sich gebührt; Wie soll sich da der Sinn entwickeln, Der einzig uns zum Rechten führt? Zuletzt ein wohlgesinnter Mann Neigt sich dem Schmeichler, dem Bestecher, Ein Richter, der nicht strafen kann, Gesellt sich endlich zum Verbrecher. Ich malte schwarz, doch dichtern Flor Z?g' ich dem Bilde lieber vor. Entschlüsse sind nicht zu vermeiden; Wenn alle sch?digen, alle leiden, Geht selbst die Majest?t zu Raub.
HEERMEISTER: Wie tobt's in diesen wilden Tagen! Ein jeder schl?gt und wird erschlagen, Und fürs Kommando bleibt man taub. Der Bürger hinter seinen Mauern, Der Ritter auf dem Felsennest Verschwuren sich, uns auszudauern, Und halten ihre Kr?fte fest. Der Mietsoldat wird ungeduldig, Mit Ungestüm verlangt er seinen Lohn, Und w?ren wir ihm nichts mehr schuldig, Er liefe ganz und gar davon. Verbiete wer, was alle wollten, Der hat ins Wespennest gest?rt; Das Reich, das sie beschützen sollten, Es liegt geplündert und verheert. Man l??t ihr Toben wütend hausen, Schon ist die halbe Welt vertan; Es sind noch K?nige da drau?en, Doch keiner denkt, es ging' ihn irgend an.
SCHATZMEISTER: Wer wird auf Bundsgenossen pochen! Subsidien, die man uns versprochen, Wie R?hrenwasser bleiben aus. Auch, Herr, in deinen weiten Staaten An wen ist der Besitz geraten? Wohin man kommt, da h?lt ein Neuer Haus, Und unabh?ngig will er leben, Zusehen mu? man, wie er's treibt; Wir haben so viel Rechte hingegeben, Da? uns auf nichts ein Recht mehr übrigbleibt. Auch auf Parteien, wie sie hei?en, Ist heutzutage kein Verla?; Sie m?gen schelten oder preisen, Gleichgültig wurden Lieb' und Ha?. Die Ghibellinen wie die Guelfen Verbergen sich, um auszuruhn; Wer jetzt will seinem Nachbar helfen? Ein jeder hat für sich zu tun. Die Goldespforten sind verrammelt, Ein jeder kratzt und scharrt und sammelt, Und unsre Kassen bleiben leer.
MARSCHALK: Welch Unheil mu? auch ich erfahren! Wir wollen alle Tage sparen Und brauchen alle Tage mehr, Und t?glich w?chst mir neue Pein. Den K?chen tut kein Mangel wehe; Wildschweine, Hirsche, Hasen, Rehe, Welschhühner, Hühner, G?ns' und Enten, Die Deputate, sichre Renten, Sie gehen noch so ziemlich ein. Jedoch am Ende fehlt's an Wein. Wenn sonst im Keller Fa? an Fa? sich h?ufte, Der besten Berg' und Jahresl?ufte, So schlürft unendliches Ges?ufte Der edlen Herrn den letzten Tropfen aus. Der Stadtrat mu? sein Lager auch verzapfen, Man greift zu Humpen, greift zu Napfen, Und unterm Tische liegt der Schmaus. Nun soll ich zahlen, alle lohnen; Der Jude wird mich nicht verschonen, Der schafft Antizipationen, Die speisen Jahr um Jahr voraus. Die Schweine kommen nicht zu Fette, Verpf?ndet ist der Pfühl im Bette, Und auf den Tisch kommt vorgegessen Brot.
KAISER: Sag, wei?t du Narr nicht auch noch eine Not?
MEPHISTOPHELES: Ich? Keineswegs. Den Glanz umher zu schauen, Dich und die Deinen!--Mangelte Vertrauen, Wo Majest?t unweigerlich gebeut, Bereite Macht Feindseliges zerstreut? Wo guter Wille, kr?ftig durch Verstand, Und T?tigkeit, vielf?ltige, zur Hand? Was k?nnte da zum Unheil sich vereinen, Zur Finsternis, wo solche Sterne scheinen?
GEMURMEL: Das ist ein Schalk--Der's wohl versteht-- Er lügt sich ein--So lang' es geht-- Ich wei? schon--Was dahinter steckt-- Und was denn weiter?--Ein Projekt--
MEPHISTOPHELES: Wo fehlt's nicht irgendwo auf dieser Welt? Dem dies, dem das, hier aber fehlt das Geld. Vom Estrich zwar ist es nicht aufzuraffen; Doch Weisheit wei? das Tiefste herzuschaffen. In Bergesadern, Mauergründen Ist Gold gemünzt und ungemünzt zu finden, Und fragt ihr mich, wer es zutage schafft: Begabten Manns Natur--und Geisteskraft.
KANZLER: Natur und Geist--so spricht man nicht zu Christen. Deshalb verbrennt man Atheisten, Weil solche Reden h?chst gef?hrlich sind. Natur ist Sünde, Geist ist Teufel, Sie hegen zwischen sich den Zweifel, Ihr mi?gestaltet Zwitterkind. Uns nicht so!--Kaisers alten Landen Sind zwei Geschlechter nur entstanden, Sie stützen würdig seinen Thron: Die Heiligen sind es und die Ritter; Sie stehen jedem Ungewitter Und nehmen Kirch' und Staat zum Lohn. Dem P?belsinn verworrner Geister Entwickelt sich ein Widerstand: Die Ketzer sind's! die Hexenmeister! Und sie verderben Stadt und Land. Die willst du nun mit frechen Scherzen In diese hohen Kreise schw?rzen; Ihr hegt euch an verderbtem Herzen, Dem Narren sind sie nah verwandt.
MEPHISTOPHELES: Daran erkenn' ich den gelehrten Herrn! Was ihr nicht tastet, steht euch meilenfern, Was ihr nicht fa?t, das fehlt euch ganz und gar, Was ihr nicht rechnet, glaubt ihr, sei nicht wahr, Was ihr nicht w?gt, hat für euch kein Gewicht, Was ihr nicht münzt, das, meint ihr, gelte nicht.
KAISER: Dadurch sind unsre M?ngel nicht erledigt, Was willst du jetzt mit deiner Fastenpredigt? Ich habe satt das ewige Wie und Wenn; Es fehlt an Geld, nun gut, so schaff es denn.
MEPHISTOPHELES: Ich schaffe, was ihr wollt, und schaffe mehr; Zwar ist es leicht, doch ist das Leichte schwer; Es liegt schon da, doch um es zu erlangen, Das ist die Kunst, wer wei? es anzufangen? Bedenkt doch nur: in jenen Schreckensl?uften, Wo Menschenfluten Land und Volk ers?uften, Wie der und der, so sehr es ihn erschreckte, Sein Liebstes
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