Zeit für ihn. Das war es. Die Hausmutter und die M?gde hatten alle H?nde voll mit dem gro?en Haushalt. Der Hausvater und die Lehrer besch?ftigten sich wohl auch au?er den Stunden mit den Buben, aber Hansi war meist zu klein, um bei den verschiedenen Unternehmungen mittun zu k?nnen. Nur der Singlehrer gab sich hie und da mit ihm ab. Der hatte ihn einmal ein Lied, das ihn seine Ayah gelehrt, singen h?ren, und seither durfte Hansi in der Singstunde der Kleinen mitsingen. Ja, und manchmal durfte er auch noch nach der Stunde eine Weile bei dem freundlichen Herrn bleiben, der ihm auf dem Klavier allerlei vorspielte.
Gleich nach Vater und Mutter und den Blumen liebte Hansi die Musik. Aber es mu?te sch?ne sein. Die übungsstücke der Buben waren ihm zuwider. Auch der Lehrer spielte nicht immer sch?n nach Hansis Meinung. ?Sch?n? waren nur die feinen, zarten T?ne, die einen wie liebe H?nde streichelten. -- --
Der Herbst brachte eine gro?e Freude für Hansi. Bei Vater und Mutter war ein Kindchen angekommen, ein kleines Schwesterlein, das mit ebenso erstaunten Blauaugen in die Welt gucke, wie es Hansi getan. Als das kleine Ding ein paar Wochen alt war, wurde es photographiert, und Hansi erhielt ein Bildchen.
Er betrachtete es mit strahlenden Augen, dann lief er zur Hausmutter. ?Nicht wahr, Tante, einmal hat der liebe Gott gedacht: Nun will ich mal ein sü?es, kleines M?dchen machen, und da hat er K?the gemacht.?
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?Ja, ja, das wird wohl so sein,? l?chelte die Tante. Dabei setzte sie den gro?en W?schekorb, den sie eben auf den Boden tragen wollte, wieder ab, um Hansi einen Ku? zu geben.
Hansi trug das Bildchen immer bei sich in der Tasche seiner Matrosenbluse. Wenn er sich sehr klein und verlassen vorkam, zog er es hervor und setzte sich damit in die N?he der G?rtchen, um den Blumen von der kleinen Schwester zu erz?hlen. Sie verstanden ihn sehr gut, besonders die Dahlien, die mit ihren dicken K?pfen so vergnügt und wohlgen?hrt dreinsahen. Sie erinnerten Hansi immer an einen Buben des Hauses, der rote Pausbacken hatte und immer zufrieden war. Die Blumen waren überhaupt wie die Menschen. Sie hatten ihre eigenen Gesichter und ihr eigenes Wesen. Die Stiefmütterchen waren wie liebe, freundliche Kinderchen, aber die Rosen trugen sich stolz und hatten wundervolle Seidenkleider, da? man sie gar nicht anzufassen wagte. Noch schlimmer waren die Lilien, die so steif und gerade standen, nie sich hin und her wiegten und flüsterten wie die bunten Nelken. Doch die Liebste von allen war die Sonnenblume. Sie war die Mutter aller Blumen. Es konnte nicht anders sein. Sie glich ganz und gar einer freundlichen, liebespendenden Mutter.
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Aber nun waren die Sonnenblumenmutter und alle ihre Sommerkinder verblüht. In den G?rten standen au?er Dahlien nur noch Chrysanthemen. Der gro?e Ernst hatte sein ganzes Stückchen Land damit bepflanzt. Da waren violette und bronzefarbene, bla?gelbe und wei?e. Hansi liebte die wei?en am meisten, denn sie sahen drein wie Sterne, und er mu?te bei ihrem Anblick immer an den Stern von Bethlehem, an Weihnachten denken.
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Und Hansi freute sich auf Weihnachten! Ganz weh tat ihm oft das Herz, weil es so voller Freude und Erwartung war. Zwar war es traurig, da? auch die bunten Herbstblumen verblühen mu?ten, und da? der wei?e Schnee, der so na? und kalt war, alles zudeckte. Hansi konnte nicht verstehen, da? er die Blumen warm halte, wenn es ihm die andern auch noch so oft vorsagten. Nein, die Blumen waren alle tot und konnten sich nie mehr durch den dicken Schnee hinausfinden.
Das war furchtbar traurig. Aber Hansi wollte nicht daran, sondern an das wundersch?ne Christfest denken. Er lernte viele Weihnachtslieder. Ja, der Lehrer lie? ihn ganz allein ein altes Lied singen, das fing an: ?O Jesulein sü?, o Jesulein mild.? Es waren ein paar Worte drin, die Hansi nicht verstand. Aber das schadete nichts. Die Melodie war sü? und zart, gerade wie ein Lied sein mu?, das man dem Jesuskindlein in der Krippe singen darf.
Hansi sang es oft. Wenn er allein in dem gro?en Kinderzimmer sa? und mit dem alten Baukasten spielte, baute er einen wundersch?nen Stall mit vielen Türmchen und Erkern. Dann legte er den blonden Kopf auf die Tischplatte, um durch das winzige Fensterchen in das d?mmrige Innere zu sehen. Dazu sang er mit lieber, feiner Stimme, und seine Augen gewannen dabei einen Ausdruck, als wachse das winzige St?llchen zu einem gro?en, als stehe die Tür weit offen und das H?nschen wandere hinein in den seligen Glanz, der von dem Kindlein in der Krippe ausgeht.
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In der Stadt war Weihnachtsmarkt. Von dem alten Stadttor, das einst trutzig jedem Fremden den Einla? verweigert hatte, nun aber l?ngst friedlich, mit efeuumsponnenen Türmen innerhalb der Stadt stand, führte eine breite Stra?e auf den Andreasplatz hinunter. Und hier standen alle die Weihnachtsb?ume. Pr?chtige Wei?tannen, die wohl dafür bestimmt waren, einen gro?en Saal zu schmücken; schlanke Rottannen, deren Zweige
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