Huttens Letzte Tage | Page 7

Conrad Ferdinand Meyer
und klar?Und deutscher Landschaft--f��r den Fronaltar...
Als ich mit Zwingli j��ngst am Mahle sa?,?Erz?hlt' er etwas, das ich nicht verga?.
Er sprach: "Das wilde Tal, das mich gebar,?Bringt weder Wein noch Frucht im w?rmsten Jahr.
So kam's, da? ich gelebt der Jahre zehn,?Bevor ich Egge, Pflug und Saat gesehn.
Da nahm der Vater mich zu Tale mit,?Die S?er drunten z?hlten Schritt um Schritt
Und streuten edeln Wurfs, geheimen Winks?Die wundersamen K?rner rechts und links.
Ich schaute die Geb?rden allesamt,?Streng und gemessen, wie beim heil'gen Amt,
Und endlich frug ich mit erstauntem Wort:?'Vater! Was tun die M?nner Frommes dort?'
Er lachte: 'Solches sahst du nie zu Haus!?Sie streun das Brot des lieben Gottes aus.
Was ist dir, Uli? Weinst du? Sch?me dich!'?'Ei, Vater, es ist gar so feierlich.'"
XXXI Die deutsche Bibel
Ein frommer Tag, da ich, gestreckt ins Gras,?Die "Schrift, verdeutscht durch Martin Luther" las.?Gern h?r' ich deiner Sprache, Luther, zu,?Wer braucht das Wort gewaltiger als du?
Auf einer gr��n umwachsnen Burg versteckt,?Hast du die Bibel und das Deutsch entdeckt.
Ich las und alte M?r aus Morgenland?In Fleisch und Blut verwandelt vor mir stand.
Den Heiland h?r' ich, der mich traulich lehrt,?Aus einem Fischerboot mir zugekehrt.
Und plaudert' hier am Brunn im Schattenraum?Mit einem Weiblein er, mich wundert's kaum.
Vielleicht dort��ben wandelt am Gestad?Durchs hohe Korn er auf verdecktem Pfad...
Der Rittersmann, der Knecht im Bauerkleid?Vernimmt von ihm den Weg zur Seligkeit--
Auch seine Henker tragen deutsche Tracht,?Zu K?ln wird er im Dornenkranz verlacht
Und spottend geht an seinem Kreuz vorbei?Ein Chorherr aus der Mainzerklerisei....
Leer steht das Holz. Ein Zettel flattert dran?Mit got'scher Schrift. Es hebt die Predigt an.
Die Feuerzungen wehn. Fest Pfingsten flammt.?Martinus tritt in das Apostelamt.
Der Sturm erbraust und jede Sprache t?nt--?Wie tief das Erz der deutschen Zunge dr?hnt!
XXXII Luther
Je schwerer sich ein Erdensohn befreit,?Je m?cht'ger r��hrt er unsre Menschlichkeit.?Der selber ich der Zelle fr��h entsprang,?Mir graut, wie lang der Luther drinnen rang!
Er trug in seiner Brust den Kampf verh��llt,?Der jetzt der Erde halben Kreis erf��llt.
Er brach in Todesnot den Klosterbann--?Das Gro?e tut, nur wer nicht anders kann!
Er f��hlt der Zeiten ungeheuren Bruch?Und fest umklammert er sein Bibelbuch.
In seiner Seele k?mpft, was wird und war,?Ein keuchend hart verschlungen Ringerpaar.
Sein Geist ist zweier Zeiten Schlachtgebiet--?Mich wundert's nicht, da? er D?monen sieht!
XXXIII Die Vorrede
Heut ��bermochte mich--seit langer Zeit?Zum ersten Mal--ein Sturm von Lustigkeit.?Ich lag im Gras. Da blitzt' mir durch den Sinn,?Wie mit dem Papst ich umgesprungen bin.
Unb?ndig lacht' ich in der gr��nen Saat?Und freute mich der frechen Jugendtat.
In einer Widmung und Praefatio?Schrieb ich an unsern heil'gen Vater so:
"Die dir im Amt vorangegangen sind,?Die taugten nichts. Das wei? ein jedes Kind.
