Vorstellung beginnen; ein paar Minuten früher fanden sich die Zuschauer ein. Wir hatten ihrer nur wenige gebeten. Natürlich die kleine Mutter, die sich beinahe ebenso sehr wie wir auf das Festspiel freute, dann Gro?mutter und eine Tante, die auf Besuch gekommen. Gro?mutter erhielt den gedruckten Text, da sie die richtige Aufführung nicht mit angesehen hatte. Sie hielt das Heftchen weit von sich, denn ihre alten Augen konnten nicht mehr in die N?he sehen. Das imponierte mir immer gewaltig, und es verfehlte auch seinen Eindruck auf meine Spielgef?hrten nicht. Es hat nicht jeder eine Gro?mutter, die so merkwürdig liest.
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Die Zuschauer sa?en auf dem alten Sofa. Wir hielten uns in einer Nebenkammer verborgen, bis es 2 Uhr schlug.
Das erste Bild stellte die Gründung unserer Stadt durch Kaiser Valentinian im Jahre 374 dar. Anni, Gretchen, Elschen und Teddy zogen als raurakischer Volkshaufe auf die ?Bühne? und sangen ein Lied, von dessen sanfter, flie?ender Weise uns allerdings nur zwei Zeilen im Ged?chtnis geblieben waren, weshalb das übrige mehr rezitativartig vorgetragen wurde. Dann stürzte Willy herein und verkündete das Nahen r?mischer Scharen, was erregtes Sprechen und Schreien zur Folge hatte. Er verschwand blitzschnell, um nach wenigen Augenblicken als r?mischer Hauptmann aufzutreten, der an Stelle der uns fehlenden Kriegerhaufen einen seltsamen Schwerttanz aufführte. Mit einem Male wandte er sich gegen die Türe und w?hrend seines Jubelrufs: ?Gro?er C?sar, Imperator, Heil sei dir, du starker Held!? ritt ich auf schnaubendem Ro? auf die Bühne.
Das ging so zu: Wir hatten ein Schaukelpferd, das bei jeder starken schwingenden Bewegung einige Zoll vorw?rts glitt; so konnte man also tats?chlich reiten.
Kaiser Valentinian trug ein Barett mit wei?en [Illustration]
G?nsefedern und einen malerisch umgeworfenen roten Mantel. Au?er dem Szepter hielt er merkwürdigerweise auch ein Heftchen in der Hand, denn es war ihn das Genieren angekommen, und die rasch eingelernten und nur halb verstandenen Worte schienen sich alle verflüchtigt zu haben. So las denn der gute Kaiser Valentinian seine wohlmeinenden Worte an die ver?ngsteten Rauraker. Ihre freudigen Zurufe wurden durch den Priester übert?nt, der vor dem neuen Leben sich zu den alten G?ttern flüchtet.
?Nehmet mich auf! von mannigfaltigen Greueln und Sünden, von Schand und Not L?se mich leicht der heilige Tod!?
Teddy in einem langen, dunkeln Gewand, mit m?chtigem wei?em Bart sah nach Annis Urteil ganz wie ?so ein heidnischer Kerl? aus. Die letzten Worte heulte er geradezu. Dann lie? er sich, in dem sch?nen Glauben, die klagenden Weiber würden ihn auffangen, rücklings zu Boden stürzen. Aber o weh! Keine schützenden Arme umfingen seinen sinkenden Leib. Er schlug mit solchem Dr?hnen auf den harten Fu?boden, da? aus dem Zuschauerraum ein Entsetzensschrei erscholl, der freilich in ein Lachen überging, als der tote Priester wütend zischte: ?Na, wartet nur bis nachher!?
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Kaiser Valentinian stellte die Stimmung wieder her, indem er ein leuchtendes Bild der zukünftigen Stadt Basilea entwarf.
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Unter dem Jubelchor des Volkes und von ihrer Schar begleitet und hilfreich geschoben, ritt seine Majest?t davon.
Die zweite Szene, die den Bau der alten Rheinbrücke im Jahre 1225 behandelte, überschlugen wir, der vielen Personen wegen. Um sie aber nicht ganz unerw?hnt zu lassen, wandelte Gretchen langsam und heimlich als Bischof über die Bühne; Elschen trippelte, ein Me?gl?cklein schwingend, hintendrein.
Das dritte Bild brachte den H?hepunkt des Festes: Anni als K?nig Rudolf. Ihre schwarzen Z?pfe waren unter einem Turban verborgen. Sie stak in einem deutschen Milit?rrock und schulterte einen uralten Schie?prügel. Um den Hals hing ihr eine goldene Kette, und ihre Beine waren mit Reiterstiefeln bekleidet. K?nig Rudolf versprach mit gro?em Pathos der Stadt ihre Freiheit; Schulthei? Gretchen dankte tief.
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Die kriegerischen Rollen des vierten Bildes, wo es sich um den in die Schlacht von Sempach abziehenden Herzog Leopold handelte, wurden durchweg von den Buben gespielt, deren schauspielerische Begabung sich haupts?chlich in einem ungeheuren Stimmenaufwand ?u?erte. Auch die feierliche Vereinigung der beiden links und rechts vom Strom gelegenen St?dte, des mehrern und mindern Basel, wurden von den Buben in stark verkürzter Form vorgetragen.
Den erhebenden Schlu? bildete das Auftreten der drei Frauengestalten: Helvetia, Basilea, Klio. Unter dem v?llig programmwidrigen Hurrahgeschrei der Buben sank Basilea in die mütterlichen Arme Helvetias.
Das Publikum erwies sich sehr aufmerksam. Die kleine Mutter lachte Tr?nen. Die Tante fühlte sich ?bewegt?, und auch Gro?mutters alte Augen schauten freundlich zu uns herüber. In die Ferne konnte sie ja gut sehen, und so war ihr keine Einzelheit unserer Kostüme, keine einzige fürstliche Geste und dramatische Bewegung entgangen.
Nach dem wirklichen Festspiel hatte ein gro?es Festessen stattgefunden. Auch uns ward eines zu Teil.
Als die Vorstellung zu Ende war, lud uns die kleine Mutter feierlich ein, hinunter zu kommen. Der Tisch im E?zimmer war gedeckt. In der Mitte stand eine Riesenplatte mit Erdbeeren. Hei! Wie da K?nig Rudolf, Kaiser Valentinian und Herzog Leopold fr?hlich schmausten. Auch der alte Priester verga? seinen Groll, w?hrend er eine saftige Beere nach der andern in den Mund schob.
Diese Aufführung blieb nicht die einzige, die die alte Bodenkammer erlebt hat. Das Bühnenfieber
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