Huttens Letzte Tage | Page 6

Conrad Ferdinand Meyer
da? es Friede sei,?Und mich erg?tzen Krieg und Kriegsgeschrei.
Der Heiland weidet alle V?lker gleich--?Nur meinen Deutschen g?nn' ich Ruhm und Reich!
Das hei?t: ich bin kein ausgeklügelt Buch,?Ich bin ein Mensch mit seinem Widerspruch.
XXVII Ariost
Die Feder leg' ich weg. Heut ist ein Tag,?Da keine Zeile mir geraten mag!?Wie wend' ich ab der langen Weile Fluch??Ein Buch, Herr Pfarrer! Ein erg?tzlich Buch!
--"Zu Dienst, Herr Ritter! Wenn Ihr Welsch versteht?"?Ich konnt' es einst und meine noch, es geht.
Woher das Buch?--"Ein welscher Architekt?Las drinnen hier und hat's nicht eingesteckt."
Roland in Furie. Verse, welscher Gauch??Nun, Verse machen kann der Hutten auch.
Nur keinen Schwulst, mein Dichter, keinen Frost!?Dein Name lautet? Ludwig Ariost.
Mir unbekannt. Dein Erstling, junges Blut??Respekt! Ich bin ein Alter! Zieh den Hut!
Du hoffst, da? ich dich lese? Wahn! mein Kind.?Ich sause durch die Bl?tter, wie der Wind.
Verwunschene Prinzessen--Drachenbrut--?Das tolle Zeug ist für die Kinder gut.
Was soll uns noch die bunte Wunderzeit??Wir fu?en jetzt in harter Wirklichkeit.
Ein frisches Bild! Nun ja--ein feiner Spruch!?Ei Zauber! üppig Grün entsprie?t dem Buch!
Da setzen zwei Verliebte sich hinein,?Das Blatt gewendet und sie sind allein.
Es kracht! Ein Ritterpaar, das Lanzen bricht!?Die Splitter fliegen auf zum Sonnenlicht
Und fallen nieder, schw?rzlich angebrannt,?Auf die Behelmten, die sich umgerannt.
Hanswurst, gemach! Das lohn' der Teufel dir!?Verspottest du das l?bliche Turnier?
Wes Geistes Kind? La? sehen! Bl?ttre, Hand!?Ein Feldgeschütz erobert Held Roland
Und flucht der Kugel und dem Pulverknall,?Als w?ren sie des Rittertums Verfall--
Der Sickingen erfuhr's, den, ach, ein scharf?Gezielter Schu? zum Sterben niederwarf!
Gewi?, viel ?nderte der Pulverblitz!?Und hier--das ist ein kapitaler Witz--
Hier l?uft ein Kerl und schwingt die Halebard,?Der's nicht bemerkt, da? er get?tet ward!
Bei meinem Bart! Das Bild der alten Zeit,?Die noch die Waffe führt und schilt und schreit,
Den jungen Tag bek?mpft mit Trutz und List?Und nicht bemerkt, da? sie verstorben ist!
Ich wittre, Welscher, deinen Schlich und Brauch,?Des Witzes scharfen Bolzen scho? ich auch:
Aus wunderbaren M?ren seh' ich braun?Und lachend eines Schalkes Augen schaun.
Vor einer Fabelwelt verbeugst du dich?Und grü?est hübsch--und machst sie l?cherlich.
Was ich befehdet mit des Herzens Kraft,?Zerst?rst du mit des Scherzes Meisterschaft.
Ich reich' dir über das Gebirg die Hand,?Mein Meister Ludowig im welschen Land!
In deines Maskenscherzes Fr?hlichkeit?Bist du, wie ich, ein echtes Kind der Zeit.
XXVIII Bin ich ein Dichter?
Das Lied des Welschen wandelt voller Glanz,?Es schwebt wie Musenschritt und Grazientanz.?Der Reim des Welschen hat ein hell Gel?ut--?Ob ich ein Dichter bin? Das plagt mich heut.
Du zweifelst, Hutten? Hat dich eines Tags?In Augsburg nicht gekr?nt der Kaiser Max?
