ist.
Ich sagte nun schon, dass auch bei der Tragik eine Kontrastwirkung stattfinde. Auch diese hat ihre eigenen Gründe. Je gr?sser das Leid, je h?rter der Untergang, und je gr?sser unser Eindruck von beidem, desto sch?ner und gr?sser erscheint die Pers?nlichkeit, die in allem dem sich oder das Grosse, Gute, Sch?ne, das in ihr liegt, behauptet. Damit ist wenigstens eine m?gliche Art der tragischen Kontrastwirkung bezeichnet.
Fassen wir alles zusammen, dann sind--falls wir fortfahren, die _Hecker_sche Theorie des "Wettstreites" uns gefallen zu lassen, in der Tragik alle _Hecker_'schen Bedingungen der Komik in ausgezeichneter Weise gegeben. Die Tragik müsste also nach Hecker die komischste Sache von der Welt sein. Wir müssten über die Tragik des Leidens und Untergangs aufs herzlichste lachen. Dies thun wir nicht, Tragik und Komik sind ?usserste Gegens?tze.
DER WECHSEL DER GEFüHLE.
Ich nahm oben versuchsweise an, dass der _Hecker_'sche "Wettstreit" unter den _Hecker_'schen Bedingungen wirklich stattfinde. Tr?fe diese Annahme zu, dann w?re noch die Frage, ob aus solchem Wettstreit, oder dem damit gegebenen schnellen Wechsel von entgegengesetzten Gefühlen ein einheitliches Gefühl, wie das Gefühl der Komik es ist, sich ergeben würde. Auch diese Frage muss verneint werden. Ein Wettstreit der Vorstellungen kann thats?chlich stattfinden und mit einem Wechsel der Gefühle, speciell der Gefühle der Lust und Unlust, verbunden sein, ohne dass doch das Gefühl der Komik entsteht.
Ich stehe etwa vor dem Momente, wo es sich entscheiden muss, ob eine lange gehegte Hoffnung in Erfüllung gehen wird oder nicht. Alles scheint für die Erfüllung zu sprechen. Nur ein Umstand liegt vor, der am Ende die ganze Hoffnung zunichte machen k?nnte. Diese gegens?tzlichen Gedanken werden sich weder dauernd das Gleichgewicht halten, noch wird einer den andern für l?ngere Zeit v?llig unterdrücken k?nnen. Das letztere um so weniger, in je engerem Zusammenhang die der Hoffnung günstigen, und der ihr ungünstige Faktor miteinander stehen. Ich achte jetzt auf die günstigen Faktoren und glaube an die Erfüllung der Hoffnung. Aber je lebendiger dieser Gedanke in mir wird, um so sicherer weckt er die Vorstellung jenes anderen, ungünstigen Faktors. Diese Vorstellung tritt hervor und verwandelt für einen Augenblick mein Vertrauen in sein Gegenteil. Doch nur für einen Augenblick. Denn in Wirklichkeit ist zu ernster Besorgnis kein Grund. Ich brauche nur den ungünstigen Faktor genau ins Auge zu fassen, um zu sehen, wie wenig er doch gegen die anderen Faktoren in Betracht kommen kann, wie unwahrscheinlich es also ist, dass er die Erfüllung der Hoffnung verhindern wird. Damit hat wieder der erste Gedanke das übergewicht gewonnen u. s. w. So ergiebt sich ein best?ndiges Hin- und Hergehen, zun?chst zwischen entgegenstehenden Gedanken, dann auch zwischen entsprechenden Gefühlen. Und die Unruhe dieses Hin- und Hergehens, in dem im Ganzen ebensowohl die Lust wie die Unlust überwiegen kann, wird sich steigern, je mehr der Moment der Entscheidung naht. Heisst dies: mir wird immer komischer und komischer zu Mute? Ich denke nicht. Andere m?gen über die Situation lachen. Ich selbst werde vom Lachen soweit als m?glich entfernt sein. Ist dem aber so, dann liegt in dem Beispiel der Beweis, dass auch, wo das gleichzeitige Entstehen von Lust und Unlust aus einem Punkte wirklich in den _Hecker_'schen beschleunigten Wettstreit mündet, noch etwas hinzukommen muss, wenn das Gefühl der Komik entstehen soll. Dies Etwas ist die Komik.
SCHADENFREUDE UND GESTEIGERTES SELBSTGEFüHL.
Nachdem Hecker das Gefühl der Komik in der bezeichneten Weise bestimmt hat, geht er dazu über, die M?glichkeiten der gleichzeitigen Entstehung von Lust und Unlust festzustellen und daraus die m?glichen Arten der Komik abzuleiten. Das ist gut und konsequent gedacht. Die Ausführung des Gedankens aber geschieht in denkbar unvollst?ndigster Weise. Freilich, w?re sie weniger unvollst?ndig, so würde Hecker selbst die Unm?glichkeit seiner Theorie des komischen Gefühles sich aufgedr?ngt haben. Die F?lle der Komik, die er anführt, sind wirklich komisch, wenn auch nicht aus den angegebenen Gründen. Dagegen würden andere F?lle und Klassen von F?llen, die er h?tte anführen _müssen_, sich jeder Bemühung, sie komisch zu finden, widersetzt haben.
Einige Bemerkungen genügen, um dies zu zeigen. Eine Hauptgattung der Komik bezeichnen für Hecker die F?lle, bei denen zwei Vorstellungen in ihrer Vereinigung oder ihrem Zusammenhang unseren logischen, praktischen, ideellen "Normen" oder den "Normen der Ideenassociation" entsprechen, w?hrend zugleich die eine der Vorstellungen einer der Normen widerstreitet. Nachher schrumpft die ganze Gattung zusammen zur Komik der "gerechten Schadenfreude". Die rote Nase zum Beispiel missf?llt, weil sie unseren "ideellen Normen" widerspricht. Betrachten wir sie aber als verdiente Strafe der Unm?ssigkeit, so befriedigt diese Ideenverbindung unser Gerechtigkeitsgefühl. Und aus Beidem zusammen ergiebt sich das Gefühl der Komik.
Diese Erkl?rung ist ohne Zweifel falsch. Die Schadenfreude hat, so oft sie auch zur Erkl?rung der Komik verwandt worden ist, mit Komik nichts zu thun. Die gerechteste und intensivste Schadenfreude ergiebt sich, wenn wir über einen nichtswürdigen und gef?hrlichen Verbrecher die wohlverdiente Strafe verh?ngt sehen. Je nichtswürdiger und gef?hrlicher er ist, je gerechter und wirkungsvoller andrerseits die Strafe erscheint, um so st?rker ist das
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