Lieder von Lessing | Page 9

Gotthold Ephraim Lessing
er dich,
Und deine Eitelkeit im
Lichte;
Und wünscht sich, von der Weltlust ferne,
Ein fühlend Aug
nur für die Sterne.
O selge Zeit der stillen Nacht,
Wo Neid und Bosheit schlafend liegen,

Und nur ein frommes Auge wacht,
Und sucht am Himmel sein
Vergnügen!
Gott sieht die Welt in diesen Stunden,
Und spricht, ich
hab sie gut gefunden!
Berlin.
L.
Die schlafende Laura

Nachlässig hingestreckt,
Die Brust mit Flor bedeckt,
Der jedem
Lüftchen wich,
Das säuselnd ihn durchstrich,
Ließ unter jenen
Linden
Mein Glück mich Lauren finden.
Sie schlief und weit und
breit
Schlug jede Blum ihr Haupt zur Erden,
Aus mißvergnügter
Traurigkeit,
Von Lauren nicht gesehn zu werden.
Sie schlief, und
weit und breit
Erschallten keine Nachtigallen,
Aus weiser
Furchtsamkeit,
Ihr minder zu gefallen,
Als ihr der Schlaf gefiel,

Als ihr der Traum gefiel,
Den sie vielleicht itzt träumte,
Von dem,
ich hoff' es, träumte,
Der staunend bei ihr stand,
Und viel zu viel
empfand,
Um deutlich zu empfinden,
Um noch es zu empfinden,

Wie viel er da empfand.
Ich ließ mich sanfte nieder,
Ich segnete, ich
küßte sie,
Ich segnete, und küßte wieder:
Und schnell erwachte sie,

Schnell taten sich die Augen auf.
Die Augen?--nein, der Himmel
tat sich auf.
Die schlimmste Frau
Die Weiber können nichts als plagen.
Der Satz sagt viel und ist nicht
neu.
Doch, Freunde, könnt ihr mir nicht sagen,
Welch Weib das
schlimmste sei?
Ein Weib, das mit dem Manne scherzet
Wie ein gebildter
Marmorstein,
Das ohne Glut und Reiz ihn herzet,
Das kann kein
gutes sein.
Ein Weib, das wie ein Drache geizet,
Und gegen Kind und Magd
genau,
Den Dieb, mich zu bestehlen reizet,
O eine schlimme Frau!
Ein Weib, das gegen alle lachet,
In Liebesstreichen frech und schlau

Uns täglich neue Freunde machet,
O eine schlimmre Frau!
Ein Weib, das nichts als bet und singet,
Und bei der Kinder
Zeitvertreib
Mit Seufzen ihre Hände ringet,
O ein noch schlimmer
Weib!

Ein Weib, das stolz aufs Eingebrachte,
(Und welche nimmt der Stolz
nicht ein?)
Den Mann sich gern zum Sklaven machte,
Das muß ein
Teufel sein!
Ein Weib, das ihrem Manne fluchet,
Wenn er Gesellschaft, Spiel und
Wein,
Wie heimlich sie Liebhaber, suchet,
Das muß--ein Weibsbild
sein!
Die verschlimmerten Zeiten
Anakreon trank, liebte, scherzte,
Anakreon trank, spielte, herzte,

Anakreon trank, schlief, und träumte
Was sich zu Wein und Liebe
reimte:
Und hieß mit Recht der Weise.
Wir Brüder trinken, lieben, scherzen,
Wir Brüder trinken, spielen,
herzen,
Wir Brüder trinken, schlafen, träumen,
Wozu sich Wein
und Liebe reimen:
Und heißen nicht die Weisen.
Da seht den Neid von unsern Zeiten!
Uns diesen Namen abzustreiten!

