Heidis Lehr - und Wanderjahre | Page 7

Johanna Spyri
Augen gl��hten in Erwartung der Dinge, die da drinnen sein konnten. "Es kann ihm nicht an Verstand fehlen", sagte er halblaut. "Warum brauchst du's nicht mehr?", setzte er laut hinzu.
"Ich will am liebsten gehen wie die Gei?en, die haben ganz leichte Beinchen."
"So, das kannst du, aber hol das Zeug", befahl der Gro?vater, "es kommt in den Kasten." Heidi gehorchte. Jetzt machte der Alte die T��r auf und Heidi trat hinter ihm her in einen ziemlich gro?en Raum ein, es war der Umfang der ganzen H��tte. Da stand ein Tisch und ein Stuhl daran; in einer Ecke war des Gro?vaters Schlaflager, in einer anderen hing der gro?e Kessel ��ber dem Herd; auf der anderen Seite war eine gro?e T��r in der Wand, die machte der Gro?vater auf, es war der Schrank. Da hingen seine Kleider drin und auf einem Gestell lagen ein paar Hemden, Str��mpfe und T��cher und auf einem anderen einige Teller und Tassen und Gl?ser und auf dem obersten ein rundes Brot und ger?uchertes Fleisch und K?se, denn in dem Kasten war alles enthalten, was der Alm-?hi besa? und zu seinem Lebensunterhalt gebrauchte. Wie er nun den Schrank aufgemacht hatte, kam das Heidi schnell heran und stie? sein Zeug hinein, so weit hinter des Gro?vaters Kleider als m?glich, damit es nicht so leicht wieder zu finden sei. Nun sah es sich aufmerksam um in dem Raum und sagte dann: "Wo muss ich schlafen, Gro?vater?"
"Wo du willst", gab dieser zur Antwort.
Das war dem Heidi eben recht. Nun fuhr es in alle Winkel hinein und schaute jedes Pl?tzchen aus, wo am sch?nsten zu schlafen w?re. In der Ecke vor��ber des Gro?vaters Lagerst?tte war eine kleine Leiter aufgerichtet; Heidi kletterte hinauf und langte auf dem Heuboden an. Da lag ein frischer, duftender Heuhaufen oben, und durch eine runde Luke sah man weit ins Tal hinab.
"Hier will ich schlafen", rief Heidi hinunter, "hier ist's sch?n! Komm und sieh einmal, wie sch?n es hier ist, Gro?vater!"
"Wei? schon", t?nte es von unten herauf.
"Ich mache jetzt das Bett!", rief das Kind wieder, indem es oben gesch?ftig hin und her fuhr; "aber du musst heraufkommen und mir ein Leintuch mitbringen, denn auf ein Bett kommt auch ein Leintuch, und darauf liegt man."
"So, so", sagte unten der Gro?vater, und nach einer Weile ging er an den Schrank und kramte ein wenig darin herum; dann zog er unter seinen Hemden ein langes, grobes Tuch hervor, das musste so etwas sein wie ein Leintuch. Er kam damit die Leiter herauf. Da war auf dem Heuboden ein ganz artiges Bettlein zugerichtet; oben, wo der Kopf liegen musste, war das Heu hoch aufgeschichtet, und das Gesicht kam so zu liegen, dass es gerade auf das offene, runde Loch traf.
"Das ist recht gemacht", sagte der Gro?vater, "jetzt wird das Tuch kommen, aber wart noch"--damit nahm er einen guten Wisch Heu von dem Haufen und machte das Lager doppelt so dick, damit der harte Boden nicht durchgef��hlt werden konnte--; "so, jetzt komm her damit." Heidi hatte das Leintuch schnell zuhanden genommen, konnte es aber fast nicht tragen, so schwer war's; aber das war sehr gut, denn durch das feste Zeug konnten die spitzen Heuhalme nicht durchstechen. Jetzt breiteten die beiden miteinander das Tuch ��ber das Heu, und wo es zu breit und zu lang war, stopfte Heidi die Enden eilfertig unter das Lager. Nun sah es recht gut und reinlich aus, und Heidi stellte sich davor und betrachtete es nachdenklich.
"Wir haben noch etwas vergessen, Gro?vater", sagte es dann.
"Was denn?", fragte er.
"Eine Decke; denn wenn man ins Bett geht, kriecht man zwischen das Leintuch und die Decke hinein."
"So, meinst du? Wenn ich aber keine habe?", sagte der Alte.
"Oh, dann ist's gleich, Gro?vater", beruhigte Heidi, "dann nimmt man wieder Heu zur Decke", und eilfertig wollte es gleich wieder an den Heustock gehen, aber der Gro?vater wehrte es ihm.
"Wart einen Augenblick", sagte er, stieg die Leiter hinab und ging an sein Lager hin. Dann kam er wieder und legte einen gro?en, schweren, leinenen Sack auf den Boden.
"Ist das nicht besser als Heu?", fragte er. Heidi zog aus Leibeskr?ften an dem Sacke hin und her, um ihn auseinander zu legen, aber die kleinen H?nde konnten das schwere Zeug nicht bew?ltigen. Der Gro?vater half, und wie es nun ausgebreitet auf dem Bette lag, da sah alles sehr gut und haltbar aus, und Heidi stand staunend vor seinem neuen Lager und sagte: "Das ist eine pr?chtige Decke und das ganze Bett! Jetzt wollt ich, es w?re schon Nacht, so k?nnte ich hineinliegen."
"Ich meine, wir k?nnten erst einmal etwas essen", sagte der Gro?vater, "oder was meinst du?" Heidi hatte ��ber dem Eifer des Bettens alles andere vergessen; nun ihm aber der Gedanke ans Essen kam, stieg ein gro?er Hunger in ihm auf, denn es hatte auch heute noch gar nichts bekommen als fr��h am Morgen sein St��ck Brot und ein paar
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