ich kann mir schon denken, wie Du bist, wenn Du f��r den Heinrich recht bist. Schreibe mir in dem Brief, wo Du mir antwortest, wie Du bist, denn viel wei? ich noch nicht. Komme auch bald zu uns, es gef?llt Dir gewi?, denn dem Herrn Vischer hat es auch gefallen, der doch schon weit in der Welt herum gekommen ist. Wir haben uns sehr geehrt gef��hlt, da? Du uns geschrieben hast. Hast Du denn auch noch Geschwister? die dann meine Schwestern und Br��der sind. Ich kann nichts weiter schreiben, denn ich wei? nichts mehr. Wir gr��?en Dich alle, besonders ich. Lebe wohl und habe lieb Deine
Antworte mir. Pauline Pfaff.
Wenn auch Pauline im Lesen und Schreiben mit mancher flei?igeren Sch��lerin Schritt hielt, so hatte sie doch keinen rechten Ernst in den Schulstunden und wenig Eifer zum Lernen ihrer Aufgaben, aber unbewu?t lernte sie mit den geistig regsamen Br��dern, die des Vaters naturwissenschaftliche Interessen und auch einige Kenntnisse in diesem Fach ��berkommen hatten; sie wu?ten mit den vorhandenen Mitteln, Elektrisiermaschine, Teleskop, Sternkarten u. dergl. umzugehen und Pauline nahm an diesem Treiben teil mit angeborenem Interesse und Verst?ndnis. Jeder Lehrer h?tte an dieser aufgeweckten Sch��lerin seine Freude haben k?nnen, wenn diese sich nur dazu verstanden h?tte, den Unterricht, der ihr mit einer Anzahl anderer M?dchen privatim erteilt wurde, regelm??ig zu besuchen. Das hielt sie aber nicht f��r n?tig und das Schw?nzen der Schulstunden beschwerte durchaus nicht ihr Gewissen, das zurzeit auf solche kleine Vergehen noch nicht reagierte. Die Schulaufgaben wurden m?glichst rasch erledigt, denn am Abend tummelte sie sich lieber auf dem nahen Kirchenplatz und trieb dort allerlei Schabernack. So fl??te sie gern den Menschen Schrecken ein, indem sie in der Dunkelheit ein wei? behangenes B��gelbrett feierlich um die Kirche trug, was bei dem Gespensterglauben jener Zeit seine Wirkung nicht verfehlte.
Doch nun trat in ihren Lebensweg eine Freundin, die gro?en Einflu? auf sie gewinnen sollte, ein gesittetes, gewissenhaftes und wohlerzogenes M?dchen. Es war die Tochter einer als Witwe nach Erlangen gezogenen Oberappellationsgerichtsr?tin, die in der N?he Wohnung nahm. Dem Namen dieser Familie werden wir in diesem Buche noch oft begegnen -- er hei?t Brater.
Ob wohl eine Ahnung der guten Frau Pfaff sagte, von welcher Bedeutung es einst f��r sie sein w��rde, da? vor dem Haus ihr gegen��ber ein bepackter Wagen aus M��nchen ankam, der den Hausrat der verwitweten Frau Brater brachte, und als diese selbst, eine feine, ernste Frau in Trauerkleidern, mit ihren drei T?chtern Einzug hielt in der bescheidenen Wohnung? Ihr einziger Sohn, Karl, studierte in M��nchen, von ihm war zun?chst nichts zu sehen, aber die T?chter, Julie, Luise und Emilie, wurden freundlich in Erlangen empfangen durch ihre Verwandten, denn Frau Brater war ihrer ebenfalls verwitweten Schwester, Frau Schunck, nachgezogen und durch diese Pfaffs wohlbekannte Familie entstanden bald Beziehungen zu den Neuangekommenen.
Luise und Pauline wurden Schulkamer?dinnen und ihre ungleichartigen Naturen zogen sich an. Die kleine Fremde war bald ganz eingenommen f��r die fr?hliche Kamer?din, die vielerlei anzustellen wu?te, allezeit lustig und guter Dinge war. Aber sie merkte auch, da? Pauline manches tat, was ihr unerlaubt schien, und w?hrend die Frische und Ungebundenheit der neuen Freundin sie anzog, machte das wohlerzogene Kind sich doch ��ber dieses und jenes Gedanken, erz?hlte wohl auch der Mutter davon und diese richtete nun ihr Streben darauf, die wilde kleine Hummel, die auch ihr trotz mancher Unart gar wohl gefiel, in ihr Haus herein zu locken, damit die beiden Freundinnen unter ihrer Aufsicht miteinander verkehrten. Pauline hat nie die Eindr��cke vergessen, die sie hier empfing. Es gingen ihr die Augen dar��ber auf, wie es in einem wohlgeordneten Haushalt eigentlich aussehen sollte. Mit Staunen bemerkte sie, da? hier jedes Ding seinen festen Platz hatte, da? t?glich aufger?umt und abgestaubt wurde und da? die bescheidenen R?ume dadurch ein feines, wohnliches Aussehen erhielten. Der kleinen energischen Person war nicht sobald das Licht f��r Ordnung und Sch?nheit aufgegangen, als sie auch schon strebte, solche daheim einzuf��hren. Es wollte ihr nimmer gefallen, wenn das Fr��hst��cksgeschirr bis zum Mittagessen auf dem Tische stand und jeder der vielen Hausgenossen allerlei dazwischen schob, sie wollte nun auch aufr?umen und abstauben. Anfangs waren ihre Ordnungsversuche etwas roher Art: sie hob die Sch��rze auf, schob alles was da umherlag hinein und trug es in das nebenan liegende Schlafzimmer, denn ihr neuerwachter Ordnungssinn beschr?nkte sich zun?chst auf das gro?e Wohnzimmer. Aber je mehr sie heranwuchs, um so ausgepr?gter wurde dieser Sinn und erstreckte sich auch auf andere Gebiete. Der eine und andere der Br��der fing an, auf ihre Bestrebungen einzugehen, besonders der ?lteste der vier Pfaffss?hne, Siegfried, der auch von Natur zur Ordnung geneigt war, sowie der j��ngste, Fritz, unterst��tzten sie. Die andern Geschwister fanden wenigstens an der Schwester diese Anlage angenehm und wandten sich an sie, wenn die Mutter nicht Zeit fand, f��r Kleidung und W?sche zu sorgen. Einer von ihnen, Colomann, gew?hnlich nur Co genannt, kam ��brigens
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