Hamlet, Prinz von Dannemark | Page 9

William Shakespeare
weggerissen, ohne Vorbereitung, ohne Sacrament, ohne F��rbitte; eh ich meine Rechnung gemacht, mit allen meinen Vergehungen beladen, zur Rechenschaft fortgeschikt. O, es ist entsezlich, entsezlich, h?chst entsezlich! Wenn du einen Bluts-Tropfen von mir in deinen Adern hast, so duld' es nicht; la? das K?nigliche Bette von D?nnemark nicht zu einem Tummel-Plaz der ��ppigkeit und blutsch?ndrischer Unzucht gemacht werden. Doch, so strenge du auch immer diese Greuel-That r?chen magst, so befleke deine Seele nicht mit einem blutigen Gedanken gegen deine Mutter; ��berla? sie dem Himmel und dem nagenden Wurm, der in ihrem Busen w��hlet. Lebe wohl! Der Feuer-Wurm k��ndigt den herannahenden Morgen an, und beginnt sein unwesentliches Feuer auszustralen. Adieu, adieu, adieu--Gedenke meiner, Sohn!
(Er verschwindet.)
Hamlet.?O du ganzes Heer des Himmels! O Erde! Und was noch mehr?--Soll ich auch noch die H?lle aufruffen?--O Fy, halte dich, mein Herz! Und ihr, meine Nerven, werdet nicht pl?zlich alt, sondern traget mich aufrecht--Deiner gedenken? Ja, du armer ungl��klicher Geist, so lange das Ged?chtni? in diesem bet?ubten Rund
(er schl?gt an seinen Kopf)
seinen Siz behalten wird!--Deiner gedenken? Ja, ja, ich will sie alle von der Tafel meines Ged?chtnisses wegwischen, alle diese allt?gliche l?ppische Erinnerungen, alles was ich in B��chern gelesen habe, alle andern Ideen und Eindr��ke, welche Jugend und Beobachtung darinn eingezeichnet haben; ich will sie ausl?schen, und dein Befehl allein, unvermischt mit geringerer Materie, soll den ganzen Raum meines Gehirns ausf��llen. Ja, beym Himmel!--O! abscheuliches Weib! O B?sewicht, B?sewicht, l?chelnder verdammter B?sewicht!--Meine Schreib-Tafel--ich will es niederschreiben--da? einer l?cheln und immer l?cheln, und doch ein B?sewicht seyn kan-- wenigstens wei? ich nun, da? es in D?nnemark so seyn kan--
(Er schreibt.)
So, Oheim, da steht ihr; izt zu meinem Wortzeichen; es ist: Adieu, adieu, gedenke meiner: Ich hab' es beschworen--
Neunte Scene.?(Horatio und Marcellus treten auf.)
Horatio.?Gn?diger Herr, Gn?diger Herr--
Marcellus.?Prinz Hamlet--
Horatio.?Der Himmel sch��ze ihn!
Marcellus.?Amen!
Horatio.?Holla, ho! ho! Gn?diger Herr--
Hamlet.?Hillo, ho, ho; Junge; komm, Vogel, komm--
Marcellus. Horatio.?Wie geht es, Gn?diger Herr? Was habt ihr Neues geh?rt?
Hamlet.?O, Wunderdinge!
Horatio.?Entdekt sie uns, Gn?diger Herr.
Hamlet.?Nein, ihr w��rdet es ausbringen.
Horatio.?Ich nicht, Gn?diger Herr, beym Himmel!
Marcellus.?Ich auch nicht, Gn?diger Herr.
Hamlet.?Nun, sagt mir denn einmal, k?nnte sich ein Mensch zu Sinne kommen lassen--Aber wollt ihr schweigen?
Beyde.?Ja, beym Himmel, Gn?diger Herr.
Hamlet.?Es wohnt nirgends im ganzen D?nnemark kein B?sewicht, der nicht ein ausgemachter Schurke ist.
Horatio.?Es braucht keinen Geist, Gn?diger Herr, der aus seinem Grabe aufstehe, uns das zu sagen.
