in Künstlerkreisen getroffen habe?
=Pastor Manders.= Nein, Gott Lob, das wei? ich nicht!
=Oswald.= Nun, so werde ich mir erlauben, es Ihnen zu sagen. Ich habe sie getroffen, wenn einer oder der andere unserer mustergiltigen Ehem?nner und Familienv?ter hinunter gekommen ist, um sich dort so ein wenig auf eigene Hand umzusehen -- und dann den Künstlern die Ehre anthat, sie in ihren bescheidenen Kneipen aufzusuchen. Da konnten wir etwas lernen! Die Herren wu?ten uns über Dinge und Oertlichkeiten zu erz?hlen, von denen wir uns niemals hatten tr?umen lassen.
=Pastor Manders.= Was? Wollen Sie wirklich behaupten, da? Ehrenm?nner von hier zu Hause da drau?en -- --?
=Oswald.= Haben Sie denn niemals geh?rt, wie diese E?h?r?e?n?m???n?n?e?r bei ihrer Heimkehr sich über die zunehmende Unsittlichkeit im Auslande ausgesprochen haben?
=Pastor Manders.= Ja, natürlich --
=Frau Alving.= Das habe auch ich geh?rt.
=Oswald.= Ja, man kann ihnen getrost aufs Wort glauben. Sie sind zuweilen sachkundige Leute! (Greift sich an den Kopf.) O -- da? das sch?ne, das herrliche Freiheitsleben da drau?en, -- da? es s?o besudelt werden mu?!
=Frau Alving.= Du darfst dich nicht ereifern, Oswald; es schadet dir.
=Oswald.= Du hast Recht, Mutter. Es schadet mir. Siehst du, es ist diese verdammte Müdigkeit. Ich will noch einen kleinen Spaziergang vor dem Mittagsessen machen. Verzeihen Sie, Herr Pastor; Sie k?nnen sich nicht hinein denken; aber es überw?ltigte mich wieder einmal. (Ab durch die zweite Thür rechts.)
=Frau Alving.= Mein armer Junge --!
=Pastor Manders.= Ja, Sie haben Ursache, das zu sagen! So weit ist es also mit ihm gekommen!
=Frau Alving= (sieht ihn an und schweigt).
=Pastor Manders= (auf und abgehend). Er nannte sich den verlorenen Sohn. Ja, leider, -- leider!
=Frau Alving= (sieht ihn immer noch an).
=Pastor Manders.= Und was sagen S?i?e zu all dem?
=Frau Alving.= Ich sage, da? Oswald mit jedem Worte Recht hatte.
=Pastor Manders= (h?lt inne). Recht? Recht! Mit solchen Grunds?tzen!
=Frau Alving.= Hier in meiner Einsamkeit bin ich dahin gekommen eben so zu denken, Herr Pastor. Aber ich habe mich niemals erkühnt, daran zu rühren. Nun wohl; mein Sohn soll für mich sprechen.
=Pastor Manders.= Sie sind ein beklagenswerthes Weib, Frau Alving. Aber jetzt mu? ich ein ernstes Wort mit Ihnen reden. Jetzt ist es nicht mehr Ihr Gesch?ftsführer und Rathgeber, Ihr und Ihres verstorbenen Mannes Jugendfreund, der vor Ihnen steht. Es ist der Priester! So wie er in dem schwersten Augenblick Ihres Lebens vor Ihnen stand.
=Frau Alving.= Und was ist es, das der Priester mir zu sagen hat?
=Pastor Manders.= Ich mu? zuerst an Ihrer Erinnerung rütteln, Frau Alving. Der Augenblick ist gut gew?hlt. Morgen ist der zehnte Todestag Ihres Gatten; morgen soll das Ehrendenkmal des Verstorbenen enthüllt werden; morgen soll ich zu der ganzen Schaar der Versammelten reden; -- aber heute will ich mit Ihnen allein sprechen.
=Frau Alving.= Gut, Herr Pastor; sprechen Sie!
=Pastor Manders.= Erinnern Sie sich, da? Sie nach kaum einj?hriger Ehe am ?u?ersten Rande des Abgrunds standen? Da? Sie Ihr Haus und Ihr Heim verlie?en -- da? Sie Ihrem Manne entflohen; -- ja, Frau Alving, flohen, flohen, und sich weigerten, zu ihm zurückzukehren, wie sehr er auch bat und flehte?
=Frau Alving.= Haben Sie vergessen, wie grenzenlos unglücklich ich w?hrend dieses ersten Jahres war?
=Pastor Manders.= Das ist grade der rechte Geist des Aufruhrs, der immer das Glück hier im Leben erstrebt. Welches Recht haben wir Menschen denn ans Glück? Nein, wir sollen unsere P?f?l?i?c?h?t thun, Frau Alving! Und I?h?r?e Pflicht war es, fest zu dem Manne zu halten, den Sie einmal gew?hlt hatten und an den Sie durch ein heiliges Band geknüpft waren.
=Frau Alving.= Sie wissen sehr wohl, welches Leben Alving in jener Zeit führte, welcher Ausschweifungen er sich schuldig machte.
=Pastor Manders.= Ich wei? leider, welche Gerüchte über ihn gingen; und ich bin der letzte, der seinen Lebenswandel w?hrend der Jugendjahre billigt. Aber die Gattin ist nicht zum Richter über ihren Gatten gesetzt. Es w?re Ihre Schuldigkeit gewesen, mit demüthigem Sinn das Kreuz zu tragen, welches ein h?herer Wille Ihnen auferlegt hatte. Aber statt dessen werfen Sie in Emp?rung dieses Kreuz von sich, verlassen den Strauchelnden, den Sie h?tten stützen sollen, gehen hin und setzen Ihren guten Namen und Ihren Ruf aufs Spiel, und -- -- sind nahe daran, den Ruf anderer obendrein zu verscherzen.
=Frau Alving.= Anderer? Sie meinen doch nur e?i?n?e?s anderen.
=Pastor Manders.= Es war ?u?erst rücksichtslos von Ihnen, bei m?i?r Zuflucht zu suchen.
=Frau Alving.= Bei unserem Priester? -- Bei unserem Hausfreund?
=Pastor Manders.= Grade deshalb. -- Ja, danken Sie Ihrem Herrn und Gott, da? ich die n?thige Festigkeit besa?, -- da? ich Sie von Ihrem überspannten Vorhaben abbrachte und da? es mir verg?nnt war, Sie auf den Weg der Pflicht zurückzuführen, in Ihr Heim -- zu Ihrem rechtm??igen Gatten.
=Frau Alving.= Ja, Pastor Manders, d?a?s war allerdings I?h?r Werk!
=Pastor Manders.= Ich war nur ein bescheidenes Werkzeug in der Hand des H?chsten. Und ist es nicht zum gr??ten Segen für all Ihre übrigen Lebenstage geworden, da? es mir gelang, Sie unter das Joch der Pflicht
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