der Zwischenzeit, um gerade für so einen Fall zu sorgen. Man konnte sich auf sie verlassen. "Dad, vergiss die nicht". Jack war inzwischen aufgewacht und aus seinem Zimmer gekommen. Er reichte mir meine Smiths Colts und Patronen. Ich fiel ihm um den Hals und küsste ihn : "Sorge für die Familie, gehorche deiner Mutter, denn sie ist weise. Verlier nicht die Nerven, mach nichts Dummes." Ich wusste was für eine Zielstrebigkeit und was für starke Gefühle Jack besass und das konnte ihn manchmal zum Hitzkopf machen, obwohl er normalerweise sehr ruhig war. Lisa, meine jüngere Tochter kam keuchend ins Haus gerannt : "Dad, Sara und ich haben dein Pferd gesattelt. Das n?tigste ist in den Satteltaschen. --au! jetzt hab ich noch was zu Essen vergessen. Wart ich geh gleich." "Wenn sie hierher kommen, sag dass du mich nicht gesehen h?ttest. Dass ich meine Sachen wahrscheinlich leise gehohlt h?tte. Sonst wirst du mitschuldig." Ich packte die Munition und rannte hinaus. Alle folgten mir ebenso rasch. "Beeil dich, Dad" sagte Sara mit besorgter und ged?mpfter Stimme. "Beeil dich!--wir werden dich nie vergessen". Ich küsste sie über das ganze Gesicht, dann Lisa, dann Julia und zuletzt auch noch Jack. "Mach dir keine Sorgen um uns, Josh--kümmere dich nur um dich selbst.--ich will dich nicht verlieren!" sagte Julia mit zitternder Stimme. Nur meine Mutter, die mit uns wohnte, war nicht aufgewacht. Sie war siebzig Jahre alt, doch schlief sie sehr gut. Dann galopierte ich weg. Nach Süden. Denn ich würde nicht geradewegs nach Kanada reiten. Zuerst musste ich über den Rio Grande, nach Mexiko. Und das so schnell wie m?glich. Als ich dahinritt ging mir die Abschiedsszene nochmals durch den Kopf. Sogar in einer solch kurzen Szene zeigten sich doch der Charakter meiner Frau und Kinder. Alle waren sehr zuverl?ssig. Das verlangte ich von meinen Kindern von sehr früh an. Wie froh war ich jetzt, dass ich hart mit ihnen gewesen war. Julia und Jack waren beide sehr starke Pers?nlichkeiten. Man konnte sie nicht leicht in etwas hineinreden. Sie machten nichts was sie nicht wollten. Sie mussten ihren eigenen Weg gehen und ihren eigenen Raum haben. Das war manchmal schwierig für mich. Meine Frau zum Beispiel trug nie Frauenstiefel, weil sie unbequem waren. Man konnte ihr sagen was man wollte, sie trug ihre Mokasins, von Indianern gefertigt. Und obwohl sie hervorstach, und die argw?hnischen Blicke der Frauen im Dorf auf sich zog, bevorzugte sie das. Das machte mir manchmal zu schaffen. Sie wollte einfach nicht "normal" sein, so wie jeder, und sich einfügen. Jack, der wollte keine Brandzeichen auf unsern Rindern, weil er glaubte dass es ihnen weh t?te. Wenn ich es tun wollte, fing er an gegen mich zu k?mpfen. Wir sprachen darüber, und ich konnte ihn nicht davon abbringen. Alle Vernunft half nichts. So einigten wir uns dass wir ein kleines rundes Loch aus ihren Ohren schneiden würden, um sie zu identifizieren. Jack sah das etwa so, wie die L?cher für Lisas und Saras Ohrringe. Es war ok. Lisa, die jüngere war sehr sprudlig aber immer etwas zerstreut. Sie sprach am Meisten in der ganzen Familie. Sie liebte das Schauspiel und die Musik. Sie liebte Humor. Brachte uns immer zum Lachen. Es machte ihr gar nichts aus wenn Leute über sie lachten. W?hrend es jemand anders scheniert h?tte, empfand sie es als Spass. Sarah war mir am ?hnlichsten. Sie war sehr organisiert. Ein tiefer Denker. Sehr intelligent. Scheu zwar und zurückgehalten, aber kein Feigling. Eine tiefe innere Glücklichkeit und Zufriedenheit schien durch ihr Gesicht. Das machte sie sehr attraktiv. * * * Ich war zum Rio Grande gekommen und schwamm hinüber, mein Pferd am Halfter führend. Das Wasser war trüb wie immer und warm. Ich hatte es bis Mexiko geschafft, aber sicher war ich noch nicht. Sie konnten mich hier zwar nicht verhaften. Aber sie konnten mich holen und illegal wieder über den Rio Grande zurückbef?rdern und dort verhaften. Oder schlimmer, sie erschossen mich und nahmen mich tot zurück. Das w?re den Kings sicher am Liebsten gewesen, dann h?tten sie einen Sündenbcok, der nicht mehr sprechen konnte. Trotzdem fühlte ich mich besser jetzt, und sprach ein Dankgebet. Gott hatte mir geholfen, wie erwartet. Ich machte keine Rast, sondern ritt tagelang bis Santa Cruz, wo ich mich dann wieder über die Grenze zurück wagte. Lisas Essen reichte für fünf Tage. Sie hatte mir Brot und ger?uchtes Rindfleisch, Mandeln und ded?rrte Aprikosen gepackt. Dann ging ich zweiundzwanzig Tage ohne Essen. Ich wollte nirgends gesehen werden. Sara und Lisa hatten alles m?gliche in meine Satteltaschen gepackt: eine Decke, frische UnterW?sche, Taschentücher, Feuerzeug, eine kleine Ax, einen Kamm, Zahnbürste und ein paar Frauen Sachen: Faden und Nadeln, einen Waschlappen, ein Handtuch, Seife und sogar eine kleine Flasche Perfum mit einem kleinen Zettel darumherumgewickelt. Darauf stand: "Wenn du dieses Perfum riechst, dann wird es dich an mich
Continue reading on your phone by scaning this QR Code
Tip: The current page has been bookmarked automatically. If you wish to continue reading later, just open the
Dertz Homepage, and click on the 'continue reading' link at the bottom of the page.