wandte sich l?chelnd an die Hausfrau: ?Also, ich bin so frei, Frau Meisterin.?
Aber Rothfu? lie? nicht nach.
?Ob wir denn keine Kinder haben, hat er gefragt.?
?Ach was!? rief sie lachend und lief sogleich wieder davon.
?Ihr habet keine?? fragte Knulp, als sie drau?en war.
?Nein, noch keine. Sie l??t sich Zeit, wei?t du, und f��r die ersten Jahre ist es auch besser. Aber greif zu, gelt, und la? dir's schmecken!?
Nun brachte die Frau den grau und blauen, steingutenen Mostkrug herein und stellte drei Gl?ser dazu auf, die sie alsbald vollschenkte. Sie machte es geschickt, Knulp sah ihr zu und l?chelte.
?Zum Wohl, alter Freund!? rief der Meister und streckte Knulp sein Glas entgegen. Der war aber galant und rief: ?Zuerst die Damen. Ihr wertes Wohl, Frau Meisterin! Prosit, Alter!?
Sie stie?en an und tranken, und Rothfu? leuchtete vor Freude und blinzelte seiner Frau zu, ob sie auch bemerke, was sein Freund f��r fabelhafte Manieren habe.
Sie hatte es aber l?ngst bemerkt.
?Siehst du,? sagte sie, ?der Herr Knulp ist h?flicher als du, der wei?, was der Brauch ist.?
?O bitte,? meinte der Gast, ?das h?lt eben jeder so, wie er's gelernt hat. Was Manieren betrifft, da k?nnten Sie mich leicht in Verlegenheit bringen, Frau Meisterin. Und wie sch?n Sie serviert haben, wie im feinsten Hotel!?
?Ja gelt,? lachte der Meister, ?das hat sie aber auch gelernt.?
?So, wo denn? Ist Ihr Herr Vater Wirt??
?Nein, der ist schon lang unterm Boden, ich hab ihn kaum mehr gekannt. Aber ich habe ein paar Jahre lang im Ochsen serviert, wenn Sie den kennen.?
?Im Ochsen? Der ist fr��her das feinste Gasthaus von L?chstetten gewesen,? lobte Knulp.
?Das ist er auch noch. Gelt, Emil? Wir haben fast nur Handlungsreisende und Turisten im Logis gehabt.?
?Ich glaub's, Frau Meisterin. Da haben Sie's sicher gut gehabt und was Sch?nes verdient! Aber ein eigener Haushalt ist doch besser, gelt??
Langsam und genie?erisch strich er die weiche Wurst auf sein Brot, legte die reinlich abgezogene Haut auf den Rand des Tellers und nahm zuweilen einen Schluck von dem guten gelben Apfelmost. Der Meister sah mit Behagen und Respekt ihm zu, wie er mit den schlanken feinen H?nden das Notwendige so sauber und spielend tat, und auch die Hausfrau nahm es mit Gefallen wahr.
?Extra gut aussehen tust du aber nicht,? begann im weiteren Emil Rothfu? zu tadeln, und jetzt mu?te Knulp bekennen, da? es ihm neuestens schlecht gegangen und da? er im Krankenhaus gewesen sei. Doch verschwieg er alles Peinliche. Als ihn darauf sein Freund fragte, was er denn jetzt anzufangen denke, und ihm mit Herzlichkeit Tisch und Lager f��r jede Dauer anbot, da war dies zwar genau das, was Knulp erwartet und womit er gerechnet hatte, aber er wich wie in einer Anwandlung von Sch��chternheit aus, dankte fl��chtig und verschob das Besprechen dieser Dinge bis morgen.
?��ber das k?nnen wir morgen oder ��bermorgen auch noch reden,? meinte er nachl?ssig, ?die Tage gehen ja gottlob nicht aus, und eine kleine Weile bleib ich auf alle F?lle hier.?
Er machte nicht gern Pl?ne oder Versprechungen auf lange Zeit. Wenn er nicht die freie Verf��gung ��ber den kommenden Tag in der Tasche hatte, f��hlte er sich nicht wohl.
?Falls ich wirklich eine Zeitlang hierbleiben sollte,? begann er dann wieder, ?so mu?t du mich als deinen Gesellen anmelden.?
?Warum nicht gar!? lachte der Meister auf. ?Du und mein Gesell! Au?erdem bist du ja gar kein Wei?gerber.?
?Tut nichts, verstehst du denn nicht? Es liegt mir gar nichts am Gerben, es soll zwar ein sch?nes Handwerk sein, und zum Arbeiten habe ich kein Talent. Aber meinem Wanderb��chlein wird es gut tun, wei?t du. F��r das Krankengeld k?me ich dann schon auf.?
?Darf ich's einmal sehen, dein B��chlein??
Knulp griff in die Brusttasche seines fast neuen Anzuges und zog das Ding heraus, das reinlich in einem Wachstuchfutteral steckte.
Der Gerbermeister sah es an und lachte: ?Immer tadellos! Man meint, du seiest erst gestern fr��h von der Mutter fortgereist.?
Dann studierte er die Eintr?ge und Stempel und sch��ttelte in tiefer Bewunderung den Kopf: ?Nein, ist das eine Ordnung! Bei dir mu? halt alles nobel sein.?
Das Wanderb��chlein so in Ordnung zu halten, war allerdings eine von Knulps Liebhabereien. Es stellte in seiner Tadellosigkeit eine anmutige Fiktion oder Dichtung dar, und seine amtlich beglaubigten Eintr?ge bezeichneten lauter ruhmvolle Stationen eines ehrenwerten und arbeitsamen Lebens, in welchem nur die Wanderlust in Form sehr h?ufiger Ortswechsel auffiel. Das in diesem amtlichen Pa? bescheinigte Leben hatte Knulp sich angedichtet und mit hundert K��nsten diese Scheinexistenz am oft bedrohten Faden weiter gef��hrt, w?hrend er in Wirklichkeit zwar wenig Verbotenes tat, aber als arbeitsloser Landstreicher ein ungesetzliches und mi?achtetes Dasein hatte. Freilich w?re es ihm kaum gegl��ckt, seine h��bsche Dichtung so ungest?rt fortzusetzen, w?ren ihm nicht alle Gendarmen wohlgesinnt gewesen. Sie lie?en den heiteren, unterhaltsamen Menschen, dessen geistige ��berlegenheit und gelegentlichen Ernst sie achteten, nach M?glichkeit in Ruhe. Er war beinahe ohne Vorstrafen, es war ihm kein Diebstahl und kein Bettel nachgewiesen, angesehene Freunde hatte
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