Kritik des Herzens | Page 4

Wilhelm Busch
der Weide?Au?er mir noch mehre K?lber,?Und nun sch?tz ich, so zu sagen,?Erst mich selber.
Es sa? in meiner Knabenzeit?Ein Fr?ulein jung und frisch?Im ausgeschnittnen grünen Kleid?Mir _vis-à-vis_ bei Tisch.
Und wie's denn so mit Kindern geht,?Sehr fr?mmig sind sie nie,?Ach, dacht ich oft beim Tischgebet,?Wie sch?n ist doch Marie!
Die Tante winkt, die Tante lacht:?He, Fritz, komm mal herein!?Sieh, welch ein hübsches Brüderlein?Der gute Storch in letzter Nacht?Ganz heimlich der Mamma gebracht.?Ei ja, das wird dich freun!?Der Fritz der sagte kurz und grob:?Ich hol 'n dicken Stein?Und schmei? ihn an den Kopp!
Es sprach der Fritz zu dem Papa:?Was sie nur wieder hat??Noch gestern sagte mir Mamma:?Du f?hrst mit in die Stadt.
Ich hatte mich schon so gefreut?Und war so voll Pl?sir.?Nun soll ich doch nicht mit, denn heut?Da hei?t es: Fritz bleibt hier!
Der Vater sa? im Sorgensitz.?Er sagte ernst und still:?Trau Langhals nicht, mein lieber Fritz,?Der hustet, wann er will!
Was soll ich nur von eurer Liebe glauben??Was kriecht ihr immer so in dunkle Lauben??Wozu das ewge Flüstern und Gemunkel??Das scheinen h?chst verd?chtige Geschichten.?Und selbst die besten ehelichen Pflichten,?Von allem Thun die sch?nste Th?tigkeit,?In Tempeln von des Priesters Hand geweiht,?Ihr hüllt sie in ein schuldbewu?tes Dunkel.
Du willst sie nie und nie mehr wiedersehen??Besinne dich, mein Herz, noch ist es Zeit.?Sie war so lieb. Verzeih, was auch geschehen.?Sonst nimmt dich wohl beim Wort die Ewigkeit?Und zwingt dich mit Gewalt zum Weitergehen?In's ?de Reich der Allvergessenheit.?Du rufst und rufst; vergebens sind die Worte;?In's feste Schlo? dumpfdr?hnend schl?gt die Pforte.
Ich hab in einem alten Buch gelesen?Von einem Jüngling, welcher schlimm gewesen.?Er streut sein Hab und Gut in alle Winde.?Von Lust zu Lüsten und von Sünd zu Sünde,?In tollem Drang, in schrankenlosem Streben?Spornt er sein Ro? hinein in's wilde Leben,?Bis ihn ein j?her Sturz vom Felsenrand?Dahingestreckt in Sand und Sonnenbrand,?Da? Str?me Bluts aus seinem Munde dringen?Und jede Hoffnung fast erloschen ist.?Ich aber hoffe -- sagt hier der Chronist --?Die Gnade leiht dem Jüngling ihre Schwingen.
Im selben Buche hab ich auch gelesen?Von einem Manne, der honett gewesen.?Es war ein Mann, den die Gemeinde ehrte,?Der so von sechs bis acht sein Sch?ppchen leerte,?Der aus Princip nie Einem etwas borgte,?Der emsig nur für Frau und Kinder sorgte;?Dazu ein proprer Mann, der nie geflucht,?Der seine Kirche musterhaft besucht.?Kurzum, er hielt sein R?ss'lein stramm im Zügel?Und war, wie man so sagt, ein guter Christ.?Ich fürchte nur -- bemerkt hier der Chronist --?Dem Biedermanne wachsen keine Flügel.
Zwischen diesen zwei gescheidten?M?dchen, Anna und Dorette,?Ist zu allen Tageszeiten?Doch ein ewiges Gekrette.
