mit
heiserer Stimme. Ein grosser, starker aber hässlicher Bursche war er.
Dabei wäre er gar nicht so hässlich gewesen, mit seinen grossen blauen
Augen, aber sein verdorbener Charakter schien durch sein Gesicht.
"Kann ich eine der beiden für ein Stündchen mieten, Madam? Sicher
hätten sie nichts dagegen--oder wär es ihnen lieber ich fäng ein
Streitchen an mit ihrem Jungen da und tötete ihn im Duell?" Das war
eine arge Drohung, ging mir durch den Kopf. Da musste die arme Frau
zwischen dem Regen und der Traufe wählen. Sie war kaum im Stande
ihre drei Kinder gegen diesen Bullen zu verteidigen. Ich sass in der Bar
im "Whisky Barrel" Saloon in Santa Fe und dachte : Warum kommen
Prüfungen immer dann, wenn man noch nicht fuer sie bereit ist? Ja, ich
war schneller als nur noch vor einigen Wochen, aber ich war noch
lange nicht schnell genug. Der arge Bursche hob ein Bein auf den
einzigen leeren Stuhl am Tisch. Der Tisch war an der Wand und war
besetzt von der wunderhübschen Frau mit den drei Kindern, die ihr
zwar nicht glichen, aber ihre eigenen waren. Der Älteste, der Junge, sah
etwa zwanzig aus, war jedoch jünger. Er war gross und mager
gewachsen. Die Mädchen waren sechzehn und dreizehn, noch hübscher
als die Frau. Sie waren spindeldürr, blond, sehr hellhäutig, mit blauen
Augen. Sie waren fast wie Männer gekleidet, auch die Frau. Sie sahen
sehr zart aus, waren aber sehr lebendig und schienen guten Humors zu
sein. Doch jetzt, seit dieser Bursche an ihren Tisch getreten war, hatte
sich ihre Laune schnell geändert. Sie sahen plötzlich ängstlich aus, als
ob dies nicht das erste Mal wäre, an dem sie belästigt wurden. Ich
wusste, ich musste helfen, aber ich wollte sie nicht in grössere Gefahr
bringen durch unüberlegtes Handeln. Mal abwarten! Das musste ich
sowieso. Noch war nichts geschehen das mein Eingreifen gerechtfertigt
hätte. So oder so, Santa Fe hatte sicher einen Sheriff. Der Bursche
konnte also den Jungen nicht einfach niederschiessen solange sich
dieser nicht provozieren liess, sonst würde der Bursche des Mordes
beschuldigt und vom Sheriff in Haft genommen. Das wollte er sicher
nicht. Griff der Junge aber zum Colt, dann könnte ihn der Bursche
niederschiessen in sogenannter Selbstverteidigung. Ich hoffte der Junge
würde die Nerven nicht verlieren. Er sah nicht gerade glücklich aus im
Moment--hatte sich aber wohl gehütet seine Hände auch nur in die
Nähe seines Revolvers zu bringen. "Lass meine Gäste in Ruhe",
bruellte der riesenhafte Wirt. Der musste mindestens drei hundert
Pfund wiegen. In seinem schwarzen Leder-Gilet sah er mehr wie ein
Henker aus als wie ein Schenker. Er war hinter der Bar hervorgetreten
und schwenkte seine Arme in veritabler Drohung. "Weisst du mit wem
du sprichst, Buffalo. Ich bin Billy Kane, Steckbriefjägerlein Numero
Uno hierzulande. Mit mir hat's noch keiner aufgenommen. Und das
dort ist mein Dienerchen--Juan. Er schiesst fast so schnell wie ich. So
lass uns in Ruhe, Buffalo, sonst schiessen wir ein paar Löchlein durch
deinen Pelz, so dass das Fett nur so raussprudelt." Darauf hin lachte die
ganze Runde im Saloon. Schöne Bande die wir hier versammelt haben,
dachte ich. Ja ich hatte schon von Billy Kane gehört. Er war als
Kopfjäger mehr berüchtigt als berühmt. Kopfjäger nannte ich alle
Steckbriefjäger, weil sie meistens grössere Schuften waren, als die, die
sie jagten. Er soll schon manche in den Rücken geschossen haben und
sein Dienerchen Juan war auch kein Engelein. Es war wohl mit seiner
Hilfe im Hinterhalt dass Billy mehrere Duelle gewonnen hatte. Solche
Duelle finden nicht immer mit Zeugen statt, die den Schuss aus dem
Hinterhalt hätten hören können. Die meisten Kopfjöger stellen ihren
Gejagten ausserhalb der Stadt. Wirklich, mann kann das kaum ein
Duell nennen. Es wurde mir klar, falls einer Billy ausschalten wollte,
wär es wohl weise, zuerst Juan auszuschalten. Der Wirt hatte sich
zurück hinter die Bar begeben und bückte sich um etwas zu holen.
"Also was ist's, schöne Frau, sie stimmen wohl mit mir überein. Ich
nehm die mal mit auf mein Zimmer für ein Weilchen. Über den Preis
werden wir uns schon einig werden." Dabei packte er die
sechzehnjährige Tochter beim Unterarm und zog sie auf die Beine. Er
warf einen schrägen Blick auf den Jungen, nur im Fall, dass dieser
ziehen sollte. Ich war erstaunt. Der Junge machte keinen Mucks.
Welche Beherrschung für einen Neunzehnjährigen. Nun hatte Billy
Kane der Bar seinen Rücken zugewandt. Er sah also weder mich noch
den Wirt. Der Wirt war wieder hinter der Bar hervorgetreten, diesmal
mit einem Colt in der Hand. "Hände hoch--Billy Kane"--brüllte er
plötzlich. Er stand vor der Bar und hatte seinen Colt auf Billy's Rücken
gerichtet und ging schnell aber leise auf ihn zu. Der Wirt wusste dass
Billy keine Chance hatte sich umzudrehen und zu schiessen, da war der
schon auf Billy gerichtete Colt dann doch schneller.
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