Huttens Letzte Tage | Page 9

Conrad Ferdinand Meyer
Lodre, L?mpchen... Ein Gesicht,?Das meinem tiefsten Wesen widerspricht!
Weltfremde Augen voller Traum und Wahn--?Und doch der Mund Entschlu?... die Stirne Plan!)
--Hidalgo, Ihr beginget wilde Tat?Und suchet jetzt an heil'gen Orten Rat?
Ihr b��?t? (Er kreuzt die H?nde auf der Brust?Und schweigt. Auch mir erstirbt der Rede Lust.
's ist besser so, uns d��rfte Streit entstehn,?Am kl��gsten ist es, wenn wir schlafen gehn.)
Seht, Pilger, wie der n?cht'ge Himmel loht!?Heut abend f?ndet schwerlich Ihr ein Boot.
Nehmt hier vorlieb, ist auch der Raum beschr?nkt!?Wir suchen jetzt die Ruhe, wenn Ihr denkt.
Ihr wollet lagern auf dem nackten Stein??Das duld' ich nicht. Ihr werdet m��de sein.
Da meine Decke! Hier den Mantel auch!?Ihr bettet Euch nach schlichtem Feldgebrauch!
Gut' Nacht! Ihr seid ein Spanier? "Ritter, ja."?Und nennet Euch? "I?igo Loyola."1
1. Die Pilgerfahrt Loyolas nach Jerusalem f?llt in diese Zeit
XL Das Gebet
Ein grauser Wetterschlag! Der Donner kracht.?Was sah ich dort in blitzerhellter Nacht??Und wieder jetzt! Ein R��cken--schauerlich,?Der Spanier gei?elt mit dem G��rtel sich!
An seinen hagern Schultern rieselt Blut!?Zu beten hebt er an in Andachtsglut.
Gezwungen lauschend h?r' ich jedes Wort?Auf jenen qualberauschten Lippen dort:
"Maria, makellos empfangne Magd,?Zu Deinen Knie'n hab' ich der Welt entsagt.
Dem ird'schen Rittertum ersterb' ich hier?Und zeichne mich zum ew'gen Knechte Dir.
Wo darf ich bluten? Gib das Feldgeschrei!?Du deutest schmerzlich auf die Ketzerei--
Sie haben Dir die Krone von dem Haupt?Und aus der Hand die Lilie Dir geraubt.
Du weinest? Deine Tr?nen brennen mich--?Ich f��hre Deine Sache. Tr?ste Dich!
Ein Wink von Dir--so st��rz' ich in die Schlacht.?Nicht kennst Du selbst die Gr??e Deiner Macht!
Im Bibelbuche spricht der eigne Sohn?Zu Dir, Du Hohe, nicht in w��rd'gem Ton.
Die heil'gen Schriften sind der Ketzer Hort--?Du l?chelst und besiegst das Bibelwort.
Der ein'ge Richter Christus schreckt die Zeit,?Gern folgt sie eines Weibes Lieblichkeit.
Wenn sich der Sohn zu Martin Luther kehrt,?Dich kr?nen wir, die nicht der Wonne wehrt!
Du bebst in aller Abendglocken Erz,?Du f��llst die Seele, Du begl��ckst das Herz.
Wir decken Dich mit duft'gen Rosen zu,?Gen Himmel schwebest ungekreuzigt Du!
Die Du dem gl?ub'gen Spanier oft erschienst,?Ihm gl��ht der Busen noch von Deinem Dienst.
Dir, F��rstin, werb' ich eine Companie?Und f��hre gegen Deine Feinde sie.
Ein unbarmherzig Heer, das nie erschlafft,?Versamml' ich unter meiner Hauptmannschaft.
Die Ketzer t?tend, doch den S��ndern mild,?Bekehren wir die Welt zu Deinem Bild.
Wo wir zerst?rte Tempel wieder weihn,?Besteige, G?ttin, den Altar allein!
Und wer zum Erdenweibe Dich entweiht,?Gerichtet sei er und vermaledeit!...
Tauch unter, Schwan, und aus der Welle Scho??Erstehe doppelt blank und makellos!...
Du l?chelst Deinem Knecht belohnend zu,?In goldne Himmelsglorie schwindest Du..."
