alles mit der allgemeinen
menschlichen Angelegenheit, und dem Nutzen, den die Welt bisher aus
den Lehren der reinen Vernunft zog, in demselben vorteilhaften
Zustande, als es jemalen war, und der Verlust trifft nur das Monopol
der Schulen, keineswegs aber das Interesse der Menschen. Ich frage
den unbiegsamsten Dogmatiker, ob der Beweis von der Fortdauer
unserer Seele nach dem Tode aus der Einfachheit der Substanz, ob der
von der Freiheit des Willens gegen den allgemeinen Mechanismus
durch die subtilen, obzwar ohnmächtigen Unterscheidungen subjektiver
und objektiver praktischer Notwendigkeit, oder ob der vom Dasein
Gottes aus dem Begriffe eines allerrealsten Wesens, (der Zufälligkeit
des Veränderlichen, und der Notwendigkeit eines ersten Bewegers,)
nachdem sie von den Schulen ausgingen, jemals haben bis zum
Publikum gelangen und auf dessen Überzeugung den mindesten
Einfluß haben können? Ist dieses nun nicht geschehen, und kann es
auch, wegen der Untauglichkeit des gemeinen Menschenverstandes zu
so subtiler Spekulation, niemals erwartet werden; hat vielmehr, was das
erstere betrifft, die jedem Menschen bemerkliche Anlage seiner Natur,
durch das Zeitliche (als zu den Anlagen seiner ganzen Bestimmung
unzulänglich) nie zufrieden gestellt werden zu können, die Hoffnung
eines künftigen Lebens, in Ansehung des zweiten die bloße klare
Darstellung der Pflichten im Gegensatze aller Ansprüche der
Neigungen das Bewußtsein der Freiheit, und endlich, was das dritte
anlangt, die herrliche Ordnung, Schönheit und Fürsorge, die allerwärts
in der Natur hervorblickt, allein den Glauben an einen weisen und
großen Welturheber, die sich aufs Publikum verbreitende Überzeugung,
sofern sie auf Vernunftgründen beruht, ganz allein bewirken müssen:
so bleibt ja nicht allein dieser Besitz ungestört, sondern er gewinnt
vielmehr dadurch noch an Ansehen, daß die Schulen nunmehr belehrt
werden, sich keine höhere und ausgebreitetere Einsicht in einem Punkte
anzumaßen, der die allgemeine menschliche Angelegenheit betrifft, als
diejenige ist, zu der die große (für uns achtungswürdigste) Menge auch
eben so leicht gelangen kann, und sich also auf die Kultur dieser
allgemein faßlichen und in moralischer Absicht hinreichenden
Beweisgründe allein einzuschränken. Die Veränderung betrifft also
bloß die arroganten Ansprüche der Schulen, die sich gerne hierin (wie
sonst mit Recht in vielen anderen Stücken) für die alleinigen Kenner
und Aufbewahrer solcher Wahrheiten möchten halten lassen, von denen
sie dem Publikum nur den Gebrauch mitteilen, den Schlüssel derselben
aber für sich behalten (quod mecum nescit, solus vult scire videri).
Gleichwohl ist doch auch für einen billigeren Anspruch des
spekulativen Philosophen gesorgt. Er bleibt immer ausschließlich
Depositär einer dem Publikum ohne dessen Wissen nützlichen
Wissenschaft, nämlich der Kritik der Vernunft; denn die kann niemals
populär werden, hat aber auch nicht nötig, es zu sein; weil, so wenig
dem Volke die fein gesponnenen Argumente für nützliche Wahrheiten
in den Kopf wollen, ebensowenig kommen ihm auch die eben so
subtilen Einwürfe dagegen jemals in den Sinn; dagegen, weil die
Schule, so wie jeder sich zur Spekulation erhebende Mensch,
unvermeidlich in beide gerät, jene dazu verbunden ist, durch gründliche
Untersuchung der Rechte der spekulativen Vernunft einmal für allemal
dem Skandal vorzubeugen, das über kurz oder lang selbst dem Volke
aus den Streitigkeiten aufstoßen muß, in welche sich Metaphysiker
(und als solche endlich auch wohl Geistliche) ohne Kritik
unausbleiblich verwickeln, und die selbst nachher ihre Lehren
verfälschen. Durch diese kann nun allein dem Materialismus,
Fatalismus, Atheismus, dem freigeisterischen Unglauben, der
Schwärmerei und Aberglauben, die allgemein schädlich werden können,
zuletzt auch dem Idealismus und Skeptizismus, die mehr den Schulen
gefährlich sind und schwerlich ins Publikum übergehen können, selbst
die Wurzel abgeschnitten werden. Wenn Regierungen sich ja mit
Angelegenheiten der Gelehrten zu befassen gut finden, so würde es
ihrer weisen Fürsorge für Wissenschaften sowohl als Menschen weit
gemäßer sein, die Freiheit einer solchen Kritik zu begünstigen,
wodurch die Vernunftbearbeitungen allein auf einen festen Fuß
gebracht werden können, als den lächerlichen Despotismus der Schulen
zu unterstützen, welche über öffentliche Gefahr ein lautes Geschrei
erheben, wenn man ihre Spinneweben zerreißt, von denen doch das
Publikum niemals Notiz genommen hat, und deren Verlust es also auch
nie fühlen kann.
Die Kritik ist nicht dem dogmatischen Verfahren der Vernunft in ihrem
reinen Erkenntnis als Wissenschaft entgegengesetzt, (denn diese muß
jederzeit dogmatisch, d.i. aus sicheren Prinzipien a priori strenge
beweisend sein,) sondern dem Dogmatismus, d.i. der Anmaßung, mit
einer reinen Erkenntnis aus Begriffen (der philosophischen), nach
Prinzipien, so wie sie die Vernunft längst im Gebrauche hat, ohne
Erkundigung der Art und des Rechts, womit sie dazu gelangt ist, allein
fortzukommen. Dogmatismus ist also das dogmatische Verfahren der
reinen Vernunft, ohne vorangehende Kritik ihres eigenen Vermögens.
Diese Entgegensetzung soll daher nicht der geschwätzigen Seichtigkeit,
unter dem angemaßten Namen der Popularität, oder wohl gar dem
Skeptizismus, der mit der ganzen Metaphysik kurzen Prozeß macht,
das Wort reden; vielmehr ist die Kritik die notwendige vorläufige
Veranstaltung zur Beförderung einer gründlichen Metaphysik als
Wissenschaft, die notwendig dogmatisch und nach der strengsten
Forderung systematisch, mithin schulgerecht (nicht populär) ausgeführt
werden muß; denn diese Forderung an sie, da sie sich anheischig macht,
gänzlich
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