Sonne, ohne Mond, ohne Sterne, ohne Blau. Auch fühl' ich mich so schwach, ich will mich setzen, jene Quelle soll mich laben. (Sie setzt sich an den Rand des Beckens, sieht in den Wasserspiegel und springt auf.) Welch h??liche Gestalt schaut aus dem Spiegel dieses Quells? Doch nicht mein eignes Bild?--Nicht m?glich! (Streckt die Hand aus und erschrickt davor.) Wem geh?ren diese welken H?nde, diese abgelumpten Kleider? wessen Stelle mu? ich hier vertreten? Ich bin das nicht, widerrufe, Quell! (besieht sich noch einmal--erstarrt.) Er wiederholt's--ich bin's--ich bin's! (F?llt verzweifelnd auf den Rasen hin.) Ich Unglückselige! (richtet sich auf und lacht verzweiflungsvoll.) Das ist Alzind', die Sch?nheitsblume Indiens, in eine welke Distel nun verwandelt. O du mein stolzer Geist, verjagt aus deinem üppigen Palast, was mu?t du jetzt für ein ver?chtlich Haus bewohnen! Ich duld' es nicht! Verzweiflungsvolle Seele, sprenge doch die Riegel dieses morschen Kerkers! (?ngstlich.) Eilt mir zu Hilfe, Gro?e meines Reichs--wo seid ihr, meine Diener?--(Stark rufend.) meine Sklaven! (Echo ruft: Sklaven.) Es ist umsonst, das Echo ist der einz'ge Sklave meines Rufes. Ich bin allein, verbannt von meinem Volke, meinem Gott. Was rauschet? Ha, ein Gesch?pf aus dieser Welt. O du erb?rmliche Gestalt.
Neunte Szene. Gluthahn erscheint im Rocke. Vorige.
Gluthahn. Wer schreit denn so? Wie kommst du auf 'n Berg? Kriech weiter um ein Haus.
Alzinde. Wenn du ein Mensch bist, wie die Sprache mich's vermuten l??t, so sage mir, wie hei?t die Welt, in der du lebst?
Gluthahn. Weiter geh!
Alzinde. Wenn du ein Mensch bist, nimm mich auf in deine Hütte, die Sonne wird dich dafür lohnen.
Gluthahn. Aha, die brennet mich aus Dankbarkeit auf den Buckel hinauf. Du, la? mich aus mit deiner Sonn', die kenn' ich nicht.
Alzinde. Er kennt die Sonne nicht, weh mir. Hab' Mitleid, Hunger führet mich an deine Hütte, speise mich mit etwas Reis.
Gluthahn. (erstaunt). Was willst du haben? einen Reis? Ein Bettelweib will ein' Reis; Sie schafft sich nur gleich an, was sie am liebsten i?t.
Alzinde. O reich' mir nur ein kleines Stückchen Zucker.
Gluthahn (lachend). Einen Zucker will sie, o du sü?es Goscherl du. Wo hab' ich denn g'schwind was, ich gib ihr eine hinauf, da? s' ein Zucker macht, an dem s' langm?chtig z' schlecken hat.
Alzinde. Hab' Mitleid, ich verschmachte, gib mir st?rkendes Gewürz.
Gluthahn. Jetzt halt' ich's nimmer aus, jetzt will sie noch gar ein G'würz! Ich komm' in Narrenturm mitsamt dem Weib. Ich hab' kein G'würz noch gesehn, solang ich auf der Welt noch bin, die geht herum und bettelt um Gewürz.
Alzinde. Du Unmensch, sprich, soll ich an deiner Schwelle sterben?
Gluthahn. Was unterstehst du dich, an meiner Tür willst du da sterben? A solche Ungelegenheit, da? ich dich noch begraben lassen k?nnt'; gehst hinunter übern Berg und schaust dich um ein Platzel um, wost' hinwerden kannst.
Alzinde. Sonne, was erlebe ich.
Gluthahn. Schl?g' wirst gleich erleben, wenn du nicht gehst.
Alzinde (stolz und kr?ftig). Ich befehle es dir, mich zu bewirten, ich bin Indiens K?nigin.
Gluthahn. Jetzt ist's herau?en. Das Weib ist n?rrisch. Sie ist Indiens K?nigin, ich lach' mir noch einen Buckel, gr??er als der ihrige. Wenn du jetzt nicht gleich von meiner Tür weggehst, so jag' ich dich übern Berg hinunter. Marsch! Du verzuckertes indisches Bettelweib du! (Ab. Schl?gt die Tür zu.)
Zehnte Szene.
Alzinde (allein, mit Verzweiflung). Weh mir! So bin ich denn auf einem fremden Stern, ausgeschlossen aus der Sonne Strahlenreich. Nicht Menschen hausen hier. D?mone sind es, S?ldner jenes Drachensohns, der mich hierher gebannt. Hier darf kein Weihrauch duften, keine Palme blühn, ein wüstes Grab ist diese H?llenflur. Seht, seht, wie kleine Furien mit geh?rnten K?pfen über jene kahlen Felsen springen. Nie werd' ich mehr mein Volk, meinen Gemahl erblicken. Verloren ist mein Leib, verloren meine Seele. (Sinkt auf die Knie und ruft:) Sonne, rette mich! (Echo: Rette mich.) Umsonst, sie h?rt mich nicht; das Echo h?hnt mich aus, ihr Strahl dringt nicht auf dieses fluchbeladne Land. Welche Angst ergreift mein Gemüt? Von allen bin ich hier verlassen und
Continue reading on your phone by scaning this QR Code
Tip: The current page has been bookmarked automatically. If you wish to continue reading later, just open the
Dertz Homepage, and click on the 'continue reading' link at the bottom of the page.