Frau Pauline Brater | Page 2

Agnes Sapper
Examen. Die Kinder in Erlangen. Kammeraufl?sung. Telegraphische Berufung. Tod Karl Braters 176
Dritter Teil: =Die Witwe=
11. Kapitel 1869-1870. Aufzeichnungen ��ber die letzten Lebenstage. In tiefer Trauer. Briefe von Braters Freunden. Teilnahme an den politischen Erlebnissen. Entschlu? zu dem Bruder zu ziehen. Religi?se Zweifel. Einflu? Nagels. Adre?debatte 197
12. Kapitel 1870-1875. Gemeinsamer Haushalt in Erlangen. Schwierigkeiten mit den Kindern. Der Krieg vom Jahre 70. Jahrestag von Braters Tod. Gedicht von Leuthold. Eine Braut im Hause. Wie das Paar zusammenkam. Friedensschlu?. Hochzeit. Geselliges Talent. Tod des Bruders Hans. Vormundschaft. Gro?mutterfreuden. Schwager und Schw?gerin Sartorius. 211
13. Kapitel 1875-1883. Die zweite Braut. Schwere Trennung. Briefwechsel zwischen Mutter und Tochter. Besuche in Blaubeuren. Drei Enkels?hne. Kerlers Versetzung. Kampf gegen materialistische Weltanschauung. ��bersiedelung nach W��rzburg. Das Schicksal des ?ltesten Pflegsohnes 238
14. Kapitel 1883-1886. Aufregende Fragen. Abschied von Julie. Nachrichten aus Amerika. Frau Brater im Ruhestand. Interesse f��r Afrika. Kontrolle der Sonnenbahn. Pfarrer Blumhardt in Boll. Nagels Buch. Briefe von Schulthe? 258
15. Kapitel 1886-1896. Tod des Bruders Fritz. Alte Freundschaften. Frau Braters hervorragende Eigenschaften im Verkehr. Ihr Einflu?. Der kleine Haushalt. W?rmeverwertung. Reisen in die Schweiz und nach Tirol. Augenleiden. ��ber Dienstm?dchen. Eine neue Nichte. Sorge um der Enkelin Leben. Kerlers silberne Hochzeit 275
16. Kapitel 1896-1907. Letzter Brief von Ernst Rohmer. Lungenentz��ndung. Tod des Schwiegersohnes Sapper. ��bersiedelung der Familie nach W��rzburg. Gemeinsame Haushaltung mit der Tochter. Entbehren der h?uslichen T?tigkeit. Schriften von #Dr.# Johannes M��ller. Letzte Briefe an Lina Sartorius. Gedanken ��ber Erl?sung aus hoffnungslosem Leiden. Urgro?mutter. Letzter Besuch des Schwiegersohnes. Sein Scheiden. Trauer. Ein leichter Heimgang 295

Erster Teil
=M?dchenjahre=

I.
1827-1835
Ein Familienereignis ersten Ranges war es nicht, als am 27. August 1827 dem Professor der Mathematik in Erlangen Wilhelm Pfaff von seiner Ehefrau Luise, verwitwete Kraz, ein T?chterlein geboren wurde. Waren doch schon Kinder in stattlicher Zahl vorhanden! Gab es doch schon:
Aurora, Heinrich, Luise, Siegfried, Hans, Colomann, Friedrich;
vielleicht w?ren die Eltern auch mit diesen sieben zufrieden gewesen, die Leben und Bewegung genug in das Haus brachten, w?hrend nicht ��bergenug vorhanden war von dem, was zur Erhaltung solchen Lebens n?tig ist. Da nun dies kleine Wesen von niemandem begehrt war, so mag es wohl von der ersten Stunde seines Erscheinens an die Richtung mit bekommen haben, die es Zeit seines Lebens einhielt: sich nicht f��r etwas Hervorragendes zu halten und es als ein unverdientes Gl��ck zu empfinden, wenn ihm im Laufe des Lebens einmal mehr als das N?tige zuteil wurde.
Ob ersehnt oder nicht, das achte Kind lag in der Wiege und die Familie nahm freundlich Stellung zu ihm. Man mu?te freilich eng zusammenr��cken, damit der Platz reichte in der beschr?nkten Wohnung. Vielleicht war es eben in dieser Zeit, da der Vater, der nicht nur als Professor der Mathematik und Astronomie wirkte, sondern auch eifrig das Studium des Sanskrit betrieb, eine originelle Einrichtung traf, um trotz der l?rmenden Kinderschar an seinem Schreibtisch ungest?rt arbeiten zu k?nnen. Ein eigenes Studierzimmer konnte er sich bei den beschr?nkten Geldverh?ltnissen nicht g?nnen. So zog er denn in dem gro?en gemeinsamen Zimmer einen festen Kreidestrich um seinen Arbeitstisch und diese Ecke durfte keines der Kinder betreten. Mochten sie im ��brigen Teil des Zimmers herumtoben wie sie wollten, das st?rte den Gelehrten nicht in seiner Arbeit und er lie? sie gutm��tig gew?hren. Betrat aber einer der Jungen unbedacht des Vaters Reservat, so war ein derber Schlag die sichere Folge dieses ��bertritts in das verbotene Gebiet.
Als sein achtes Kind zur Welt kam, war Professor Pfaff mit dem Dichter und damaligen Professor Friedrich R��ckert an einer gemeinsamen Arbeit, an der ��bertragung der indischen Dichtung Nal und Damajanti ins Deutsche. Da nun R��ckert ebenso sparsam wie Pfaff war -- hatte sich doch einer der beiden Professoren von dem andern das Sanskritlexikon abgeschrieben, um es nicht kaufen zu m��ssen -- so behalfen sich auch die beiden Gelehrten mit einem Exemplar dieser Dichtung und t?glich wanderte das Buch ��ber die Stra?e hin��ber und her��ber. Den Kindern der beiden H?user, die die Boten machen mu?ten, waren Nal und Damajanti vertraute Namen, lange bevor sie dem deutschen Volk bekannt wurden. Weil nun Pfaffs J��ngste auf die Welt kam, w?hrend ihres Vaters Gedanken auf Damajanti gerichtet waren, so erhielt das Kind den Namen Damajanti, den der Pfarrer nicht ohne Bedenken in das Kirchenbuch eintrug, doch wurde ihr zum t?glichen Gebrauch neben diesem poetischen noch der gut b��rgerliche Name Pauline beigelegt.
Die sieben Geschwister, in deren Kreis die kleine Pauline eintrat, waren aus drei Ehen zusammengekommen, denn sowohl Pfaff als seine Frau Luise geb. Plank waren vor dieser Ehe schon verheiratet gewesen.
Sie beide stammten aus W��rttemberg, hatten sich dort schon als junge Leute gekannt und im stillen geliebt, aber es kam zwischen ihnen nicht zur Aussprache, denn der junge Mann strebte zun?chst noch in die Ferne. Er folgte einem Ruf als Professor der Astronomie nach Ru?land an die neu gegr��ndete Universit?t Dorpat und wurde dort zum Direktor der Sternwarte und zum russischen Hofrat ernannt. In dieser neuen Heimat gr��ndete
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