XLI Fiebernacht
Der Morgen graut--des Pilgers St?tte leer??Beim Hahnenruf verschwand gespenstisch er!?Was ich geschaut, ist's Wahrheit? War es Traum??Schlief mit dem Teufel ich im gleichen Raum?
Es war ein Spuk! Es war ein Fieberwahn!?Die welsche Fratze hat mir's angetan!
Nein, Wahrheit war's! Kein Morgenwind verweht?Das andachtsvoll irrsinnige Gebet!...
Was qu?l' ich mich? Unf?hig ist der Tat?Ein Fr?mmler! Doch ein Spanier? Ein Soldat?
Kein M?nchlein ist's, in M��?iggang erschlafft,?Er hat des Kriegers Zucht und Willenskraft.
Er ist ein Schw?rmer! Voller Selbstbetrug!?Daneben ist er wie die H?lle klug!
Ein Weib verg?ttern--Aberwitz und Schmach--?Von Even stammend, die den Apfel brach!
Dem Weibe schmeicheln ist der Schlange List!?Ich Hutten wei?, was an den Weibern ist!
Der Wahrheit Trotz und Zorn und Fehdelust?Hat keinen Raum in einer runden Brust.
Zutulich naht die ��pp'ge welsche Kunst,?Andacht verkuppelnd mit der Sinne Brunst.
Die Kirche steigt phantastisch wieder auf?Und g��rtet sich zu neuem Siegeslauf;
Mit feiger F��rstentyrannei gepaart,?Steht sie um ihre G?tzen fest geschart;
Der Drache Rom, getroffen bis ins Mark,?Durch seine Wunde wird er wieder stark
Und von der Wahrheit Schwert des Kopfs beraubt,?W?chst er empor mit einem gift'gern Haupt.
O Menschheit, qualenvoller Sisyphus,?Der seinen Felsen ewig w?lzen mu?!
Ein fl��chtig Vorgefecht hat mich genarrt,?Jetzt erst erblick' ich meinen Widerpart.
Nun ich auf Erden meinen Tag vertan,?F?ngt sich der grimmste Feind zu zeigen an.
Verruchter M?rdername: "Loyola!"?Blut klebt an diesen roten Silben da.
Der H?llensendling wird die Welt durchziehn!?Was stie? ich nieder nicht im Beten ihn?
Pfui, Hutten, Meucheltat! Das Fieber plagt?Und r��ttelt dich. Gottlob, der Morgen tagt...
Vielleicht war's eine Ausgeburt der Nacht??Und doch! H?tt' ich den Spanier umgebracht!
Menschen
XLII Die Bilderst��rmer
Ich sprach: So, Hutten, kann's nicht l?nger gehn,?Heut mu?t du wieder einmal Menschen sehn!?Und sprang ins Boot und bahnte mir den Pfad?Mit Ruderschlag ans rechte Seegestad.
Ein stattlich Dorf erzielt' ich mit dem Boot--?Da regte sich's, als w?re Feuersnot.
Wo sich der Dorfbach in den See ergo?,?L?rmt' eine M?nnerschar, ein Kindertro?.
Aus ihrem Kirchlein schleppten mit Geschrei?Die Bilder ihrer Heil'gen sie herbei
Und warfen in die Flut den ganzen Hort?Mit manchem schn?den Witz und frechen Wort.
Der Strudel f��hrte weg den alten Graus?Und wusch der M?rtrer blut'ge Wunden aus.
Wachsherz, Votivgeschenk, Reliquienschrein?Flog alles lustig in den Bach hinein--
Da werd' ich eines Steingebilds gewahr,?Mit schwiel'gen H?nden hob's ein M?nnerpaar
Und ich erschrak. Es war ein zart Gebild:?Die Magd Maria l?chelte so mild
Und sah das grobe Volk so r��hrend an,?Als spr?che sie: Was hab' ich euch getan!
Wie kam das Werk in dieses Kirchleins Raum??In N��rnberg selber sah ich Be?res kaum.
Man f��hlte, da? ein Meister sp?t und fr��h?Daran gewendet lauter Lieb und M��h.
Zerst?ren, was ein gl?ubig Herze schuf,?Gehorsam einem leisen Engelruf,
Vernichten eine fromme Sch?pferlust,?Ein
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