Ein Sommernachtstraum | Page 3

William Shakespeare
verfolgt er mich.
Helena.?Je mehr geliebt, je ?rger ha?t er mich.
Hermia.?Soll ich denn schuld an seiner Torheit sein?
Helena.?Nur Eure Sch?nheit: w?r die Schuld doch mein!
Hermia.?Getrost! ich werd ihm mein Gesicht entziehen.?Lysander wird mit mir von hinnen fliehen.?Vor jener Zeit, als ich Lysandern sah,?Wie schien Athen ein Paradies mir da!?Nun denn, wofür sind Reize wohl zu achten,?Die einen Himmel mir zur H?lle machten?
Lysander.?La?, Helena, dir unsern Schlu? vertrauen:?Wenn morgen Ph?be die begrünten Auen?Mit ihrer Perlen feuchtem Schmuck betaut?Und ihre Stirn im Wellenspiegel schaut,?Wann Still' und Nacht verliebten Raub verhehlen,?Dann wollen wir zum Tor hinaus uns stehlen.
Hermia.?Und in dem Wald, wo oftmals ich und du?Auf Veilchenbetten pflogen sanfter Ruh,?Wo unsre Herzen schwesterlich einander?Sich ?ffneten, da trifft mich mein Lysander.?Wir suchen, von Athen hinweggewandt,?Uns neue Freunde dann in fremdem Land.?Leb wohl, Gespielin, bete für uns beide!?Demetrius sei deines Herzens Freude!?Lysander, halte Wort!--Was Lieb erquickt,?Wird unserm Blick bis morgen nacht entrückt.
(Ab.)
Lysander.?Das will ich!--Lebet wohl nun, Helena!?Der Liebe Lohn sei Eurer Liebe nah.
(Ab.)
Helena.?Wie kann das Glück so wunderlich doch schalten!?Ich werde für so sch?n als sie gehalten.?Was hilft es mir, solang Demetrius?Nicht wissen will, was jeder wissen mu???Wie Wahn ihn zwingt, an Hermias Blick zu hangen,?Verg?ttr ich ihn, von gleichem Wahn befangen.?Dem schlechteren Ding an Art und an Gehalt?Leiht Liebe dennoch Ansehn und Gestalt.?Sie sieht mit dem Gemüt, nicht mit den Augen,?Und ihr Gemüt kann nie zum Urteil taugen.?Drum nennt man ja den Gott der Liebe blind.?Auch malt man ihn geflügelt und als Kind,?Weil er, von Spiel zu Spielen fortgezogen,?In seiner Wahl so h?ufig wird betrogen.?Wie Buben oft im Scherze lügen, so?Ist auch Cupido falscher Schwüre froh.?Eh Hermia meinen Liebsten mu?t entführen,?Ergo? er mir sein Herz in tausend Schwüren;?Doch kaum erw?rmt von jener neuen Glut,?Verrann, versiegte diese wilde Flut.?Jetzt geh ich, Hermias Flucht ihm mitzuteilen;?Er wird ihr nach zum Walde morgen eilen.?Zwar, wenn er Dank für den Bericht mir wei?,?So kauf ich ihn um einen teuren Preis.?Doch will ich, mich für meine Müh zu laben,?Hin und zurück des Holden Anblick haben.
(Ab.)
Zweite Szene
Eine Stube in einer Hütte?(Squenz, Schnock, Zettel, Flaut, Schnauz und Schlucker kommen)
Squenz.?Ist unsre ganze Kompanie beisammen?
Zettel.?Es w?re am besten, Ihr riefet sie auf einmal Mann für Mann?auf, wie es die Liste gibt.
Squenz.?Hier ist der Zettel von jedermanns Namen, der in ganz Athen für tüchtig gehalten wird, in unserm Zwischenspiel vor dem?Herzog und der Herzogin zu agieren, an seinem Hochzeitstag?zu Nacht.
Zettel.?Erst, guter Peter Squenz, sag uns, wovon das Stück handelt; dann lies die Namen der Akteure ab und komm so zur Sache.
Squenz.?Wetter, unser Stück ist--die h?chst kl?gliche Kom?die und?der h?chst grausame Tod des Pyramus und der Thisbe.
