Anmut und Selbstbeherrschung sind ihm Ehrensache, und obgleich dies, richtig betrachtet, nur die moderne Art knabenhafter Verlegenheit ist, so ist doch die Wirkung seines Wesens auf ?ltere Leute verblüffend und w?re bei einem weniger für sich einnehmenden jungen Menschen unertr?glich. Er ist die Schlagfertigkeit selbst und hat im Augenblick seines Eintretens eine Frage bereit:)
(Der junge Mann.) Komme ich noch zu rechter Zeit?
(Die junge Dame.) Nein, es ist schon alles vorüber.
(Der junge Mann.) Hast du geheult?
(Die junge Dame.) Oh, fürchterlich! Herr Doktor Valentine--mein Bruder Phil. Phil: das ist Herr Dr. Valentine, unser neuer Zahnarzt. (Dr. Valentine und Philip verneigen sich voreinander. Sie f?hrt in einem Atem fort:) Er ist erst seit sechs Wochen hier und ist Junggeselle. Das Haus geh?rt ihm nicht, und die Einrichtung geh?rt seinem Hausherrn, aber die n?tigen Gegenst?nde für seinen Beruf hat er gemietet. Er hat meinen Zahn wundervoll auf den ersten Ruck herausgekriegt. Und wir sind sehr gute Freunde.
(Philip.) Du hast wohl eine Menge Fragen gestellt, was?
(Die junge Dame als ob sie unf?hig w?re, das zu tun:) O nein!
(Philip.) Das freut mich. (Zu Dr. Valentine:) Sehr liebenswürdig von Ihnen, nichts gegen uns zu haben, Herr Doktor. Wir sind n?mlich noch nie in England gewesen, und unsere Mutter hat uns darauf vorbereitet, da? die Leute uns hier einfach nicht ertragen würden.--Kommen Sie, frühstücken Sie mit uns.
(Dr. Valentine erschreckt über das Tempo, in dem ihre Bekanntschaft fortschreitet, ringt nach Atem, aber er hat keine Gelegenheit zu sprechen, da die Unterhaltung der Zwillinge rei?end und andauernd ist.)
(Die junge Dame.) O ja, sagen Sie zu, Herr Doktor!
(Philip.) Im Marine-Hotel um halb zwei.
(Die junge Dame.) Wir werden dann Mama erz?hlen k?nnen, da? ein achtbarer Engl?nder versprochen hat, mit uns zu frühstücken.
(Philip.) Kein Wort mehr, Herr Doktor; Sie werden kommen!
(Dr. Valentine.) Kein Wort mehr?... Ich habe überhaupt noch kein Wort gesagt... Darf ich fragen, mit wem ich eigentlich die Ehre habe?... Es ist mir wirklich ganz unm?glich, mit zwei mir vollst?ndig Unbekannten im Marine-Hotel zu frühstücken.
(Die junge Dame vorlaut:) Ach, was für ein Unsinn!... Ein Patient in sechs Wochen! Kann Ihnen doch ganz einerlei sein?
(Philip gesetzt:) Nein, Dolly: meine Menschenkenntnis best?tigt Herrn Doktor Valentines Ansicht; er hat recht.--Erlauben Sie, da? ich Ihnen Fr?ulein Dorothea Clandon, gew?hnlich Dolly genannt; vorstelle. (Dr. Valentine verneigt sich vor Dolly. Sie nickt ihm zu.) Ich bin Philip Clandon--wir sind aus Madeira--aber trotzdem bis jetzt ganz achtbare Leute.
(Dr. Valentine.) Clandon?... Sind Sie verwandt mit--
(Dolly mit einem unerwarteten Verzweiflungsschrei:) ja, wir sind's!
(Dr. Valentine erstaunt:) Verzeihen Sie--
(Dolly.) Ja, ja, wir sind es!... Alles ist zu Ende, Phil! Man wei? alles über uns in England! (Zu Dr. Valentine:) Oh, Sie k?nnen sich nicht vorstellen, wie entsetzlich es ist, mit einer berühmten Pers?nlichkeit verwandt zu sein und nirgends um seiner selbst willen gesch?tzt zu werden.
