Kritik des Herzens | Page 6

Wilhelm Busch
der Schlechte?Das kriegt, was ich gern selber m?chte;?Nur wenn ich leider in der N?he?So viele b?se Menschen sehe,?Und wenn ich dann so oft bemerke,?Wie sie durch sittenlose Werke?Den lasterhaften Leib erg?tzen,?Das freilich thut mich tief verletzen.?Sonst, wie gesagt, bin ich hienieden?Gottlobunddank so recht zufrieden.
Strebst du nach des Himmels Freude?Und du wei?t's nicht anzufassen,?Sieh nur, was die andern Leute?Mit Vergnügen liegen lassen.
Dicke Steine, altes Eisen?Und mit Sand gefüllte S?cke?Sind den Meisten, welche reisen,?Ein entbehrliches Gep?cke.
La? sie laufen, la? sie rennen;?Nimm, was bleibt, zu deinem Theile.?Nur, was sie dir herzlich g?nnen,?Dient zu deinem ew'gen Heile.
Wenn mir mal ein Malheur passirt,?Ich wei?, so bist du sehr gerührt,?Du denkst, es w?re doch fatal,?Passirte dir das auch einmal.?Doch weil das b?se Schmerzensding?Zum Glück an dir vorüber ging,?So ist die Sache anderseits?Für dich nicht ohne allen Reiz.?Du merkst, da? die Bedaurerei?So eine Art von Wonne sei.
Als er noch krause Locken trug,?War alles ihm zu dumm,?Stolzirt daher und trank und schlug?Sich mit den Leuten herum.
Die hübschen Weiber schienen ihm?Ein recht beliebtes Spiel;?An Seraphim und Cherubim?Glaubt er nicht sonderlich viel.
Jetzt glaubt er, was der Pater glaubt,?Blickt nur noch niederw?rts,?Hat etwas Haar am Hinterhaupt?Und ein verpr?mmeltes Herz.
Gestern war in meiner Mütze?Mir mal wieder was nicht recht;?Die Natur schien mir nichts nütze?Und der Mensch erb?rmlich schlecht.
Meine Ehgemahlin hab ich?Ganz geh?rig angepl?rrt,?Drauf aus purem Zorn begab ich?Mich in's Symphoniekonzert.
Doch auch dies war nicht so labend,?Wie ich eigentlich gedacht,?Weil man da den ganzen Abend?Wieder mal Musik gemacht.
Gerne wollt ihr Gutes g?nnen?Unserm Goethe, unserm Schiller,?Nur nicht Meier oder Müller,?Die noch selber lieben k?nnen.
Denn durch eure M?nnerleiber?Geht ein Concurrenzgetriebe;?Sei es Ehre, sei es Liebe;?Doch dahinter stecken Weiber.
Wie schad, da? ich kein Pfaffe bin.?Das w?re so mein Fach.?Ich bummelte durch's Leben hin?Und d?cht' nicht weiter nach.
Mich plagte nicht des Grübelns Qual,?Der dumme Seelenzwist,?Ich wü?te ein für allemal,?Was an der Sache ist.
Und weil mich denn kein Teufel st?rt,?So schlief ich recht gesund,?Und wohlgen?hrt und hochverehrt?Und würde kugelrund.
K?m dann die b?se Fastenzeit,?So w?r ich fest dabei,?Bis ich mich elend abkasteit?Mit Lachs und Hühnerei.
Und dich, du sü?es M?gdelein,?Das gern zur Beichte geht,?Dich n?hm ich dann so ganz allein?Geh?rig in's Gebet.
Sie war ein Blümlein hübsch und fein,?Hell aufgeblüht im Sonnenschein.?Er war ein junger Schmetterling,?Der selig an der Blume hing.?Oft kam ein Bienlein mit Gebrumm?Und nascht und s?uselt da herum.?Oft kroch ein K?fer kribbelkrab?Am hübschen Blümlein auf und ab.?Ach Gott, wie das dem Schmetterling?So schmerzlich durch die Seele ging.?Doch was am meisten ihn entsetzt,?Das Allerschlimmste kam zuletzt.?Ein alter Esel fra? die ganze?Von ihm so hei? geliebte Pflanze.
