Lieder von Lessing | Page 2

Gotthold Ephraim Lessing
Ebenbild der Liebe!?Nimm hier dein k��nstlich Ebenbild;?Das, wenn man dich auch dr��ber schriebe,?Doch seines Meisters Schw?che schilt.?Dem Maler la? es nicht entgelten,?Wenn dir dies Bild zu wenig gleicht:?Nur auf das Urbild mu?t du schelten,?Wenn dich sein Pinsel nicht erreicht.?Dich, ?hnlichstes von allen Bildern,?Hat die Natur hervorgebracht:?Jedoch wie kann ein K��nstler schildern,?Was die Natur vollkommen macht?
An die Kunstrichter
Schweigt, unberauschte, finstre Richter!?Ich trinke Wein, und bin ein Dichter.?Tut mir es nach, und trinket Wein,?So seht ihr meine Sch?nheit ein.?Sonst wahrlich, unberauschte Richter,?Sonst wahrlich seht ihr sie nicht ein!
An die Leier
T?ne, frohe Leier,?T?ne Lust und Wein!?T?ne, sanfte Leier,?T?ne Liebe drein!
Wilde Krieger singen,?Ha? und Rach und Blut?In die Laute singen,?Ist nicht Lust, ist Wut.
Zwar der Heldens?nger?Sammelt Lorbeern ein;?Ihn verehrt man l?nger;?Lebt er l?nger? Nein.
Er vergr?bt im Leben?Sich in Tiefsinn ein:?Um erst dann zu leben,?Wann er Staub wird sein.
Lobt sein g?ttlich Feuer,?Zeit und Afterzeit!?Und an meiner Leier?Lobt die Fr?hlichkeit.
An die Schwalbe
Die 12te Ode Anakreons.
Schwatzhafteste der Schwalben, sprich,?Was tu ich dir? wie straf ich dich??Soll ich dich um die Schwingen?Mit meiner Schere bringen??Soll ich, zu deiner Pein,?Ein andrer Tereus sein??Und willst du gern der Progne gleichen??Mu?t du, zu fr��he Schw?tzerin,?Mu?t du von meiner Sch?ferin?Mir meinen sch?nen Traum verscheuchen?
An eine kleine Sch?ne
Kleine Sch?ne, k��sse mich.?Kleine Sch?ne, sch?mst du dich??K��sse geben, K��sse nehmen,?Darf dich itzo nicht besch?men.?K��sse mich noch hundertmal!?K��? und merk der K��sse Zahl.?Ich will dir, bei meinem Leben!?Alle zehnfach wiedergeben,?Wenn der Ku? kein Scherz mehr ist,?Und du zehn Jahr ?lter bist.
Antwort eines trunknen Dichters
Ein trunkner Dichter leerte?Sein Glas auf jeden Zug;?Ihn warnte sein Gef?hrte:?H?r auf! du hast genug.?Bereit vom Stuhl zu sinken,?Sprach der: Du bist nicht klug;?Zu viel kann man wohl trinken,?Doch nie trinkt man genug.
Auf sich selbst
Ich habe nicht stets Lust zu lesen.?Ich habe nicht stets Lust zu schreiben.?Ich habe nicht stets Lust zu denken;?Kurzum, nicht immer zu studieren.
Doch hab ich allzeit Lust zu scherzen.?Doch hab ich allzeit Lust zu lieben.?Doch hab ich allzeit Lust zu trinken;?Kurz, allezeit vergn��gt zu leben.
Verdenkt ihr mirs, ihr sauern Alten??Ihr habt ja allzeit Lust zu geizen;?Ihr habt ja allzeit Lust zu lehren;?Ihr habt ja allzeit Lust zu tadeln.
Was ihr tut, ist des Alters Folge.?Was ich tu, will die Jugend haben.?Ich g?nn euch eure Lust von Herzen.?Wollt ihr mir nicht die meine g?nnen?
Das Alter
Nach der 11ten Ode Anakreons.
