ins Herz gegeben, wodurch ich meine unbefleckte Jungfrauschaft beweisen und dich und mich und dein ganzes Reich zu Reichtum und Ehren bringen kann. Du wei?t, es geht die Sage, unter dem alten Schlo?walle zu Garz, wo unsere heidnischen Ahnen weiland gewohnt haben, liege ein reicher Schatz vergraben. Diese Sage, die mir in meiner Kindheit oft erz?hlt ist, meldet ferner, dieser Schatz k?nne nur von einer Prinzessin gehoben werden, die von jenen alten K?nigen herstamme und noch eine reine Jungfrau sei: wenn n?mlich diese den Mut habe, in der Johannisnacht zwischen zw?lf und ein Uhr nackt und einsam diesen Wall zu ersteigen und darauf rückw?rts so lange hin und her zu treten, bis es ihr gelinge, die Stelle zu treffen, wo die Tore und Treppen verschüttet sind, die zu der Schatzkammer hinabführen. Sobald sie diese mit ihren Fü?en berühre, werde es sich unter ihr ?ffnen, und sie werde sanft heruntersinken mitten in das Gold und k?nne sich von den Herrlichkeiten dann auslesen, was sie wolle, und bei Sonnenaufgang wieder herausgehen. Was sie aber nicht tragen k?nne, werde der alte Geist, der den Schatz bewacht, nebst seinen Gehilfen nachtragen. Hierauf habe ich nun meine Hoffnung eines neuen Glückes gestellt, ob es mir etwa aufblühen wolle; la? mich denn, Herr K?nig, mit Gott diese Probe machen. Ich bin ja doch einer Toten gleich, und ob ich hier begraben bin oder dort begraben werde, kann dir einerlei sein."
Sie hatte die Geb?rde, als wolle sie noch mehr sagen; aber bei diesen Worten stockte sie und konnte nicht mehr, sondern schluchzete und weinte bitterlich. Der K?nig aber winkte dem W?chter leise zu, der sie hereingeführt hatte, und alsbald kamen Frauen und Dienerinnen herbei und trugen sie hinaus von dem K?nige weg in ein Seitengemach. Und nicht lange, so ward der W?chter wieder zu dem K?nige gerufen, und er brachte ihr Speise und Trank, da? sie sich st?rkte und erquickte, und zugleich die Botschaft, da? der K?nig ihr die gebetene mittern?chtliche Fahrt erlaube. Bald trugen Dienerinnen ihr ein Bad herein nebst zierlichen Kleidern, da? sie sich bedecken konnte, denn sie war fast nackend. Und sie lebte nun wieder in Freuden, obgleich sie ganz einsam sa? und gegen niemand den Mund auftat--auch den Dienern und Dienerinnen war das Sprechen zu ihr verboten, sie wu?ten auch nicht, wer sie war, noch wie sie in das Schlo? gekommen, denn von denen, die sie kannten, ward niemand zu ihr gelassen denn allein der W?chter, der ihr immer die Speise gebracht hatte im Turme. Und ihre Sch?ne fing wieder an aufzublühen, wie bla? und elend sie auch aus dem Turm gekommen war; und alle, die sie sahen, entsetzten sich über ihre Huld und Lieblichkeit, und sie deuchte ihnen fast einem Engel gleich, der vom Himmel in das Schlo? gekommen sei.
Und als vierzig Tage vergangen waren und der Tag vor Johannis da war, da ging sie zu dem K?nige, ihrem Vater, ins Gemach und sagte ihm Lebewohl. Und der alte Herr neigte noch einmal wieder seinen wei?en Kopf über sie und weinte sehr, und sie sank vor ihm hin und umfa?te seine Knie und weinte noch mehr. Und darauf ging sie hinaus und verkleidete sich so, da? niemand sie für eine Prinzessin gehalten h?tte, und trat ihre Reise an. Die Reise war aber nicht weit von Bergen nach Garz, und sie ging in der Tracht eines Reiterbuben einher. Und in der Nacht, als es vom Garzer Kirchturm zw?lf geschlagen hatte, betrat sie einsam den Wall, tat ihre Kleider von sich, also da? sie da stand, wie Gott sie erschaffen hatte, und nahm eine Johannisrute in die Hand, womit sie hinter sich schlug. Und so tappte sie stumm und rücklings fort, wie es geschehen mu?te. Und nicht lange war sie geschritten, so tat sich die Erde unter ihren Fü?en auf, und sie fiel sanft hinunter, und es war ihr, als würde sie in einem Traum hinabgewiegt; und sie fiel hinab in ein gar gro?es und sch?nes und von tausend Lichtern und Lampen erleuchtetes Gemach, dessen W?nde von Marmor und diamantenen Spiegeln blitzten und dessen Boden ganz mit Gold und Silber und Edelsteinen beschüttet war, da? man kaum darauf gehen konnte. Sie aber sank so weich auf einen Goldhaufen herab, da? es ihr gar nicht weh tat. Und sie besah sich alle die blitzende Herrlichkeit in dem weiten Saale, wo die Sch?tze und Kostbarkeiten ihrer Ahnherren von vielen Jahrhunderten gesammelt und aufgeh?ngt waren; und da sah sie in der hintersten Ecke in einem goldenen Lehnstuhl das kleine graue M?nnchen sitzen, das ihr freundlich zunickte, als wolle es mit der Urenkelin sprechen. Sie aber sprach kein Wort zu ihm, sondern winkte ihm nur leise mit der Hand. Und auf ihren Wink hob der Geist sich hinweg und verschwand, und statt seiner kam eine lange Schar pr?chtig gekleideter Diener und Dienerinnen, welche sich in stummer Ehrfurcht hinter
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