Noch dazu um Kleinigkeiten --?Gestern gingen sie zu Bette,?Und sie fingen an zu streiten,?Wer die dicksten Waden h?tte.
Es flog einmal ein muntres Fliegel?Zu einem vollen Honigtiegel.?Da tunkt es mit Zufriedenheit?Den Rüssel in die Sü?igkeit.?Nachdem es dann genug geschleckt,?Hat es die Flüglein ausgereckt?Und m?chte sich nach oben schwingen.?Allein das Bein im Honigseim?Sitzt fest als wie in Vogelleim.?Nun f?ngt das Fliegel an zu singen:?Ach lieber Himmel, mach mich frei?Aus dieser sü?en Sklaverei.
Ein Freund von mir, der dieses sah,?Der seufzte tief und rief: Ja ja!
Die Liebe war nicht geringe.?Sie wurden ordentlich bla?;?Sie sagten sich tausend Dinge?Und wu?ten noch immer was.
Sie mu?ten sich lange qu?len,?Doch schlie?lich kam's dazu,?Da? sie sich konnten verm?hlen.?Jetzt haben die Seelen Ruh.
Bei eines Strumpfes Bereitung?Sitzt sie im Morgenhabit;?Er liest in der K?lnischen Zeitung?Und theilt ihr das N?thige mit.
Selig sind die Auserw?hlten,?Die sich liebten und verm?hlten;?Denn sie tragen hübsche Früchte.?Und so wuchert die Geschichte?Sichtbarlich von Ort zu Ort.?Doch die braven Junggesellen,?Jungfern ohne Ehestellen,?Welche ohne Leibeserben?So als Blattgew?chse sterben,?Pflanzen sich durch Knollen fort.
Es sa? ein Fuchs im Walde tief.?Da schrieb ihm der Bauer einen Brief:?So und so, und er sollte nur kommen,?'s w?r alles verziehn, was übel genommen.?Der Hahn, die Hühner und G?nse lie?en?Ihn alle zusammen auch vielmals grü?en.?Und wann ihn denn erwarten sollte?Sein guter, treuer Krischan Bolte.?Drauf schrieb der Fuchs mit G?nseblut:?Kann nicht gut.?Meine Alte mal wieder?Gekommen nieder!?Im Uebrigen von ganzer Seele?Dein Fuchs in der H?hle.
Gott ja, was gibt es doch für Narren!?Ein Bauer schneidet sich 'n Knarren?Vom trocknen Brod und kaut und kaut.?Dabei hat er hinaufgeschaut?Nach einer Wurst, die still und heiter?Im Rauche schwebt, dicht bei der Leiter.?Er denkt mit heimlichem Vergnügen:?Wenn ick man woll, ick k?nn di kriegen!
Sie stritten sich beim Wein herum,?Was das nun wieder w?re;?Das mit dem Darwin w?r gar zu dumm?Und wider die menschliche Ehre.
Sie tranken manchen Humpen aus,?Sie stolperten aus den Thüren,?Sie grunzten vernehmlich und kamen zu Haus?Gekrochen auf allen Vieren.
Ach, ich fühl es! Keine Tugend?Ist so recht nach meinem Sinn;?Stets befind ich mich am wohlsten,?Wenn ich damit fertig bin.
Dahingegen so ein Laster,?Ja, das macht mir viel Pl?sir;?Und ich hab die hübschen Sachen?Lieber vor als hinter mir.
Das Bild des Manns in nackter Jugendkraft,?So stolz in Ruhe und bewegt so edel,?Wohl ist's ein Anblick, der Bewundrung schafft;?Drum Licht herbei! Und merke dir's, o Sch?del!
Jedoch ein Weib, ein unverhülltes Weib --?Da wird dir's doch ganz anders, alter Junge.?Bewundrung zieht sich durch den ganzen Leib?Und greift mit Wonneschreck an Herz und Lunge.
Und pl?tzlich jagt das
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