Zettel.?Ein sehr gutes Stück Arbeit, ich sag's euch! und lustig!-- Nun, guter Peter Squenz, ruf die Akteure nach dem Zettel?auf.--Meister, stellt euch auseinander!
Squenz.?Antwortet, wie ich euch rufe!--Klaus Zettel, der Weber.
Zettel.?Hier! Sagt, was ich für einen Part habe, und dann weiter.
Squenz.?Ihr, Klaus Zettel, seid als Pyramus angeschrieben.
Zettel.?Was ist Pyramus ? Ein Liebhaber oder ein Tyrann?
Squenz.?Ein Liebhaber, der sich auf die honetteste Manier vor Liebe umbringt.
Zettel.?Das wird einige Tr?nen kosten bei einer wahrhaftigen?Vorstellung. Wenn ich's mache, la?t die Zuh?rer nach ihren Augen sehn! Ich will Sturm erregen, ich will einigerma?en?lamentieren. Nun zu den übrigen;--eigentlich habe ich noch das beste Genie zu einem Tyrannen; ich k?nnte einen Herkles kostbarlich spielen, oder eine Rolle, wo man alles kurz und klein schlagen mu?.
Der Felsen Scho??Und toller Sto??Zerbricht das Schlo?
Der Kerkertür, Und Ph?bus' Karrn?Kommt angefahrn?Und macht erstarrn
Des stolzen Schicksals Zier.?Das ging pr?chtig.--Nun nennt die übrigen Akteure.--Dies ist Herklessens Natur, eines Tyrannen Natur; ein Liebhaber ist?schon mehr lamentabel.
Squenz.?Franz Flaut, der B?lgenflicker!
Flaut.?Hier, Peter Squenz.
Squenz.?Flaut, Ihr mü?t Thisbe über Euch nehmen.
Flaut.?Was ist Thisbe? ein irrender Ritter?
Squenz.?Es ist das Fr?ulein, das Pyramus lieben mu?.
Flaut.?Ne, meiner Seel, la?t mich keine Weiberrolle machen; ich?kriege schon einen Bart.
Squenz.?Das ist alles eins! Ihr sollt's in einer Maske spielen und k?nnt so fein sprechen, als Ihr wollt.
Zettel.?Wenn ich das Gesicht verstecken darf, so gebt mir Thisbe?auch. Ich will mit 'ner terribel feinen Stimme reden:?"Thisne, Thisne!--Ach Pyramus, mein Liebster sch?n! Deine?Thisbe sch?n und Fr?ulein sch?n!"
Squenz.?Nein, nein! Ihr mü?t den Pyramus spielen und, Flaut, Ihr,?die Thisbe.
Zettel.?Gut, nur weiter!
Squenz.?Matz Schlucker, der Schneider!
Schlucker.?Hier, Peter Squenz.
Squenz.?Matz Schlucker, Ihr mü?t Thisbes Mutter spielen. Thoms?Schnauz, der Kesselflicker!
Schnauz.?Hier, Peter Squenz.
Squenz.?Ihr, des Pyramus Vater, ich selbst Thisbes Vater; Schnock,?der Schreiner, Ihr des L?wen Rolle. Und so w?re dann halt 'ne Kom?die in den Schick gebracht.
Schnock.?Habt Ihr des L?wen Rolle aufgeschrieben? Bitt Euch, wenn Ihr sie habt, so gebt sie mir; denn ich habe einen schwachen Kopf zum Lernen.
Squenz.?Ihr k?nnt sie (ex tempore) machen; es ist nichts wie brüllen.
Zettel.?La?t mich den L?wen auch spielen. Ich will brüllen, da? es einem Menschen im Leibe wohl tun soll, mich zu h?ren. Ich?will brüllen, da? der Herzog sagen soll: "Noch mal brüllen! Noch mal brüllen!"
Squenz.?Wenn Ihr es gar zu fürchterlich machtet, so würdet Ihr die?Herzogin und die Damen erschrecken, da? sie schrien, und?das br?chte uns alle an den Galgen.
Alle.?Ja, das br?chte uns an den Galgen, wie wir da
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