A free download from www.dertz.in
The Project Gutenberg EBook of Faust, by Johann Wolfgang von
Goethe
This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with
almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or
re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included
with this eBook or online at www.gutenberg.org
Title: Faust
Eine Tragödie
Author: Johann Wolfgang von Goethe
Release Date: April 6, 2007 [EBook #21000]
Language: German
Character set encoding: ISO-8859-1
0. START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK FAUST ***
Produced by Markus Brenner and the Online Distributed
Proofreading Team at http://www.pgdp.net (This file made
from
scans of public domain material at Klassik Stiftung
Weimar /
Herzogin Anna Amalia Bibliothek.)
_Faust._
_Eine Tragödie._
_von_
_Goethe._
_Tübingen._
in der J. G. _Cotta_'schen Buchhandlung.
1808.
_Zueignung._
Ihr naht euch wieder, schwankende Gestalten!
Die früh sich einst
dem trüben Blick gezeigt.
Versuch' ich wohl euch diesmal fest zu
halten?
Fühl' ich mein Herz noch jenem Wahn geneigt?
Ihr drängt
euch zu! nun gut, so mögt ihr walten,
Wie ihr aus Dunst und Nebel
um mich steigt;
Mein Busen fühlt sich jugendlich erschüttert
Vom
Zauberhauch der euren Zug umwittert.
Ihr bringt mit euch die Bilder froher Tage,
Und manche liebe
Schatten steigen auf;
Gleich einer alten, halbverklungnen Sage,
Kommt erste Lieb' und Freundschaft mit herauf;
Der Schmerz wird
neu, es wiederholt die Klage
Des Lebens labyrinthisch irren Lauf,
Und nennt die Guten, die, um schöne Stunden
Vom Glück getäuscht,
vor mir hinweggeschwunden.
Sie hören nicht die folgenden Gesänge,
Die Seelen, denen ich die
ersten sang,
Zerstoben ist das freundliche Gedränge,
Verklungen
ach! der erste Wiederklang.
Mein Leid[Lied] ertönt der unbekannten
Menge,
Ihr Beyfall selbst macht meinem Herzen bang,
Und was
sich sonst an meinem Lied erfreuet,
Wenn es noch lebt, irrt in der
Welt zerstreuet.
Und mich ergreift ein längst entwöhntes Sehnen
Nach jenem stillen,
ernsten Geisterreich,
Es schwebet nun, in unbestimmten Tönen,
Mein lispelnd Lied, der Aeolsharfe gleich,
Ein Schauer faßt mich,
Thräne folgt den Thränen,
Das strenge Herz es fühlt sich mild und
weich;
Was ich besitze seh' ich wie im weiten,
Und was
verschwand wird mir zu Wirklichkeiten.
_Vorspiel_
_auf dem Theater._
_Director, Theaterdichter,
lustige Person._
_Director._
Ihr beyden die ihr mir so oft,
In Noth und Trübsal, beygestanden,
Sagt was ihr wohl, in deutschen Landen,
Von unsrer Unternehmung
hofft?
Ich wünschte sehr der Menge zu behagen,
Besonders weil sie
lebt und leben läßt.
Die Pfosten sind, die Breter aufgeschlagen,
Und
jedermann erwartet sich ein Fest.
Sie sitzen schon, mit hohen
Augenbraunen,
Gelassen da und möchten gern erstaunen.
Ich weiß
wie man den Geist des Volks versöhnt;
Doch so verlegen bin ich nie
gewesen;
Zwar sind sie an das Beste nicht gewöhnt,
Allein sie
haben schrecklich viel gelesen.
Wie machen wir's? daß alles frisch
und neu
Und mit Bedeutung auch gefällig sey.
Denn freylich mag
ich gern die Menge sehen,
Wenn sich der Strom nach unsrer Bude
drängt,
Und mit gewaltig wiederholten Wehen,
Sich durch die enge
Gnadenpforte zwängt;
Bey hellem Tage, schon vor Vieren,
Mit
Stößen sich bis an die Kasse ficht
Und, wie in Hungersnoth um Brot
an Beckerthüren,
Um ein Billet sich fast die Hälse bricht.
Dieß
Wunder wirkt auf so verschiedne Leute
Der Dichter nur; mein Freund,
o! thu es heute.
_Dichter._
O sprich mir nicht von jener bunten Menge,
Bey deren Anblick uns
der Geist entflieht.
Verhülle mir das wogende Gedränge,
Das wider
Willen uns zum Strudel zieht.
Nein, führe mich zur stillen
Himmelsenge,
Wo nur dem Dichter reine Freude blüht;
Wo Lieb'
und Freundschaft unsres Herzens Segen
Mit Götterhand erschaffen
und erpflegen.
Ach! was in tiefer Brust uns da entsprungen,
Was sich die Lippe
schüchtern vorgelallt,
Mißrathen jetzt und jetzt vielleicht gelungen,
Verschlingt des wilden Augenblicks Gewalt.
Oft wenn es erst durch
Jahre durchgedrungen
Erscheint es in vollendeter Gestalt.
Was
glänzt ist für den Augenblick geboren,
Das Aechte bleibt der
Nachwelt unverloren.
_Lustige Person._
Wenn ich nur nichts von Nachwelt hören sollte.
Gesetzt daß _ich_
von Nachwelt reden wollte,
Wer machte denn der Mitwelt Spaß?
Den will sie doch und soll ihn haben.
Die Gegenwart von einem
braven Knaben
Ist, dächt' ich, immer auch schon was.
Wer sich
behaglich mitzutheilen weiß,
Den wird des Volkes Laune nicht
erbittern;
Er wünscht sich einen großen Kreis,
Um ihn gewisser zu
erschüttern.
Drum seyd nur brav und zeigt euch musterhaft,
Laßt
Phantasie, mit allen ihren Chören,
Vernunft, Verstand, Empfindung,
Leidenschaft,
Doch, merkt euch wohl! nicht ohne Narrheit hören.
_Director._
Besonders aber laßt genug geschehn!
Man kommt zu schaun, man
will am liebsten sehn.
Wird vieles vor den Augen abgesponnen,
So
daß die Menge staunend gaffen kann,
Da habt ihr in der Breite gleich
gewonnen,
Ihr seyd ein vielgeliebter Mann.
Die Masse könnt ihr
nur durch Masse zwingen,
Ein jeder sucht sich endlich selbst was aus.
Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen;
Und jeder geht
zufrieden aus dem Haus.
Gebt ihr ein Stück, so gebt es gleich in
Stücken!
Solch ein Ragout es muß euch glücken;
Leicht ist es
vorgelegt, so leicht als ausgedacht.
Was hilft's wenn ihr ein Ganzes
dargebracht,
Das Publikum wird es euch doch zerpflücken.
_Dichter._
Ihr fühlet nicht wie schlecht ein solches Handwerk sey!
Wie wenig
das den ächten Künstler zieme!
Der saubern Herren Pfuscherey
Ist,
merk' ich, schon bey euch Maxime.
_Director._
Ein solcher Vorwurf läßt mich ungekränkt;
Ein Mann, der recht zu
wirken denkt,
Muß auf das beste Werkzeug halten.
Bedenkt,
Continue reading on your phone by scaning this QR Code
Tip: The current page has been bookmarked automatically. If you wish to continue reading later, just open the
Dertz Homepage, and click on the 'continue reading' link at the bottom of the page.