Hohe Sommertage - Neue Gedichte | Page 3

Gustav Falke
mir,
Eine einzige wieder!
Erinnerung
In meinen Versen weint und lacht,
Was mir mein Leben reich
gemacht.
Wie mir das stille Tröstung giebt:
Ich habe dich so sehr
geliebt.
Auch du blickst wohl darauf zurÃ&fraq14;ck;
Und war's dir auch
kein großes GlÃ&fraq14;ck,
War's doch vielleicht, mag's wenig
sein,
Ein Wegestreckchen Sonnenschein.
Besitz
Die Sonne Ã&fraq14;berstrahlt dein Bild,
Mein Herz wird warm und
freut sich.
Dein liebes Bild.
Alles Licht ferner Tage erneut sich.
So recht in tiefstem dankbar sein,
Dass ich dir durfte begegnen,


Diese Frucht blieb mein.
Kann Liebe ein Leben reicher segnen?
Ich durfte dich nicht besitzen, es war
Viel Schmerz meiner Liebe
beschieden.
Es war.
Nun ist alles Freude und Frieden.
Ausklang
Immer bleibst du lieblich mir,
Immer hold im Herzen,
Immer
brennen heilig hier
Dir geweihte Kerzen.
Breiten um dein Angesicht
Einen frommen Schimmer,
Und so bist
du, reinstes Licht,
Eigen mir fÃ&fraq14;r immer.
Zu Hause
Ich war, in tiefer Bitternis verwirrt,
In Not und Nacht vom Wege
abgeirrt.
Ich blickte auf nach einem Trost und Schein,
Und alle meine Sterne
schliefen ein.
Nur fernher klang ein leiser weher Laut,
Dem hab ich meine Schritte
anvertraut.
Ich war gerettet. Schmerz fand sich zu Schmerz.
Und weinend fiel ich
wieder an dein Herz.
Heimkehr
Du weißt, ich hab dich lieb gehabt,
Und immer gleich, an jedem
Tag,
Ob ich ein wenig GlÃ&fraq14;ck uns fing,
Ob still in Sorgen
abseits ging.
Da kam ein FrÃ&fraq14;hlingssonnenschein
Und kam ein junger
Rosentag,
Ich stand in lauter Rausch und Traum
An eines fremden
Gartens Saum.

Aus holder Morgenlieblichkeit
Klang da ein Lied, so sÃ&fraq14;ß,
so sÃ&fraq14;ß,
Dass ich im Lauschen mich verlor
Und hatt
fÃ&fraq14;r deinen Ruf kein Ohr.
Doch gab des Gartens ThÃ&fraq14;r nicht nach,
Ein zweifach
Schlösslein lag davor,
Das hat den Träumer aufgeweckt,
Ihn auf
sich selbst zurÃ&fraq14;ckgeschreckt.
Er riss sich los und kehrt nun heim
Und drängt sein Herz an deines
hin.
Trotz Rausch und Traum, du fÃ&fraq14;hlst, es blieb
Das alte
Herz und hat dich lieb.
Vor Schlafengehen
Die Kinder schlummern in den Kissen,
Weich, weichen Atems,
nebenan,
Ein Traum vom heutigen Tag, und wissen
Nicht, was mit
diesem Tag verrann.
Wir aber fÃ&fraq14;hlen jede Stunde,
Die uns mit leisem
FlÃ&fraq14;gel streift,
Und wissen, dass im Dämmergrunde
Der
Zeit uns schon die letzte reift.
Wir sitzen enggeschmiegt im Dunkeln.
So träumt sich's gut. Und
keines spricht.
Durchs Fenster fällt ein Sternenfunkeln,
Vom
Ofen her ein Streifchen Licht.
Einmal, im Schlaf, lacht eins der Kleinen
Ganz leis. Was es wohl
haben mag?
Springt es mit seinen kurzen Beinen
Noch einmal
fröhlich durch den Tag?
Ein Mäuschen knabbert wo am Schrägen,
Knisternd verkohlt ein
letztes Scheit,
Die alte Uhr hebt an zu schlagen —
Da sprichst du
leis: Komm, es ist Zeit.
Mondlicht