Das gilt!... Auch neben diesem welschen Lied??W?r' ich am Ende blo? ein Verseschmied?
Ich bin ein Verseschmied! So nenn' ich mich!?Am Feuer meines Zornes schmiedet' ich
Rüstung und Waffen zu des Tags Bedarf?Und wahrlich, meine Schwerter schneiden scharf!
XXIX Der letzte Humpen
Herr Konrad der Comtur verga? mich nicht?Und seine Sendung lacht wie Sonnenlicht.?Sie ist, ob auch in schlichtes Stroh gehüllt,?Bis oben an den Rand mit Geist gefüllt.
Statt eines Briefs hat der Bequeme mir?Geschickt das Fl?schchen Rüdesheimer hier.
Dank! Einmal solche würz'ge Labe noch!?Ihr Gutes hat die Pfaffengasse doch.
Der Arzt verordnet mir den Wasserstrahl,?Wohlan, ich zeche heut zum letzten Mal!
Nicht brauch' ich dich zu schwenken, du bist rein,?Du kommst vom Brunnen, h?lzern Becherlein!
Herr Rüdesheim, was gibt's am Rhein? Wie geht's?Der Klerisei von Mainz? Sie durstet stets?
Erlaucht, auf Schweizerboden keinen Stolz!?Bequemet Euch in dies Gef?? von Holz!
Lab' ich allein mich aus dem Zauberquell??Liegt nirgend hier im Gras ein Zechgesell?
Allein zu trinken ist mir schwer verha?t,?Ein M?nchlein selber w?r' mir recht als Gast.
Ein M?nchlein! W?re nur der Luther hier,?Mit Feuerzungen spr?chen beide wir!
Ihn traf der Frundsberg auf der Dornenbahn?Zu Worms mit einem vollen Humpen an
Und sprach ihm zu: "Mach dir die Kehle na?!?Dann rede frisch! in vino veritas."
Im Weine Wahrheit! Doch auch du bist hie,?Anmut'ge Lüge, Traum und Poesie!
Aus meinem Becher steigt ein Reigen klar?Und l?chelnd grü?t mich eine Geisterschar.
Voraus die ewig junge Lebenslust,?Sie legt den Lockenkopf mir an die Brust
Und schaut zu mir mit hellen Augen auf:?"Du wirst genesen, Hutten! Z?hle drauf!"
Und hier die Blasse mit dem sü?en Schein?Der trauten Blicke mu? die Liebe sein!
Sie flüstert das beseligende Wort:?"Noch hüte, Hutten, ich dir einen Hort!"
Mit beiden Armen winkt sie Heil mir zu:?"Es ist die Sch?nste, Hutten! Traue du!"
Und der Poet in meinem Herzen singt,?Von holder Erdefreuden Chor umringt,
In tausend Melodieen ein Get?n:?O Erde, du bist lustig, du bist sch?n!...
Verbleiche, Reigen! Sinnentanz, erlisch!?Herr Reformator Hutten, auf vom Tisch!
Des Weines H?lfte blieb, die heb' ich auf?Dem Freunde, kehrt er müd vom Arzteslauf.
Drei Züge noch, das ist die heil'ge Zahl!?Drei Sprüche noch und sonder lange Wahl!
Den ersten Trunk dem heil'gen r?m'schen Reich!?M?cht' es ein weltlich deutsches sein zugleich!
Den zweiten meinem Kaiser! M?cht' er sein,?Der fünfte Karl, so echt, wie dieser Wein!
Den dritten bring' ich jedem auf der Welt,?Der sich und seinen Becher wacker h?lt!
XXX Der Uli
Gelassen schreitet dort im Ackerfeld?Ein rüst'ger Mann, der sp?te Saat bestellt.?Sch?n ist ein jedes Werk, das Jahr entlang,?Am liebsten doch ist mir des S?ers Gang...
Mein wackrer Albrecht Dürer, mal mir heut?Den lieben Heiland, wie er K?rner streut,
Mit einem deutschen Himmel frisch
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