Gockel, Hinkel und Gackeleia | Page 9

Clemens Brentano
dein Haar zurecht, dort an dem alten Springbr��nnchen wasche dich, bade dir die F��?e, ruhe ein bischen aus, damit wir mit Respekt einziehen. Thue der Gackeleia eben so.--Ich will indessen mit meinem Grafenschwert hier das wilde Genist lehren, da? man seinem Herrn den Weg nicht verrennt."
Nun setzten sich Frau Hinkel und Gackeleia an das Br��nnchen, wuschen und musterten sich, und Gackeleia patschte mit ihren erhitzten F��?chen in dem kalten Wasser herum. Gockel aber erhob sein Grafenschwert, und hieb kreuz und quer mit gro?er Kraft einen Weg durch die wildverwirrten Hecken, B��sche und B?ume. Er nannte jedes Gestr?uch, das er zusammenhieb, mit Namen, und weil er schnell arbeitete, so verk��rzte er die Worte--er schrie:
"Potz Stachel-, Kreusel-, Prei?el-, Kloster-, Hollunder-, Wachholder-, Berberitzen-,Johannis-, Brom-, Himbeeren! Ich will euch lehren, mir mein Haus zu sperren!--Potz Quentel, Lavendel, Bux, Taxus, Mispel, Quitten und Hassel!--Potz Thymian, Majoran, Baldrian, Rosmarin, Hisop und Salbei!" Und mit jedem Worte ein Schwertschlag, der ihm den Weg ?ffnete und mit Zweigen, Bl?ttern und Blumen bestreute. Als er so bis in die N?he des Schlo?thores gekommen, kehrte er zu den Seinigen an das Br��nnchen zur��ck.
Gockel hatte sich ganz m��de gearbeitet, auch er wusch und erquickte sich an dem Wasser. Frau Hinkel hatte sich recht frisch und sauber gemacht. Sie hatte Gackeleia einen sch?nen Blumenkranz aufgesetzt und ihr das H��hnernest mit harten Brosamen, welche sie am Brunnen erweicht, gef��llt, diese sollte sie beim Einzug in das Schlo? den V?geln ausstreuen. Das war so, als wenn bei der Kaiserkr?nung zu Frankfurt Gold ausgeworfen wird.
Nun nahm Gockel seine H��hnertrage, Frau Hinkel den H��hnerkorb wieder auf und Gackeleia trug das Nest voll Brosamen vor sich; so giengen sie durch den Weg, den Gockel gehauen hatte, auf das Schlo?thor zu. Gackeleia nahm sich Zeit, sie pfl��ckte links und rechts viele Brombeeren und Heidelbeeren, und als der Vater sie heranrief, in das Schlo? einzugehen, hatte sie die H?nde und das halbe Gesicht schwarz wie ein Mohrenkind. Gockel ri? mit der H��hnerstange, die er trug, eine dichte Epheudecke auseinander, welche das Gartenthor zugesponnen hatte, und sie traten vor das wunderbare Raugr?fliche Schlo? in seinem vollen Glanz.
Der Empfang war feierlich; aus den leeren Fenster?ffnungen des Schlosses hingen Teppiche von Epheu und mancherlei Blumen nieder, und wehten bl��hende Gestr?uche wie festliche Fahnen, und zwischen ihnen durch sah der stille Abendhimmel in purpurnem Gewande herab. Die vielen S?ulen und Bildwerke des Schlosses hatten Wind und Wetter und die vier Jahreszeiten seit lange mit dem sch?nsten Laubwerke verziert.
Der Hahn Alektryo sa? auf dem steinernen Wappen ��ber dem Thore, sch��ttelte sich, schlug mit den Fl��geln und kr?hte als ein rechtschaffener Schlo?trompeter dreimal lustig in die Luft, und alle V?gelein, die in dem verlassenen, Baum durchwachsenen Baue wohnten, und welchen der Hahn die Ankunft der gn?digen Herrschaft verk��ndiget hatte, waren aus ihren Nestern herausgeschl��pft und schmetterten lustige Lieder in die Luft, indem sie sich auf den bl��henden Hollunderb?umen und wilden Rosenhecken schaukelten, welche ihre Bl��then vor den Eintretenden niederstreuten. Der Storch auf dem Schlo?giebel klapperte dazu mit seiner ganzen Familie, so da? alles wie eine gro?e Musik mit Pauken und Trompeten klang. Gockel, Hinkel und Gackeleia hie?en alle willkommen, und Gackeleia streute mit vollen H?nden die Brosamen aus, was mit gro?em Beifall von allen den V?geln aufgenommen ward. Hierauf zogen sie in die alte verfallene Schlo?kapelle, knieten neben den wilden Waldblumen am Altare dicht bei dem Grabstein des alten Urgockels von Hanau nieder, sagten Gott f��r ihre gl��ckliche Reise Dank, und flehten ihn um fernern Schutz und Segen an.
W?hrend ihres Gebetes waren alle V?gel ganz stille, und da sie sich von den Knieen erhoben, lockten Alektryo und Gallina, als Schlo?hauptmann und Schl��sseldame, an der Th��re, sie sollten ihnen nach dem ausgesuchten Gemache folgen. Sie thaten die?, und der Hahn und die Henne schritten gackernd und majest?tisch ��ber den Schlo?hof auf den sehr kunstreich von Stein erbauten H��hnerstall zu, dessen Dach allein im Schlo?e bis auf einige L��cken im Stande war. Als Alektryo ��ber die Schwelle schritt, b��ckte er sich tief mit dem Kopf, als bef��rchtete er, mit seinem hohen rothen Kamme oben anzustossen, da die Th��re doch f��r einen starken Mann hoch genug war; aber dieses war im Gef��hle seines Adels, denn alle hohen Adeligen und alle gekr?nten H?upter pflegten in den guten alten Zeiten es so zu machen, wenn sie durch ein Thor schritten; das kam aber von den erstaunlich hohen Federb��schen her, welche ihre Vorfahren auf den Helmen getragen hatten.
In diesem H��hnerstalle nun, dessen Fenster in ein kleines G?rtchen giengen, richteten sie sich ein, so gut sie konnten; Gockel h?ngte seine Erbh��hnertrage an einen Haken hoch an der Wand auf, stellte die H��hnersteige daran, und Alektryo und Gallina sagten gute Nacht und spazierten sogleich fein ordentlich hintereinander hinauf und setzten sich still zusammen und lie?en sich was tr?umen.--Frau Hinkel stellte den Korb, den Spinnrocken, den Bratspie?, die Pfanne, die Sch��ssel, den Topf und
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