Ich sa? vergnüglich bei dem Wein?Und schenkte eben wieder ein.?Auf einmal fuhr mir in die Zeh?Ein sonderbar pikantes Weh.?Ich schob mein Glas sogleich beiseit?Und hinkte in die Einsamkeit?Und wu?te, was ich nicht gewu?t;?Der Schmerz ist Herr und Sklavin ist die Lust.
W?rst du wirklich so ein rechter?Und wahrhaftiger Asket,?So ein Welt- und Kostver?chter,?Der bis an die Wurzel geht;
Dem des Goldes freundlich Blinken,?Dem die Liebe eine Last,?Der das Essen und das Trinken,?Der des Ruhmes Kr?nze ha?t.
Das Gekratze und Gejucke,?Aller Jammer h?rte auf;?Kracks! mit einem einz'gen Rucke?Hemmtest du den Weltenlauf.
Du hast das sch?ne Paradies verlassen,?Tratst ein in dieses Labyrinthes Gassen,?Verlockt von lieblich winkenden Gestalten,?Die Schale dir und Kranz entgegenhalten;?Und unaufhaltsam ziehts dich weit und weiter.?Wohl ist ein leises Ahnen dein Begleiter,?Ein heimlich Graun, da? diese sü?en Freuden?Dich Schritt um Schritt von deiner Heimat scheiden,?Da? Irren Sünde, Heimweh dein Gewissen;?Doch ach umsonst! Der Faden ist zerrissen.?Hohl?ugig fa?t der Schmerz dich an und warnt,?Du willst zurück, die Seele ist umgarnt.?Vergebens steht ob deinem Haupt der Stern.?Einsam, gefangen, von der Heimath fern,?Ein Sklave, starrst du in des Stromes Lauf?Und h?ngst an Weiden deine Harfe auf.?Nun f?hrst du wohl empor, wenn so zu Zeiten?Im stillen Mondeslichte durch die Saiten?Ein leises wehmutsvolles Klagen geht?Von einem Hauch, der aus der Heimath weht.
Seid mir nur nicht gar zu traurig,?Da? die sch?ne Zeit entflieht,?Da? die Welle kühl und schaurig?Uns in ihre Wirbel zieht;
Da? des Herzens sü?e Regung,?Da? der Liebe Hochgenu?,?Jene himmlische Bewegung,?Sich zur Ruh begeben mu?.
La?t uns lieben, singen, trinken,?Und wir pfeifen auf die Zeit;?Selbst ein leises Augenwinken?Zuckt durch alle Ewigkeit.
Nun, da die Frühlingsblumen wieder blühen,?In milder Luft die wei?en Wolken ziehen,?Denk ich mit Wehmuth deiner Lieb und Güte,?Du sü?es M?dchen, das so früh verblühte.?Du liebtest nicht der Feste L?rm und Gaffen,?Erw?hltest dir daheim ein stilles Schaffen,?Die Sorge und Geduld, das Dienen, Geben,?Ein innigliches Nurfürandreleben.?So theiltest du in deines Vaters Haus?Den Himmelsfrieden deiner Seele aus.?Bald aber kamen schwere, schwere Zeiten.?Wir mu?ten dir die Lagerstatt bereiten;?Wir sahn, wie deine lieben Wangen bleichten,?Sahn deiner Augen wundersames Leuchten;?Wir weinten in der Stille, denn wir wu?ten,?Da? wir nun bald auf ewig scheiden mu?ten.?Du klagtest nicht. Voll Milde und Erbarmen?Gedachtest du der bittern Noth der Armen,?Gabst ihnen deine ganze kleine Habe?Und seufztest tief, da? so gering die Gabe.?Es war die letzte Nacht und nah das Ende;?Wir kü?ten dir die zarten wei?en H?nde;?Du sprachst, lebt wohl, in deiner stillen Weise,?Und: oh, die sch?nen Blumen! riefst du leise.?Dann war's vorbei. Die gro?en
Continue reading on your phone by scaning this QR Code

 / 11
Tip: The current page has been bookmarked automatically. If you wish to continue reading later, just open the Dertz Homepage, and click on the 'continue reading' link at the bottom of the page.