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The Project Gutenberg EBook of Gedichte, by Paul Heyse
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Title: Gedichte
Author: Paul Heyse
Release Date: October, 2005 [EBook #9064]?[This file was first posted on September 2, 2003]
Edition: 10
Language: German
Character set encoding: ISO-8859-1
? START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK, GEDICHTE ***
E-text prepared by Delphine Lettau
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Gedichte
Paul Heyse
(1865)
alphabetisch nach Titeln sortiert:
über ein Stündlein?Auf der Heimfahrt?Novelle?Vorfrühling
über ein Stündlein.
Dulde, gedulde dich fein!?über ein Stündlein?ist deine Kammer voll Sonne.?über den First, wo die Glocken hangen,?ist schon lange der Schein gegangen,?ging in Türmers Fenster ein.?Wer am n?chsten dem Sturm der Glocken,?einsam wohnt er, oft erschrocken,?doch am frühsten tr?stet ihn Sonnenschein.
Wer in tiefen Gassen gebaut,?Hütt' an Hüttlein lehnt sich traut,?Glocken haben ihn nie erschüttert,?Wetterstrahl ihn nie umzittert,?aber sp?t sein Morgen graut.
H?h' und Tiefe hat Lust und Leid.?Sag ihm ab, dem t?rigen Neid:?andrer Gram birgt andre Wonne.
Dulde, gedulde dich fein!?über ein Stündlein?ist deine Kammer voll Sonne.
Auf der Heimfahrt.
Es steht ein Haus im Garten,?kühl an ein W?ldchen angelehnt.?Auf allen meinen Fahrten?hab' ich nach ihm mich heimgesehnt.?Wie sü? erklang?dort Vogelsang,?wie lachten Blumen ringsumher!?Wie ging's im Lauf?die Stieg' hinauf--?Nun graut mir vor der Wiederkehr.?Im Haus, da ist ein Zimmer,?so luftig hoch, so blank und rein.?Was nur an Sonnenschimmer?ums H?uschen streifte, drang herein.?Wie lustig klang?dort Kindersang,?kein Winkel war von Spielen leer;?dort fand ich Rast?nach Tageslast--?Nun ?ffn' ich seine Tür nicht mehr.
Im Haus erklang ein Name?von allen Lippen fort und fort,?der hatte wundersame?Gewalt, schier wie ein Zauberwort.?Auf jedem Mund?ein L?cheln stund,?als ob's des Frühlings Namen w?r'--?Jetzt geht er stumm?gespenstig um,?und wer ihn ausspricht, lacht nicht mehr.
Novelle
Sie kannten sich beide von Angesicht,?Sie sprachen sich nie und liebten sich nicht.?Er nahm ein Weib, das die Mutter ihm w?hlte,?Als sie sich mit einem Vetter verm?hlte.?Er war zufrieden mit seinem Los;?Sie w?hnte sich recht in des Glückes Scho?.?Nur manchmal, zur Zeit der Fliederblüte,?Was wollte da knospen in ihrem Gemüte?
Und einst nach Jahren am dritten Ort?Da sagten sie sich das erste Wort,?Am selben Tische zum ersten Male--?Der Flieder duftet' herein zum Saale.
Was er sie gefragt, was sie ihm gesagt,?Es war nicht neu und war nicht gewagt;?Doch pl?tzlich, mitten im Plaudern und Scherzen,?Erschraken sie beide im tiefsten Herzen.
Sie hatten mit t?dlichem Staunen erkannt,?Wie seltsam eins das andre verstand,?Auch das, was beiden im stillen Gemüte?Erwachte zur Zeit der Fliederblüte.
Sie sahen sich an einen Augenblick?Und sahn einen Abgrund von Mi?geschick,?Dann blickten sie weg, und beide verstummten,?So munter rings die Gespr?che summten.
Drauf ging sie nach Haus mit dem eigenen Mann,?Er führte sein Weib, so schieden sie dann?Und sagten, sie würden sich glücklich sch?tzen,?Die werte Bekanntschaft fortzusetzen.
Doch wie er am andern Morgen erwacht,?Was hat ihn so bitter lachen gemacht??Und wie sie auffuhr von ihrem Kissen,?Was hat sie so heimlich weinen müssen?
Sie haben sich niemals wiedergesehn,?Sie wu?ten sich klug aus dem Weg zu gehn.?Nur immer zur Zeit der Fliederblüte?Wie Sp?tfrost schauert's durch ihr Gemüte.
Vorfrühling.
Stürme brausten über Nacht,?und die kahlen Wipfel troffen.?Frühe war mein Herz erwacht,?schüchtern zwischen Furcht und Hoffen.?Horch, ein trautgeschw?tz'ger Ton?dringt zu mir vom Wald hernieder.?Nisten in den Zweigen schon?die geliebten Amseln wieder?
Dort am Weg der wei?e Streif--?Zweifelnd frag' ich mein Gemüte:?Ist's ein sp?ter Winterreif?oder erste Schlehenblüte?
Ende dieses Projekt Gutenberg Etextes Gedichte, von Paul Heyse.
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