Heidi kann brauchen, was es gelernt hat | Page 3

Johanna Spyri
nehmen Sie mit, was ich dem Heidi schicken will, ich habe schon alles ausgedacht und auch etwas f��r die Gro?mutter. Bitte, Herr Doktor, tun Sie's doch; ich will auch gewi? unterdessen Fischtran nehmen, soviel Sie nur wollen.?
Ob dieses Versprechen der Sache den Ausschlag gab, kann man nicht wissen, aber es ist anzunehmen, denn der Herr Doktor l?chelte und sagte: ?Dann mu? ich ja wohl gehen, Kl?rchen, so wirst du uns einmal rund und fest, wie wir dich haben wollen, Papa und ich. Und wann mu? ich denn reisen, hast du das schon bestimmt??
?Am liebsten gleich morgen fr��h, Herr Doktor?, entgegnete Klara.
?Ja, sie hat recht?, fiel hier der Vater ein; ?die Sonne scheint, der Himmel ist blau, es ist keine Zeit zu verlieren, f��r jeden solchen Tag ist es schade, den du noch nicht auf der Alp genie?en kannst.?
Der Herr Doktor mu?te ein wenig lachen: ?N?chstens wirst du mir vorwerfen, da? ich noch da bin, Sesemann; so mu? ich wohl machen, da? ich fortkomme.?
Aber Klara hielt den Aufstehenden fest; erst mu?te sie ihm ja noch alle Auftr?ge an das Heidi ��bergeben und ihm noch so vieles anempfehlen, das er recht betrachten und ihr dann davon erz?hlen sollte. Die Sendung an das Heidi konnte ihm erst sp?ter zugeschickt werden, denn Fr?ulein Rottenmeier mu?te erst alles verpacken helfen; sie war aber eben auf einer ihrer Wanderungen durch die Stadt begriffen, von denen sie nicht so schnell zur��ckkehrte.
Der Herr Doktor versprach, alles genau auszurichten, die Reise, wenn nicht am Morgen fr��h, so doch wom?glich noch im Laufe des folgenden Tages anzutreten und dann bei seiner Heimkehr getreulich Bericht zu erstatten ��ber alles, was er gesehen und erlebt haben w��rde.
Die Diener eines Hauses haben oft eine merkw��rdige Gabe, die Dinge zu erfassen, die im Hause ihrer Herren vor sich gehen, lange bevor diese dazu kommen, ihnen Mitteilung davon zu machen. Sebastian und Tinette mu?ten diese Gabe in hohem Grade besitzen, denn eben, als der Herr Doktor, von Sebastian begleitet, die Treppe hinunterging, trat Tinette ins Zimmer der Klara ein, die nach dem M?dchen geschellt hatte.
?Holen Sie diese Schachtel voll ganz frischer, weicher Kuchen, wie wir sie zum Kaffee haben, Tinette?, sagte Klara und deutete auf die Schachtel hin, die schon lange bereitgestanden hatte. Tinette erfa?te das bezeichnete Ding an einer Ecke und lie? es ver?chtlich an ihrer Hand baumeln. Unter der T��re sagte sie schnippisch:
?Es ist wohl der M��he wert.?
Als der Sebastian unten mit gewohnter H?flichkeit die T��re aufgemacht hatte, sagte er mit einem B��ckling:
?Wenn der Herr Doktor wollten so freundlich sein und dem Mamsellchen auch einen Gru? vom Sebastian bestellen.?
?Ah, sieh da, Sebastian?, sagte der Herr Doktor freundlich; ?so wissen Sie denn auch schon, da? ich reise??
Sebastian mu?te ein wenig husten.
?Ich bin... ich habe... ich wei? selbst nicht mehr recht... ach ja, jetzt erinnere ich mich: Ich bin eben zuf?llig durch das E?zimmer gegangen, da habe ich den Namen des Mamsellchens aussprechen geh?rt, und wie es so geht, man h?ngt dann so einen Gedanken an den anderen an und so... und in der Weise...?
?Jawohl, jawohl?, l?chelte der Herr Doktor, ?und je mehr Gedanken einer hat, je mehr wird er inne. Auf Wiedersehen, Sebastian, der Gru? wird bestellt.?
Jetzt wollte der Herr Doktor gerade durch die offene Haust��r enteilen, aber er traf auf ein Hindernis: Der starke Wind hatte Fr?ulein Rottenmeier verhindert, ihre Wanderung weiter fortzusetzen; eben war sie zur��ckgekehrt und wollte ihrerseits durch die offene T��r eintreten. Der Wind hatte ihr weites Tuch, in das sie sich geh��llt hatte, aber dergestalt aufgebl?ht, da? es gerade so anzusehen war, als habe sie die Segel aufgespannt. Der Herr Doktor wich augenblicklich zur��ck. Aber gegen diesen Mann hatte Fr?ulein Rottenmeier von jeher eine besondere Anerkennung und Zuvorkommenheit an den Tag gelegt. Auch sie wich mit ausgesuchter H?flichkeit zur��ck, und eine Weile standen die beiden mit r��cksichtsvoller Geb?rde da und machten einander gegenseitig Platz. Jetzt aber kam ein so starker Windsto?, da? Fr?ulein Rottenmeier auf einmal mit vollen Segeln gegen den Doktor heranflog. Er konnte eben noch ausweichen; die Dame aber wurde noch ein gutes St��ck ��ber ihn hinausgetrieben, so da? sie wieder zur��ckkehren mu?te, um nun den Freund des Hauses mit Anstand zu begr��?en. Der gewaltt?tige Vorgang hatte sie ein wenig verstimmt, aber der Herr Doktor hatte eine Art und Weise, die ihr gekr?useltes Gem��t bald gl?ttete und eine sanfte Stimmung dar��ber verbreitete. Er teilte ihr seinen Reiseplan mit und bat sie in der einnehmendsten Weise, ihm die Sendung an das Heidi so zu verpacken, wie nur sie zu packen verstehe. Dann empfahl sich der Herr Doktor.
Klara erwartete, da? sie erst einige K?mpfe mit Fr?ulein Rottenmeier zu bestehen haben w��rde, bevor diese ihre Zustimmung zum Absenden all der Gegenst?nde geben werde, die Klara f��r das Heidi bestimmt hatte. Aber diesmal hatte sie sich get?uscht: Fr?ulein Rottenmeier war ausnehmend gut gelaunt. Sogleich r?umte sie alles weg, was auf dem
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