Das blasse Licht des vollen Mondes geistert
Durchs
schlechtverhängte Fenster uns ins Zimmer.
Du schläfst. Die
Kinder auch. Mir aber meistert
Der Magier der Nacht den Schlaf wie
immer,
Und wachen Ohrs, das alles hört, ausfragt
Und deutet, lieg
ich. Unsre Ältste leiht
Verworrnem Traum, der sie durch Schrecken
trägt,
Angstvollen Laut, richtet sich auf und schreit
Entsetzt
einmal den Namen ihrer Schwester.
Ich ruf sie an: Schlaf! Still! dir
träumt! Gleich weicht
Der böse Alp von ihr. — O diese Nester

Von Nachtgespenstern, die der Mond beschleicht
Und aufstört,
Nester, eingebaut
In unsrer Seelen abgelegene Ecken
Und Winkel,
die uns zu betreten graut.
Wie still, unschuldig, ruht auf unsern
Decken
Das Licht des Monds und ist doch voller TÃ&fraq14;cken.

Es ruht! Nein, wandelt. Dieses breite Band
Milchigen Lichtes seh ich
weiterrÃ&fraq14;cken,
Langsam. So tastet leise eine Hand,
Die
Arges vorhat und behutsam gleitet,
Nach ihrem Raub. Nun schiebt
das kalte Licht
Sich mählich auf dein Bett hinÃ&fraq14;ber, breitet

Sich Ã&fraq14;ber deine Kissen. Dein Gesicht,
FÃ&fraq14;hlt es
das Licht? Du rÃ&fraq14;ckst, weichst, kriegst
Ganz weg vor diesem
Licht. Könnt deinen Traum
Ich jetzt belauschen. Mit der Stirne
liegst
Du eingewÃ&fraq14;hlt in deines Kissens Flaum,
Wie
weggeduckt vor diesem bösen Licht,
Das jetzt auf deinem
schwarzen Scheitel lastet,
Schwer lastet. Du, wie leblos,
rÃ&fraq14;hrst dich nicht.
So sitzt, vom Blick der Schlange schon
betastet,
Der Vogel wie erstarrt, noch eh der Schlund
Des giftigen
Wurms ihn wegschluckt. Langsam lässt
Das Licht von dir. Und aus
dem dunklen Grund
Des Grauens tauchst du auf. Noch geht gepresst

Dein Atem, stockend. Doch du wendest wieder
Die Stirn nach
oben. Dein Gesicht ist blass,
Und einmal zucken deine feinen Lider,

Als wÃ&fraq14;rdest du nun wach. Du murmelst was.
Ich ruf. Ein
Seufzer nur. „Annie!“ Kein Laut.
— Mich fröstelt. Wenn nur
erst der Morgen graut.
Musik

Eine Musik lieb ich mehr
Als die schönste der größten Meister.

Täglich klingt sie um mich her,
Klingt täglich lauter und
dreister.
Ich liebe sie sehr, und doch, es giebt
Stunden, da muss ich sie
schelten,
Dann ist fÃ&fraq14;r die, die das Herz so liebt,
Ein
Donnerwetter nicht selten.
Da schweigt sie wohl erschrocken still,
Doch dauert die Pause nicht
lange,
Und wenn ich der Ruhe mich freuen will,
Ist sie wieder im
besten Gange.
Zuletzt geb ich mich doch darein
Und lache: lass klingen, lass
klingen!
Und hör durch des Hauses Sonnenschein
Vier
KinderfÃ&fraq14;ße springen.
Es schneit
Der erste Schnee, weich und dicht,
Die ersten wirbelnden Flocken.

Die Kinder drängen ihr Gesicht
Ans Fenster und frohlocken.
Da wird nun das letzte bischen GrÃ&fraq14;n
Leise, leise begraben.

Aber die jungen Wangen glÃ&fraq14;hn,
Sie wollen den Winter
haben.
Schlittenfahrt und Schellenklang
Und Schneebälle um die Ohren!

— KinderglÃ&fraq14;ck, wo bist du? Lang,
Lang verschneit und
erfroren.
Fallen die Flocken weich und dicht,
Stehen wir wohl erschrocken,

Aber
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