Heidis Lehr - und Wanderjahre | Page 9

Johanna Spyri
eine unerh?rte Freude erlebt. Der Gro?vater stand unter der Schopft��r und schaute dem Kind zu. Jetzt ert?nte ein schriller Pfiff. Heidi hielt an in seinen Spr��ngen, der Gro?vater trat heraus. Von oben herunter kam es gesprungen, Gei? um Gei?, wie eine Jagd, und mittendrin der Peter. Mit einem Freudenruf schoss Heidi mitten in das Rudel hinein und begr��?te die alten Freunde von heute Morgen einen um den anderen. Bei der H��tte angekommen, stand alles still, und aus der Herde heraus kamen zwei sch?ne, schlanke Gei?en, eine wei?e und eine braune, auf den Gro?vater zu und leckten seine H?nde, denn er hielt ein wenig Salz darin, wie er jeden Abend zum Empfang seiner zwei Tierlein tat. Der Peter verschwand mit seiner Schar. Heidi streichelte z?rtlich die eine und dann die andere von den Gei?en und sprang um sie herum, um sie von der anderen Seite auch zu streicheln, und war ganz Gl��ck und Freude ��ber die Tierchen. "Sind sie unser, Gro?vater? Sind sie beide unser? Kommen sie in den Stall? Bleiben sie immer bei uns?", so fragte Heidi hintereinander in seinem Vergn��gen, und der Gro?vater konnte kaum sein stetiges "Ja, ja!" zwischen die eine und die andere Frage hineinbringen. Als die Gei?en ihr Salz aufgeleckt hatten, sagte der Alte: "Geh und hol dein Sch��sselchen heraus und das Brot."
Heidi gehorchte und kam gleich wieder. Nun melkte der Gro?vater gleich von der Wei?en das Sch��sselchen voll und schnitt ein St��ck Brot ab und sagte: "Nun iss und dann geh hinauf und schlaf! Die Base Dete hat noch ein B��ndelchen abgelegt f��r dich, da seien Hemdlein und so etwas darin, das liegt unten im Kasten, wenn du's brauchst; ich muss nun mit den Gei?en hinein, so schlaf wohl!"
"Gut Nacht, Gro?vater! Gut Nacht--wie hei?en sie, Gro?vater, wie hei?en sie?", rief das Kind und lief dem verschwindenden Alten und den Gei?en nach.
"Die Wei?e hei?t Schw?nli und die Braune B?rli", gab der Gro?vater zur��ck.
"Gut Nacht, Schw?nli, gut Nacht, B?rli!", rief nun Heidi noch mit Macht, denn eben verschwanden beide in den Stall hinein. Nun setzte sich Heidi noch auf die Bank und a? sein Brot und trank seine Milch; aber der starke Wind wehte es fast von seinem Sitz herunter; so machte es schnell fertig, ging dann hinein und stieg zu seinem Bett hinauf, in dem es auch gleich nachher so fest und herrlich schlief, als nur einer im sch?nsten F��rstenbett schlafen konnte. Nicht lange nachher, noch eh es v?llig dunkel war, legte auch der Gro?vater sich auf sein Lager, denn am Morgen war er immer schon mit der Sonne wieder drau?en, und die kam sehr fr��h ��ber die Berge hereingestiegen in dieser Sommerszeit. In der Nacht kam der Wind so gewaltig, dass bei seinen St??en die ganze H��tte erzitterte und es in allen Balken krachte; durch den Schornstein heulte und ?chzte es wie Jammerstimmen, und in den alten Tannen drau?en tobte es mit solcher Wut, dass hier und da ein Ast niederkrachte. Mitten in der Nacht stand der Gro?vater auf und sagte halblaut vor sich hin: "Es wird sich wohl f��rchten." Er stieg die Leiter hinauf und trat an Heidis Lager heran. Der Mond drau?en stand einmal hell leuchtend am Himmel, dann fuhren wieder die jagenden Wolken dar��ber hin und alles wurde dunkel. Jetzt kam der Mondschein eben leuchtend durch die runde ?ffnung herein und fiel gerade auf Heidis Lager. Es hatte sich feuerrote Backen erschlafen unter seiner schweren Decke, und ruhig und friedlich lag es auf seinem runden ?rmchen und tr?umte von etwas Erfreulichem, denn sein Gesichtchen sah ganz wohlgemut aus. Der Gro?vater schaute so lange auf das friedlich schlafende Kind, bis der Mond wieder hinter die Wolken trat und es dunkel wurde, dann kehrte er auf sein Lager zur��ck.

Auf der Weide
Heidi erwachte am fr��hen Morgen an einem lauten Pfiff, und als es die Augen aufschlug, kam ein goldener Schein durch das runde Loch hereingeflossen auf sein Lager und auf das Heu daneben, dass alles golden leuchtete ringsherum. Heidi schaute erstaunt um sich und wusste durchaus nicht, wo es war. Aber nun h?rte es drau?en des Gro?vaters tiefe Stimme, und jetzt kam ihm alles in den Sinn: Woher es gekommen war und dass es nun auf der Alm beim Gro?vater sei, nicht mehr bei der alten Ursel, die fast nichts mehr h?rte und meistens fror, so dass sie immer am K��chenfenster oder am Stubenofen gesessen hatte, wo dann auch Heidi hatte verweilen m��ssen oder doch ganz in der N?he, damit die Alte sehen konnte, wo es war, weil sie es nicht h?ren konnte. Da war es dem Heidi manchmal zu eng drinnen, und es w?re lieber hinausgelaufen. So war es sehr froh, als es in der neuen Behausung erwachte und sich erinnerte, wie viel Neues es gestern gesehen hatte und was es heute wieder alles sehen k?nnte, vor allem das Schw?nli und das B?rli. Heidi
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