(Dr. Valentine.) Aber entschuldigen Sie: der Herr, an den ich dachte, ist durchaus nicht berühmt.
(Dolly ihn anstarrend:) Der Herr?...
(Philip ist auch erstaunt.)
(Dr. Valentine.) Ja. Ich wollte Sie fragen, ob Sie zuf?llig die Tochter des Herrn Densmore Clandon aus Newbury Hall sind.
(Dolly ausdruckslos:) Nein.
(Philip.) Na, Dolly, woher wei?t du das?
(Dolly aufgeheitert:) Oh, ich verga?, natürlich--vielleicht bin ich's!
(Dr. Valentine.) Wissen Sie das nicht?
(Philip.) Ganz und gar nicht.
(Dolly.) Ein kluges Kind--
(Philip sie kurz unterbrechend:) Sch! (Dr. Valentine f?hrt bei diesem Laut ?ngstlich zusammen. Obwohl er kurz ist, klingt er doch so, als ob ein Stück Seidenzeug durch einen Blitz entzweigeschnitten würde. Er ist das Resultat langer übung und soll Dollys Indiskretion verhindern.) Die Sache ist die, Herr Doktor: wir sind die Kinder der berühmten Frau Lanfrey Clandon, einer Schriftstellerin von gro?em Ruf--in Madeira. Kein Haushalt ist vollkommen ohne ihre Werke. Wir sind nach England gekommen, um diese Werke los zu werden. Sie hei?en "Abhandlungen für das zwanzigste Jahrhundert".
(Dolly.) Die Küche des zwanzigsten Jahrhunderts!--
(Philip.) Das Glaubensbekenntnis des zwanzigsten Jahrhunderts--
(Dolly.) Die Kleidung des zwanzigsten Jahrhunderts--
(Philip.) Das Betragen des zwanzigsten Jahrhunderts--
(Dolly.) Die Kinder des zwanzigsten Jahrhunderts--
(Philip.) Die Eltern des zwanzigsten Jahrhunderts--
(Dolly.) Geheftet einen halben Dollar--
(Philip.) Oder auf Leinwand aufgezogen, zum h?ufigen Familiengebrauch, zwei Dollar. In keinem Hause sollten diese Werke fehlen.--Lesen Sie sie, Herr Doktor; sie werden Ihre Seele veredeln.
(Dolly.) Aber nicht, solange wir hier sind, wenn ich bitten darf.
(Philip.) Richtig! Wir ziehen Leute mit unveredelten Seelen vor. Unsere eigene Seele befindet sich n?mlich in dieser frischen und unverdorbenen Verfassung.
(Dr. Valentine zweifelhaft:) Hm!
(Dolly ahmt ihn fragend nach:) Hm...?--Phil, er zieht Leute vor, deren Seelen veredelt sind.
(Philip.) Wenn das der Fall ist, müssen wir ihn mit dem andern Familienglied bekannt machen, mit der "Frau des zwanzigsten Jahrhunderts", unserer Schwester Gloria!
(Dolly dithyrambisch:) Dem Meisterwerk der Sch?pfung!
(Philip.) Der Tochter der Wissenschaft!
(Dolly.) Dem Stolz Madeiras!
(Philip.) Dem Inbegriff der Sch?nheit!
(Dolly wird pl?tzlich prosaisch:) Unsinn, keinen Teint!
(Dr. Valentine verzweifelt:) Darf ich endlich auch ein Wort sagen?
(Philip h?flich:) Entschuldigen Sie--bitte.
(Dolly sehr liebenswürdig:) Verzeihen Sie.
(Dr. Valentine versucht, v?terlich zu ihnen zu sein:) Ich mu? euch jungen Leuten wirklich einen Wink geben.
(Dolly bricht wieder aus:) Na, das ist wirklich gut! Wie alt sind
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