Sie f?lschten, stahlen, raubten allezeit,?Ein be?rer Mensch ist deine Heiligkeit.
Sie waren Schelme. Meinst du nicht? Verglich'?Ich dich mit ihnen, es betr��bte dich!
Du billigst meine Rede, wei? ich schon,?Doch gib es, bitt' ich, schriftlich deinem Sohn!
Verk��nd es aller Christenheit und gib?Ein Breve: "'Ulrich Hutten ist mir lieb!'"
Ich mu? es mir bekennen dann und wann:?Nicht v?llig ungerecht bin ich im Bann.
XXXIV Erasmus
Frau Schwermut setzt sich heute neben mich?Und raunt mir zu: "Die Menschen lassen dich.?Du bist ein halbzertr��mmert Kriegsger?t,?An dem man achtungslos vor��bergeht.
Die Freunde wenden sich von dir mit Scheu,?Nur deine Feinde bleiben dir getreu.
Du warst zu k��hn und, streckst du dich erbleicht,?So wird es dir und wird den andern leicht"...
Der Schiffer kommt. Freund! Was ist dein Gesuch??--"Hier, Ritter, bring' ich etwas wie ein Buch."
Versiegelt ist's. Von wem? Ich wei? es nicht.?Die Hand, sie zaudert, die das Siegel bricht.
Schickt, B��chlein, dich ein Freund, mich zu erfreun??Ein Feind, mir alte Wunden zu erneun?
Ich, sonst so kampfgew?hnt und wetterhart,?Auf dieser stillen Insel werd' ich zart
Und dessen Hand so rasch zum Schwerte fuhr,?Friedselig werd' ich hier wie die Natur.
Wie? Hutten zagt? Enthieltst du Gottes Spruch?Und Urtel selbst, ans Licht, verh��lltes Buch!
"Erasmus gegen Hutten. Offner Brief."?Recht! Hutten und Erasmus w?re schief.
Latein ist gut! Latein verdient ein Lob!?Glatt, elegant... Potz Blitz, da wird es grob!
"Zerlumpter Ritter!" redest du mich an,?Betitelst mich "verkommener Kumpan!"
"Zerlumpter Ritter!" Ein erbaulich Bild!?Mi?g?nnt der Bankert mir das Wappenschild?
Ich Hutten wei?, wieviel die Tinte tut,?Doch mehr vermag ein dreister Reutersmut!
Der R?mling, der in unsern Landen haust,?Erbleicht vor der geschienten Edelfaust!
"Potator, aleator"... Geht's auf mich??Du munkelst, deutelst, heuchelst--sch?me dich!
Und hier... und hier--nicht m?glich! B��chlein, schweig!?Ein Musenliebling! Und so schlecht und feig!
Erasmus r?t den Z��rchern--niedrig Tun--?Mir zu verbieten, hier mich auszuruhn.
Mich aufzunehmen in des Gastes Recht,?Gef?hrlich sei's! Du kennst die Z��rcher schlecht!
Das alles, weil ich, der du brav mir schienst,?Dich werben wollte f��r der Freiheit Dienst.
Mann, w?ren nicht gez?hlt die Tage mir,?Zu Basel auf die Bude stieg' ich dir!
Ich z?ge dich mit diesen Armen, glaub?Es mir, hervor aus deinem B��cherstaub.
Doch zittre nicht! dir sollte nichts geschehn,?Ich w��rde nur dir Aug in Auge sehn.
Dein edles Wissen, spr?ch' ich, liegt dir tot,?Du bietest Gold und wir bed��rfen Brot!
Die Menge hungert, ahntest du es nie??Hervor mit deinen Sch?tzen! S?tt'ge sie!
Dein Denken, spr?ch' ich, ist ein eitler Traum,?W?chst drangvoll nicht daraus ein Lebensbaum...
Was willst du? Weihrauch? Ehrerbietung? Gern.?Du bist ein gro?es Licht, ein heller Stern!
Vor deinem Ruhme beugt der
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