O Brüder, lernet hieraus schließen,
Daß sie sich stets
verschlimmern müssen;
Sie nennen uns nicht weise.
Die wider den Cäsar verschworne Helden
Cassius. Decimus. Brutus. Cimber.
Cassius.
Jetzt, Helden, laßt uns rühmlich sterben,
Eh Rom noch
Königsfesseln trägt.
Wer sollte nicht mit Lust verderben,
Wenn ihn
der Staat mit niederschlägt?
Decimus.
Ja--aber ohne Rache sterben,
Und ohne Nutz dem
Vaterland--
Freund, das heißt pöbelhaft verderben.
Und wozu hätt
ich Mut und Hand?
Cassius.
O Brutus! voller tiefen Sorgen
Seh ich dein Herz für Rom
zerteilt.
O Freund! noch einen freien Morgen,
So hat die

Knechtschaft uns ereilt.
Brutus.
Wenn Cäsar Rom will unterdrücken,
Muß Brutus ihn zur
Strafe ziehn.
Ich will den Dolch ins Herz ihm drücken:
Mit Zittern
zwar, doch drück ich ihn.
Cassius.
Du? deinem Freunde? Brutus! Götter!
Rom steht, wenn
Brutus Brutus ist.
Schon war ein Brutus Roms Erretter;
Komm!
zeige, daß du beide bist.
Cimber.
Auch ich will alles mit euch wagen;
Auch ich muß ohne
König sein.
Denn könnt ich einen Herrn ertragen,
Ertrüg ich
allererst den Wein.
Eine Gesundheit
Trinket Brüder, laßt uns trinken
Bis wir berauscht zu Boden sinken;

Doch bittet Gott den Herren,
Daß Könige nicht trinken.
Denn da sie unberauscht
Die halbe Welt zerstören,
Was würden sie
nicht tun,
Wenn sie betrunken wären?
Für wen ich singe
Ich singe nicht für kleine Knaben,
Die voller Stolz zur Schule gehn,

Und den Ovid in Händen haben,
Den ihre Lehrer nicht verstehn.
Ich singe nicht für euch, ihr Richter,
Die ihr voll spitzger
Gründlichkeit
Ein unerträglich Joch dem Dichter,
Und euch die
Muster selber seid.
Ich singe nicht den kühnen Geistern,
Die nur Homer und Milton reizt;

Weil man den unerschöpften Meistern
Die Lorbeern nur umsonst
begeizt.
Ich singe nicht, durch Stolz gedrungen,
Für dich, mein deutsches

Vaterland.
Ich fürchte jene Lästerzungen,
Die dich bis an den Pol
verbannt.
Ich singe nicht für fremde Reiche.
Wie käm mir solch ein Ehrgeiz ein?

Das sind verwegne Autorstreiche.
Ich mag nicht übersetzet sein.
Ich singe nicht für fromme Schwestern,
Die nie der Liebe Reiz
gewinnt,
Die, wenn wir munter singen, lästern,
Daß wir nicht alle
Schmolken sind.
Ich singe nur für euch, ihr Brüder,
Die ihr den Wein erhebt, wie ich.

Für euch, für euch sind meine Lieder.
Singt ihr sie nach: o Glück
für mich!
Ich singe nur für meine Schöne,
O muntre Phyllis, nur für dich.
Für
dich, für dich sind meine Töne.
Stehn sie dir an, so küsse mich.
Heldenlied der Spartaner
In drei Chören.
ALLE.
Streitbare Männer
CHOR DER ALTEN.
Waren wir!
ALLE.
Streitbare Männer
CHOR DER MÄNNER.
Sind wir!
ALLE.
Streitbare Männer
CHOR DER JÜNGLINGE.
Werden wir!
ALLE.
Streitbare Männer
CHOR DER ALTEN.
Waren wir!

CHÖRE DER MÄNNER UND JÜNGLINGE.
Waret ihr!
CHOR DER ALTEN.
Das leugne, wer darf!
ALLE.
Streitbare Männer
CHOR DER MÄNNER.
Sind wir!
CHÖRE DER ALTEN UND JÜNGLINGE.
Seid ihr!
CHOR DER MÄNNER.
Versuch uns, wer darf!
ALLE.
Streitbare Männer
CHOR DER JÜNGLINGE.
Werden wir!
CHÖRE DER ALTEN UND MÄNNER.
Werdet ihr!
CHOR DER JÜNGLINGE.
Noch tapfrer, als ihr!
Ich
Die Ehre hat mich nie gesucht;
Sie hätte mich auch nie
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