Hamlet.?Richtig, so ist's; ihr habt recht; und also ohne weitere Umst?nde, hielt ich f��r rathsam, da? wir einander die H?nde geben und scheiden; ihr, wohin euch eure Gesch?fte und Absichten weisen, (denn jedermann hat seine Gesch?fte und Absichten, wie es geht) und was mich selbst betrift, ich will beten gehen.
Horatio.?Gn?diger Herr, das sind nichts als wunderliche und schnurrende Reden.
Hamlet.?Es ist mir leid, da? sie euch beleidigen, herzlich leid; in der That, herzlich.
Horatio.?Die Rede ist von keiner Beleidigung, Gn?diger Herr.
Hamlet.?Ja, bey Sanct Patriz! Die Rede ist hier von einer Beleidigung, Gn?diger Herr, und von einer schweren, das glaubt mir. Was diese Erscheinung hier betrift--Es ist ein ehrlicher Geist, das kan ich euch sagen: Aber euer Verlangen zu wissen was zwischen uns?vorgegangen ist, das ��bermeistert so gut ihr k?nnet. Und nun, meine guten Freunde, wenn wir Freunde, Schul- und Spie?-Gesellen sind, so gew?hrt mir eine einzige arme Bitte.
Horatio.?Was ist es, Gn?diger Herr?
Hamlet.?Saget niemanden nichts von dem, was ihr heute Nacht gesehen habt.
Beyde.?Wir versprechen es Euer Gnaden.
Hamlet.?Das ist nicht genug, ihr m��?t mir's zuschw?ren.
Horatio.?Auf meine Treu, Gn?diger Herr, ich will nichts sagen.
Marcellus.?Ich auch nicht, Gn?diger Herr, bey meiner Treue.
Hamlet.?Schw?rt auf mein Schwerdt.
Marcellus.?Wir haben ja schon geschworen, Gn?diger Herr.
Hamlet.?Auf mein Schwerdt sollt ihr schw?ren, in der That.
Der Geist (ruft hinter der B��hne:)?Schw?rt.
Hamlet.?Ha, ha, Junge, sagst du das? Bist du noch da?--Kommt, kommt, ihr h?rt ja was der Bursche dahinten sagt--Schw?rt!
Horatio.?Was sollen wir dann beschw?ren, Gn?diger Herr?
Hamlet.?Da? ihr niemals von dem was ihr gesehen habet, reden wollt. Schw?rt bey meinem Schwerdt.*
{ed.-* Eine Anspielung auf die Gewohnheit der alten D?hnen, auf ihr Schwerdt zu schw?ren, wenn sie den feyrlichsten Eid thun wollten. Sehet den Bartholinus, (de Causis contemp. mort. apud Dan.) Warburton.}
Geist?Schw?rt!
Hamlet.?Hier und ��berall? So wollen wir uns einen andern Plaz suchen. Kommt hieher, ihr Herren, leget eure H?nde nochmals auf mein Schwerdt, und schw?rt, da? ihr gegen niemand sagen wollt, was ihr geh?rt habt. Schw?rt bey meinem Schwerdt.
Geist.?Schw?rt bey seinem Schwerdt.
Hamlet.?Wolgesprochen, alter Maulwurf, kanst du so schnell in den Boden arbeiten? Das hei?' ich einen geschikten Schanz-Gr?ber!--Noch ein wenig weiter weg, gute Freunde.
Horatio.?O Tag und Nacht, aber das ist ausserordentlich seltsam.
Hamlet.?Eben darum, weil es euch so fremd vorkommt, so hei?t es als einen Fremdling willkommen. Mein guter Horatio, es giebt Sachen im Himmel und auf Erden, wovon sich unsre Philosophie nichts tr?umen l??t. Aber kommt; schw?rt mir, wie zuvor, da? ihr niemals (so wahr euch Gott gn?dig sey!) So seltsam und widersinnisch ich mich auch immer anstellen und betragen mag (wie ich, vielleicht, k��nftig vor gut befinden k?nnte, zu thun) da? ihr, wenn ihr mich alsdann sehen werdet, niemals
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