-- wer das auf den Pelz kriegt, kann sich gratuliren.?
?Aber da oben ging immer noch etwas hinein?, sagte die Alte, mistrauisch den kurzen, nicht ganz gefüllten Lauf betrachtend, halb und halb mit dem Verdacht, da? der Vetter die zwei und einen halben Silbergroschen nicht ganz verwandt haben k?nnte für die Ladung.
?Wenn's zu weit nach vorn k?me, s?he er's?, sagte der Vetter, und Dorothee begriff da? er Recht h?tte. Das Pistol, ein altes Familienstück und noch mit Feuerschlo?, wurde dann vorsichtig wieder an seine Stelle neben den Regenschirm, den Stock und das Sitzkissen gelegt, und die würdige Frau fühlte sich jetzt wohl und beruhigt in dem Gedanken, Alles gethan zu haben, was in ihren Kr?ften stand, sich sp?ter keine Vorwürfe und Gewissensbisse machen zu dürfen.
Da übrigens der Herr Commerzienrath nur h?chstens 14 Tage auszubleiben gedachte, hielt man auch drei Koffer mit Hutschachtel und Reisesack für v?llig genügend, alle die nothwendigsten Gegenst?nde wenigstens mitzuführen, die nun einmal unbedingt zu Leben und anst?ndiger Kleidung geh?rten. Um 10 Uhr Abends, bis zu welcher Zeit er jedesmal zu Bette ging, mochte er sich befinden wo er wollte, war Alles beendet, am n?chsten Morgen 11 Uhr mit der k?niglichen Eilpost für so und soviel Thaler Fahrgebühren und etwa das Dreifache an Ueberfracht nach Burgkundstadt bef?rdert zu werden, von wo er sich entschlossen hatte die Eisenbahn zu benutzen, um nach München zu gelangen.
Nun war die Post dazu bestimmt, sich am n?chsten Morgen dem ersten Zuge nach der Hauptstadt des Landes anzuschlie?en, aber Herr Mahlhuber h?tte dann die Nacht durch fahren müssen, etwas was ihm nicht im Traume einfiel; er wollte seine Gesundheit nicht muthwillig zum Fenster hinauswerfen. So sich genau erkundigend, welche Station der Postwagen etwa um 9 Uhr Abends erreichen würde, dort ein geh?riges Abendbrot zu bekommen und zu übernachten, nahm er bis dorthin Passage, und als der Eilwagen von -- kommend, zehn Minuten vor elf etwa unter dem schmetternden ?Ei du lieber Augustin? des Postillons durch Gidelsbach rasselte, die Pferde zu wechseln und etwaigen Passagieren Gelegenheit zu geben eine Tasse sehr dünne Bouillon zu trinken, ging Herr Commerzienrath Mahlhuber, von seinem ganzen Gesinde wie der n?chsten Nachbarschaft und einigen Neugierigen begleitet, auf die Post, wo er schon seinen Schein gel?st, sein Gep?ck abgeliefert hatte, und setzte sich auf seine Nummer, die linke Ecke des Rücksitzes, Nr. 2, neben eine etwas stattliche und wohleingepackte Dame mit grünseidenem Hute und schwarzem Schleier. Gleich darauf nahm noch ein anderer, trotz des warmen Wetters in einen gro?en wollenen Shawl eingepackter Herr den dritten Platz in der rückw?rtsfahrenden Ecke ein, den übrigen Theil mit Nr. 4 und 6 für die diversen Hutschachteln, K?stchen, Bündel und Necessaires der Dame freilassend, die hier Alles aufgeh?uft und in Besitz genommen hatte.
3.
+Erstes Abenteuer.+
Der Abschied war genommen, der Commerzienrath hatte sich aber schon vorher ernstlich von Dorothee sowol wie von seinen ihn begleitenden Bekannten den Titel verbeten, und Herr Mahlhuber, wie er jetzt schlechtweg hie?, war eben noch einmal im Wagen aufgestanden, sein Rücken- oder Sitzkissen anders zu ordnen, als die Peitsche des Postillons mit kr?ftigem Schwunge die eingespannten Pferde traf und diese so rasch und pl?tzlich anzogen, da? sich der darauf ganz Unvorbereitete mit einem Schwung und Wurf auf den Schoos des Fremden setzte.
?Bitte tausend mal um Entschuldigung!? rief er, so rasch ihm das m?glich war wiederaufschnellend den eigenen Sitz einzunehmen und eine verbindliche Verbeugung gegen den Fremden machend, die beinahe für die Dame verderblich geworden w?re -- ?ich dachte gar nicht, da? wir so schnell abfahren würden; es kann kaum 11 Uhr sein.?
Der Fremde erwiderte kein Wort; er hatte erst die Brauen finster zusammengezogen, aber ein Blick auf den Mann selber mochte ihm wol sagen, mit wem er es hier eigentlich zu thun habe. So sein Gesicht nun wieder in die frühern ruhigen Falten legend, sah er still und ernst gerade auf die ihm gegenüberbefindliche Nr. 2, als ob der Herr Commerzienrath gar nicht in der Welt gewesen w?re.
?Setzen Sie sich nur um Gotteswillen erst einmal hin?, sagte die Dame, die indessen die Hand schützend vorgehalten hatte und jeden Augenblick einen ?hnlichen Ueberfall wie auf den Fremden erwartet zu haben schien, ?meine Nerven sind so schon so aufgeregt und angegriffen.?
Herr Mahlhuber drehte sich rasch nach der sch?nen Sprecherin um, und diesmal brachte ihn das Stra?enpflaster mit einem pl?tzlichen Ruck gerade und glücklicherweise in seinen eigenen Sitz; das furchtbare Rasseln und Schütteln des Wagens unterbrach oder verhinderte dabei vielmehr auch jede nur m?gliche Unterhaltung. Es lie? sich kein Wort verstehen und die Passagiere drückten sich schweigend in ihre verschiedenen Ecken und sahen die niedern H?user von Gidelsbach, der Commerzienrath mit einem eigenen Gefühle stiller Wehmuth, die andern Beiden vollkommen gleichgültig, an sich vorübergleiten.
?Ach dürfte ich Sie wol bitten, das Fenster dort an Ihrer Seite aufzuziehen?, brach die Dame endlich das Stillschweigen, als sie die letzten H?user von Gidelsbach hinter sich gelassen und die Luft
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