breiten Rosenpfad
zum ewigen Freudenfeuer wandeln.--
(Klopfen.)
Gleich, gleich! Ich bitt euch, bedenkt doch, daß der Pförtner auch ein
Mensch ist.
(Er öffnet das Tor: Macduff und Lenox kommen herein.)
MACDUFF Kamst du so spät zu Bett, Freund, daß du nun so spät
aufstehst?
PFÖRTNER Mein Seel, Herr, wir zechten, bis der zweite Hahn krähte;
und der Trunk ist ein großer Beförderer von drei Dingen.
MACDUFF Was sind denn das für drei Dinge, die der Trunk
vorzüglich befördert?
PFÖRTNER Ei, Herr, rote Nasen, Schlaf und Urin. Buhlerei befördert
und dämpft er zugleich; er befördert das Verlangen und dämpft das Tun.
Darum kann man sagen, daß vieles Trinken ein Zweideutler gegen die
Buhlerei ist: es schafft sie und vernichtet sie, treibt sie an und hält sie
zurück, macht ihr Mut und schreckt sie ab, heißt sie sich brav halten
und nicht brav halten, zweideutelt sie zuletzt in Schlaf, straft sie Lügen
und geht davon.
MACDUFF Ich glaube, der Trunk strafte dich die Nacht Lügen.
PFÖRTNER Ja, Herr, das tat er, in meinen Hals hinein; aber ich vergalt
ihm seine Lügen, und ich denke, ich war ihm doch zu stark: denn
obgleich er mir die Beine ein paarmal unten wegzog, so fand ich doch
einen Kniff, ihn hinauszuschmeißen.
MACDUFF Ist dein Herr schon aufgestanden? Geweckt hat unser
Klopfen ihn; hier kommt er.
(Macbeth tritt auf.)
LENOX Guten Morgen, edler Herr!
MACBETH Guten Morgen, beide!
MACDUFF Wacht schon der König, würdger Than?
MACBETH Noch nicht.
MACDUFF Mir gab er den Befehl, ihn früh zu wecken; Die Zeit
versäumt ich fast.
MACBETH Ich führ Euch hin.
MACDUFF Ich weiß, es ist 'ne Müh, die Euch erfreut; Doch es ist eine
Müh.
MACBETH Die Arbeit, die uns freut, wird zum Ergötzen. Hier ist die
Tür.
MACDUFF Ich wag es, ihn zu wecken, Denn das ward mir befohlen.
(Er geht ab.)
LENOX Reist der König Heut ab?
MACBETH So ists, er hat es so bestimmt.
LENOX Die Nacht war stürmisch; wo wir schliefen, riß es Den Schlot
herab, und wie man sagt, erscholl Ein Wimmern in der Luft, ein
Todesstöhnen, Ein Prophezein in fürchterlichem Laut Von wildem
Brand und gräßlichen Geschichten, Neu ausgebrütet einer Zeit des
Leidens. Der dunkle Vogel schrie die ganze Nacht. Man sagt, die Erde
bebte fieberkrank.
MACBETH Es war 'ne rauhe Nacht.
LENOX Mein jugendlich Gedächtnis sucht umsonst Nach
ihresgleichen.
(Macduff kommt [von oben herunter] zurück.)
MACDUFF O Grausen, Grausen, Grausen! Zung und Herz Faßt es
nicht, nennt es nicht!
MACBETH und LENOX Was ist geschehn?
MACDUFF Jetzt hat die Höll ihr Meisterstück gemacht! Der
kirchenräuberische Mord brach auf Des Herrn geweihten Tempel und
stahl weg Das Leben aus dem Heiligtum.
MACBETH Was sagt Ihr? Das Leben?
LENOX Meint Ihr Seine Majestät?
MACDUFF Geht ein zur Kammer und zerstört die Sehkraft Durch eine
neue Gorgo! Laßt mich schweigen; Seht, und dann redet selbst!
(Macbeth und Lenox gehen ab.)
Erwacht, erwacht!
([Macbeth und Lenox gehen ab.])
Die Sturmglock angeschlagen! Mord! Verrat! Banquo und Donalbain!
Malcolm! Erwacht! Werft ab den flaumgen Schlaf, des Todes Abbild,
Und seht ihn selbst, den Tod! Auf, auf, und schaut Des Weltgerichtes
Vorspiel! Malcolm! Banquo! Steigt wie aus eurem Grab, wie Geister
schreitet, Als Graungefolge diesen Mord zu schaun!
[Die Glocken stürmt!]
(Die Lärmglocke läutet. Lady Macbeth tritt auf.)
LADY MACBETH Was ist denn vorgefallen, Daß solche schreckliche
Trompete ruft Zum Rat die Schläfer dieses Hauses? Sprecht!
MACDUFF O zarte Frau, Ihr dürft nicht hören, was ich sagen könnte.
Vor eines Weibes Ohr es nennen, wäre Ein Mord, wie Ihrs vernähmt.
(Banquo tritt auf.)
O Banquo, Banquo! Der König, unser Herr, ermordet!
LADY MACBETH Wehe! In unserm Haus?
BANQUO Zu grausam, wo auch immer!-- O lieber Macduff,
widersprich dir selber Und sag, es sei nicht so.
(Macbeth und Lenox kommen mit Rosse zurück.)
MACBETH War ich gestorben, eine Stunde nur, Eh dies geschah,
gesegnet war mein Dasein! Von jetzt gibt es nichts Ernstes mehr im
Leben; Alles ist Tand, gestorben Ruhm und Gnade! Der Lebenswein ist
ausgeschenkt, nur Hefe Blieb noch zu prahlen dem Gewölbe.
(Malcolm und Donalbain treten auf.)
DONALBAIN Wem Geschah ein Leid?
MACBETH Euch selbst, und wißt es nicht: Der Born, der Ursprung
Eures Blutes ist Versiegt, die Lebensquelle selbst versiegt.
MACDUFF Eur königlicher Vater ist ermordet.
MALCOLM Ha! Von wem?
LENOX Die Kämmerlinge, scheint es, sind die Täter; Denn Händ und
Antlitz trugen blutge Zeichen, Auch ihre Dolche, die unabgewischt Auf
ihren Polstern lagen. Wie im Wahnsinn, So starrt' ihr Auge, und es war
gefährlich, Nur ihnen nah zu kommen.
MACBETH Oh, jetzt bereu ich meine Wut, daß ich Sie niederstieß.
MACDUFF Warum habt Ihrs getan?
MACBETH Wer ist weis' und entsetzt, gefaßt und wütig, Pflichttreu
und kalt in einem Augenblick? Kein Mensch. Die Raschheit meiner
heftgen Liebe Lief schneller als die zögernde Vernunft. Duncan lag hier,
die Silberhaut verbrämt Mit seinem goldnen Blut; die offnen Wunden,
Sie
Continue reading on your phone by scaning this QR Code
Tip: The current page has been bookmarked automatically. If you wish to continue reading later, just open the
Dertz Homepage, and click on the 'continue reading' link at the bottom of the page.