A free download from www.dertz.in
The Project Gutenberg EBook of Liederkranz, by Ulrich von
Schlippenbach
This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with
almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or
re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included
with this eBook or online at www.gutenberg.net
Title: Liederkranz
Dem Andenken der verstorbenen Frau Herzogin Dorothea von Kurland
geweiht
Author: Ulrich von Schlippenbach
Release Date: February 21, 2007 [EBook #20637]
Language: German
Character set encoding: ISO-8859-1
0. START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK
LIEDERKRANZ ***
Produced by Taavi Kalju and the Online Distributed
Proofreading
Team at http://www.pgdp.net (This book was
produced from scanned
images of public domain material
from the Tartu University Library
at http://www.utlib.ee)
Liederkranz.
_Dem Andenken_
_der_
verstorbenen Frau Herzogin
Dorothea von Kurland
_geweiht_
_von_
Ulrich Freyherrn von Schlippenbach.
_Mitau, 1821._
_Gedruckt bey J. F. Steffenhagen und Sohn._
Ist zu drucken erlaubt.
Dorpat, Ritter D. Karl Morgenstern,
den 17ten November 1821. Censor.
Sonnen Niedergang.
Ein Frühlingstag mit hellem Sonnenleben
Erwacht in blüthenreicher
Flur,
Und was der Himmel segnend ihr gegeben,
Gab mütterlich
ihm die Natur.
Den lichten Glanz, die reiche Blumenfülle,
Des
reinsten Daseyns warmen Strahl,
Des wolkenfreyen Himmels heil'ge
Stille
In einem heitren Frühlingsthal.
O schöner Tag! der Erde
aufgegangen,
Um hell und licht in deinem Reiz zu prangen.
Und wollen auch die Stürme sich erheben,
Sie weichen vor des
Lichtes Strahlenkranz,
Und selbst des Abends kühle Schatten weben
Den Schleyer nicht um _dieses_ Tages Glanz.
Er sinkt, so wie er
freundlich aufgegangen,
Nur Abendroth zeigt sein Entschwinden an,
Und wo die fernen Welten ihn empfangen,
Beschließen Sterne
seine Bahn;
Selbst wenn schon nächtlich tiefe Dunkel wallen,
Hört
man Gebete lange noch erschallen.
So war Dein Aufgang, so Dein Niedersinken,
Du, Deines Landes
holder Frühlingstag;
Du zogst dahin, wo helle Sterne winken,
Dahin, wo Deine rechte Heimath lag.
Du schiedest, Fürstin, so von
Deinem Throne,
Wie von dem Leben, in dem höchsten Glanz,
Und
schimmernder als Deine Fürstenkrone
War Deiner Anmuth
Strahlenkranz;
Dein Abendroth wird noch in Liebe glühen,
Wenn
tiefe Schatten _unsre_ Welt umziehen.
Phantasie.
[Zu dem Bilde der Erinnerung.[A]]
Endlich hat mein Auge dich gesehen,
Treues Bildniß der Erinnerung,
Wie du schwebest aus des Himmels Höhen,
Ewig blühend, ewig
schön und jung.
Ruhst auf mondeshellen Wolkensäumen,
Hebst den zarten Schleyer,
und dein Blick
Wendet, wie erwacht aus süßen Träumen,
Zu der
Liebe Denkmal sich zurück.
Und so tragen dich der Weste Schwingen
Durch der Zeiten weite
Kreise hin,
Wo versunk'ne Bilder dich umringen,
Bleicher Kränze
deutungsvoller Sinn.
Doch der Sehnsucht innigstes Empfinden
Wendet deinen
stillgesenkten Blick
Noch einmal zu jenen Schattengründen
In ein
theures Jugendland zurück.
Und ein Denkmal seh ich dort sich heben,
Das Arkadien die Stäte
nennt;
Die Erinn'rung feyert hier ein Leben,
Das sich nimmer von
der Seele trennt.
Weile, hohe Göttin, weile,
O Erinn'rung! weile hier;
Fliehe nicht
mit rascher Eile,
Unsre Seelen folgen dir.
Nur auf deinen lichten
Schwingen,
Über Erde, Zeit und Tod,
Wagt der Geist empor zu
dringen
Zu der Hoffnung Morgenroth.
[Fußnote A: Das bey der letzten Anwesenheit der Frau Herzogin von
Kurland im Jahre 1817 verfaßte Gedicht, nach einem Bilde der
Erinnerung in einem mehrere Gemälde enthaltenden Cahier, scheint
wie in der Vorahnung geschrieben zu seyn, daß die holde Fürstin zum
Letztenmale ihr Heimathland wiedergesehen habe, und sie selbst nun
jenes holde Bild der Erinnerung sey, welches der sinnige Maler so
herrlich dargestellt hatte.]
Erinnerung.
Schwebst du nun selbst auf der Erinn'rung Höhen,
Du schönes Bild,
das uns so hold erschien;
Willst wie ein süßer Traum vergehen,
Und wie ein Strahl vorüberziehn?
Willst Lichtgestalt dich weit erheben
Zu ferner Welten besserm
Glück?
Nichts blieb als nur dein Erdenleben
Und unsre Liebe uns
zurück.
So zieht die Wolke hin, doch Segen thaut sie nieder,
Der in den
Blüthen, die sie weckte, lebt,
Und kehrt so selbst zur Erde wieder,
Wo diese Himmelsfarben webt.
Die Kronen.
Als jedes Herz Dein Jugendglanz entzückte,
Und höher Dich der
Schönheit lichter Tag
Als jene Fürstenkrone schmückte,
Die nahe
Deiner Wiege lag;
In jedes Glückes schimmerndem Geschmeide
Umwallte da so rauschend Dich die Freude.
Es hielt Dir Wort das glanzerfüllte Leben,
Gabst Du ihm auch die
Herrscherkrone hin;
In jener helleren, die Schönheit Dir gegeben.
Begrüßte Dich die Welt als Königin.
Es durften Enkel Deine Knie
umfahen,
Doch nicht das Alter Deinem Reize nahen.
Auch diese Krone nahm sich nun zum Raube
Mit kalter bleicher
Hand der Tod,
Als abermals die schönere der Glaube
Im hellen
Strahlenschimmer bot.
Im lichten Glanz, wie Dich die Welt
empfangen,
Bist mit der Krone Du zum Himmel eingegangen.
Im Schlosse zu Mitau neben der Fürstengruft.[B]
Es neigte sich der Tag, und Nebelbilder zogen
Hin an des Stromes
grünen Uferrand;
Ich blickte in die Tiefe blauer Wogen
Vom
Schlosse nieder, wo ich sinnend stand,
Da war es mir, als stiegen viel
Gestalten
Aus nahem Grabgewölb' hervor,
Die hin am Strome auf
und nieder wallten,
Nur halb verdeckt vom leichten Nebelflor,
Gehüllt im Schmuck der fürstlichen Gewande,
Wie sie die Vorzeit
trug in diesem Lande.
Der Ahnherr schritt im goldnen Panzerkleide
Aus weitem Thor, von
Geisterhand gesprengt,
Ein rothes
Continue reading on your phone by scaning this QR Code
Tip: The current page has been bookmarked automatically. If you wish to continue reading later, just open the
Dertz Homepage, and click on the 'continue reading' link at the bottom of the page.