Euch, lose M?dchen, h?r ich sagen:?"Du bist ja alt, Anakreon.?Sieh her! du kannst den Spiegel fragen,?Sieh, deine Haare schwinden schon;?Und von den trocknen Wangen?Ist Bl��t und Reiz entflohn."--?Wahrhaftig! ob die Wangen?Noch mit dem Lenze prangen,?Wie, oder ob den Wangen?Der kurze Lenz vergangen,?Das wei? ich nicht; doch was ich wei?,?Will ich euch sagen: da? ein Greis,?Sein bi?chen Zeit noch zu genie?en,?Ein doppelt Recht hat, euch zu k��ssen.
Das Bild an Hrn. H.
Das, Maler, ist dein Meisterst��cke!?Ja, H**, ja; an Anmut reich,?Sieht dies Kind meinem Kinde gleich.?Das ist sein Haar; dies seine Blicke;?Das ist sein Mund; das ist sein Kinn.
O Freund, o la? dichs nicht verdr��ssen,?Und sieh auf jene Seite hin:?Ich mu?, ich mu? das Bildchen k��ssen.?Wie z?rtlich nimmts den Ku? nicht an:?Nur schade, da? es ihn nicht wiedergeben kann.
Das Erdbeben
Bruder, Bruder, halte mich!?Warum kann ich denn nicht stehen??Warum kannst du denn nicht gehen??Bruder geh, ich f��hre dich.
Sachte Bruder, stolperst du??Was? Du f?llst mir gar zur Erden??Halt! ich mu? dein Retter werden.?Nu? Ich falle selbst dazu?
Sieh doch Bruder! Siehst du nicht,?Wie die lockern W?nde schwanken??Sieh, wie Tisch und Flasche wanken!?Greif doch zu! das Glas zerbricht!
Himmel, bald, bald werden wir?Nicht mehr trinken, nicht mehr leben!?F��hlst du nicht? des Grunds Erbeben?Droht es Bruder mir und dir.
Limas Schicksal bricht herein!?Bruder, Bruder, wenn wir sterben,?Soll der Wein auch mit verderben??Der auf heut bestimmte Wein?
Nein, die S��nde wag ich nicht.?Bruder, wolltest du sie wagen??Nein, in letzten Lebenstagen?Tut man gerne seine Pflicht.
Sieh, dort sinket schon ein Haus!?Und hier auch! Nun mu? man eilen!?La? uns noch die Flasche teilen!?Hurtig! Hurtig! trink doch aus!
Das Leben
Sechs Tage kannt ich sie,?Und liebte sie sechs Tage.?Am siebenten erbla?te sie,?Dem ersten meiner ewgen Klage.?Noch leb ich, zauderndes Geschick!?Ein pflanzengleiches Leben.?O Himmel, ist f��r den kein Gl��ck,?Dem du Gef��hl und Herz gegeben!?Oh! nimm dem K?rper W?rm und Blut,?Dem du die Seele schon genommen!?Hier, wo ich wein, und wo sie ruht,?Hier la? den Tod auf mich herab gebeten kommen!?Was hilft es, da? er meine Jahre?Bis zu des Nestors Alter spare??Ich habe, trotz der grauen Haare,?Womit ich dann zur Grube fahre,?Sechs Tage nur geliebt,?Sechs Tage nur gelebt.
Das Paradies
Sein Gl��ck f��r einen Apfel geben,?O Adam, welche L��sternheit!?Statt deiner h?tt ich sollen leben,?So w?r das Paradies noch heut.--
Wie aber, wenn alsdann die Traube?Die Probefrucht gewesen w?r??Wie da, mein Freund?--Ei nun, ich glaube--?Das Paradies w?r auch nicht mehr.
Das Sch?ferleben
Komm Freund! wir wollen Sch?fer werden.?Dies stille Volk besitzet noch?Die s��?e Ruh, das Gl��ck der Erden.?Was zauderst du? Komm Freund! komm doch!?Dort bl��ht bei aufger?umten Sinnen?Noch alte Treu und Redlichkeit,?Auch in den sch?nsten Sch?ferinnen.?Dort, dort ist noch die g��ldne Zeit.
Wird dir es schwer, die Stadt zu lassen,?Wo nichts als falsche M?gdchen sind??Bedenke, Phyllis will mich hassen,?Das
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