den Himmel zurük treibt.
König Philipp. Friede sey mit England, wenn dieser Krieg aus
Frankreich nach England zurükkehrt, um dort im Frieden zu leben. Wir
lieben England, und nur um Englands willen, schwizen wir hier unter
der Last der Waffenrüstung. Diese unsre Arbeit sollte dein freywilliges
Werk seyn. Aber du bist so weit entfernt, England zu lieben, daß du
seinen rechtmäßigen König unterdrükt, die Erbfolge aufgehoben, die
Kindheit des gesezmäßigen Erben mißbraucht, und an der
jungfräulichen Ehre der Crone Gewalt verübt hast. Schaue hier auf
deines Bruders Gottfrieds Gesicht! Diese Augen, diese Stirne, sind
nach den seinigen abgedrukt; in diesem kleinen Inbegriff ist die
vollständige Form enthalten, die in Gottfried verstarb, und die Hand der
Zeit wird diese verjüngte Gestalt in einen eben so grossen Format
ausdehnen. Dieser Gottfried war von Geburt dein ältrer Bruder, und
dieser hier ist sein Sohn. England war Gottfrieds Recht, und dieser hat
es von Gottfried ererbt; wie kommt es dann, um Gottes willen! daß du
ein König genennt wirst, so lange lebendiges Blut in diesen Schläfen
schlägt, die einen Anspruch an die Crone haben, welche du zur
Ungebühr trägst?
König Johann. Von wem hast du diesen grossen Auftrag, Frankreich,
mich zur Antwort auf deine Fragstüke zu ziehen?
König Philipp. Von diesem obersten Richter, der in königlichen Seelen
den edlen Gedanken erwekt, gewaltthätigen und ungerechten Thaten
nachzufragen. Dieser Richter hat mich zum Beschüzer dieses Knabens
gemacht; unter seinem Schuze klag' ich deine Ungerechtigkeit an, und
mit seinem Beystand hoff' ich sie zu bestraffen.
König Johann. Du massest dich eines Ansehens an, das dir nicht
zukommt.
König Philipp. Entschuldige es; es geschieht, um ungerechte
Anmassung niederzuschlagen.
Elinor. Wer ist der, den du einer unrechtmäßigen Anmassung
beschuldigest?
Constantia. Laßt mich die Antwort geben: Der anmaßliche König, dein
Sohn.
Elinor. Hinweg, Unverschämte; dein Bastard soll König seyn, damit du
eine Königin seyn, und die ganze Welt hofmeistern könnest!
Constantia. Mein Bette war deinem Sohn immer so getreu, als das
deinige deinem Gemahl; und dieser Knabe sieht seinem Vater Gottfried
gleicher als Johann dir, ob ihr gleich an Sitten einander so gleich seyd
als der Regen dem Wasser, und der Teufel seiner Mutter. Mein Sohn
ein Bastard! Bey meiner Seele, ich glaube nimmermehr, daß sein Vater
so ächt war als er ist; es kann nicht seyn, wenn gleich du seine Mutter
wärest.
Elinor. Das ist eine feine Mutter, Junge, die deinen Vater beschimpft.
Constantia. Das ist eine feine Großmutter, Junge, die dich beschimpfen
will.
Östreich. Stille!
Faulconbridge. Horcht dem Ausruffer.
Östreich. Wer Teufel bist du?
Faulconbridge. Einer der den Teufel mit euch spielen will, Herr, sobald
er euch und euern Überzug* allein zu paken kriegen kan. Ihr seyd der
Hase im Sprüchwort, der todte Löwen beym Bart zupft; ich will euch
das Fell einschmauchen, wenn ich euch kriege; nehmt euch in acht; in
der That, ich will, in der That.
{ed.-* Um diese und verschiedne andre in einer der folgenden Scenen
vorkommenden Spöttereyen und Grobheiten, die Faulconbridge dem
Herzog von Östreich sagt, zu verstehen, muß man wissen, daß dieser
Herzog mit einer Löwenhaut umhüllt auf der Bühne erscheinen muß.
König Richard hatte, wie man sagt, während seinem berühmten
Kreuzzug, worinn er seine persönliche Herzhaftigkeit und Stärke durch
eine Menge ritterlicher Thaten bewies, auch einen ausserordentlich
grossen Löwen bezwungen, und die Haut desselben, zum Zeichen
dieses Siegs, nachher allezeit getragen oder bey sich geführt. Dieser
Haut bemächtigte sich der Herzog von Östreich, nachdem er, wie
bekannt ist, den König Richard, durch Hinterlist und Betrug in seine
Gewalt bekommen; und soll, aus einer allerdings lächerlichen Pralerey,
selbige, als eine Beute, die er einem so grossen Helden wie Richard
abgenommen, nach dessen Tod allezeit getragen haben.}
Blanca. O wie wohl stuhnd dem dieser Löwen-Rok an, der dem Löwen
diesen Rok abzog!
Faulconbridge. Er ligt so stattlich auf seinem Rüken, als des grossen
Alcides Löwenhaut auf dem Rüken eines Esels; aber, Esel, ich will
euch diese Last von euerm Rüken abnehmen, oder euch noch eine
auflegen, davon euch die Schultern krachen sollen.
Herzog. Was für ein Schwärmer ist das, der unsre Ohren mit einem
solchen Übermaaß von vergeblichem Athem betäubt? König Philipp,
entschliesset euch ohne längeres Zaudern, was wir thun wollen.
König Philipp. Weiber und Narren, brecht eure Conferenz ab. König
Johann, hier ist mein Vortrag in wenig Worten: England, Irrland, Anjou,
Touraine und Maine fordre ich im Namen des jungen Arthurs von dir;
willt du sie abtreten, und die Waffen niederlegen?
König Johann. Eher mein Leben--Ich biete dir Troz deßhalb,
Frankreich. Arthur von Bretagne, begieb dich in meinen Schuz, und ich
will dir aus Liebe mehr geben, als der feige Arm von Frankreich jemals
für dich gewinnen kan. Ergieb dich, Junge.
Elinor. Komm zu deiner Groß-Mama, Kind.
Constantia (indem sie eine kindische Art zu reden affectirt.) Thu's,
Kind, geh zu Groß-Mama, Kind. Gieb Groß-Mama Königreich, und
Groß-Mama giebt dem Kind ein Zukerchen, eine Kirsche, eine
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