Ein Ring
The Project Gutenberg EBook of Ein Ring, by Paul Heyse #4 in our
series by Paul Heyse
Copyright laws are changing all over the world. Be sure to check the
copyright laws for your country before downloading or redistributing
this or any other Project Gutenberg eBook.
This header should be the first thing seen when viewing this Project
Gutenberg file. Please do not remove it. Do not change or edit the
header without written permission.
Please read the "legal small print," and other information about the
eBook and Project Gutenberg at the bottom of this file. Included is
important information about your specific rights and restrictions in how
the file may be used. You can also find out about how to make a
donation to Project Gutenberg, and how to get involved.
**Welcome To The World of Free Plain Vanilla Electronic Texts**
**eBooks Readable By Both Humans and By Computers, Since
1971**
*****These eBooks Were Prepared By Thousands of
Volunteers!*****
Title: Ein Ring
Author: Paul Heyse
Release Date: October, 2005 [EBook #9084] [Yes, we are more than
one year ahead of schedule] [This file was first posted on September 4,
2003]
Edition: 10
Language: German
Character set encoding: ISO-8859-1
*** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK EIN RING
***
Produced by Delphine Lettau
This book content was graciously contributed by the Gutenberg
Projekt-DE. That project is reachable at the web site
http://gutenberg.spiegel.de/.
Dieses Buch wurde uns freundlicherweise vom "Gutenberg
Projekt-DE" zur Verfügung gestellt. Das Projekt ist unter der
Internet-Adresse http://gutenberg.spiegel.de/ erreichbar.
Ein Ring
Paul Heyse
Novelle
(1904)
Wie bist du zu dem seltsamen Ringe gekommen, liebe Tante? Einen so
massiven, mit großen schwarzen Buchstaben habe ich nie gesehen. Ist's
ein Trauerring? Und was steht in der Inschrift?
Die kleine alte Frau, an die ich diese Fragen richtete, war eine ältere
Schwester meiner Mutter, nur Tante Klärchen von uns genannt. Vor
siebzehn Jahren hatte sie ihren Mann verloren, den Bankier Herz,
dessen große, schwerfällige Figur mit dem feinen jüdischen Kopfe mir
noch aus meiner frühesten Kinderzeit vor Augen steht, da meine Eltern,
als ich zwei Jahre alt war, die Frankfurter Verwandten besucht hatten.
Nun war diese Lieblingsschwester meiner Mutter nach einem
glänzenden Leben an der Seite des wohlhabenden Gatten, dem sie
schöne Töchter geboren, in eine unscheinbare Dunkelheit versunken,
hatte aber ihre Wohnung an der "Schönen Aussicht" behalten und sie
nur selten verlassen, teils weil ihre äußere Lage ihr den früheren
Aufwand nicht mehr gestattete und zunehmende Kränklichkeit sie oft
ans Bett fesselte, teils weil sie in diesem Hause die freundliche Pflege
und Gesellschaft ihres ältesten Bruders genoß, meines Onkels Louis
Saaling und seiner Frau, von denen ich in meinen
"Jugenderinnerungen" ein mehreres erzählt habe.
Als ich nun in meinem neunzehnten Jahre als fahrender Schüler von
Bonn aus den Rhein hinauf wallfahrtete und einige Tage von meinem
Onkel beherbergt wurde, ehe ich in die Schweiz weiterzog, faßte ich
eine lebhafte Neigung zu dieser Tante Klärchen, die auch mich, schon
um meiner Mutter willen, mit einer rührenden Zärtlichkeit ins Herz
schloß.
Sie lag damals schon fest auf dem Krankenbette, das sie nicht mehr
verlassen sollte. Aber wer von ihren Schmerzen nichts wußte und das
feine, edelgebildete Gesichtchen unter dem kostbaren Spitzentuch
betrachtete, noch von schwarzen, glänzenden Locken trotz ihrer
sechzig Jahre eingefaßt, die Augen von einer seltsamen Onyxfarbe in
dem bläulichen Weiß unter den breiten Lidern, dazu das Grübchen in
der glatten linken Wange, das bei jedem Lächeln sich vertiefte--konnte
sich nicht vorstellen, daß die Tage dieser lieblichen alten Frau gezählt
sein sollten.
Klärchen hat immer einen "Chain" gehabt, pflegte meine Mutter zu
sagen--der jüdische Ausdruck für das, was wir mit den Franzosen
Charme nennen. Diesem Zauber weiblicher Anmut, der aus dem
ganzen Naturell der Tante hervorging und bis ins hohe Alter ihr treu
blieb, konnte auch ich nicht widerstehen. Ich saß stundenlang an ihrem
Bette und ließ mir von ihren Erlebnissen aus der Zeit, da sie mit meiner
Mutter jung und lustig gewesen war, erzählen. Sie war nie witzig
gewesen, wie "Julchen", aber ein dankbares Publikum für den Humor
der Schwester, und hatte eine Menge der drolligen Einfälle meiner
Mutter im Gedächtnis behalten. Dagegen mußte ich ihr von meinem
Studentenleben berichten, meine kleinen romantischen Abenteuer und
Herzensangelegenheiten beichten, und da es kein Geheimnis war, daß
ich Verse machte, ihr auch ein und das andere dieser jugendlichen
Exerzitien vorlesen. Sie sagte mir nichts darüber, hörte aber mit
zugedrückten Augen und einer träumerischen Miene zu, und als ich
aufhörte, zog sie meinen Kopf an ihr Gesicht heran, küßte mich auf die
Augen und sagte ganz leise: Ich danke dir, lieb Kind. Du bist ein
gebenschter (gesegneter) Mensch.
Gewöhnlich ruhten ihre beiden kleinen Hände regungslos auf der
grünseidenen Decke, die mit kostbaren Spitzen eingefaßt war. Die
ungemein zarte Haut war bleich wie alter, weißer Atlas, der etwas
vergilbt ist und seinen
Continue reading on your phone by scaning this QR Code
Tip: The current page has been bookmarked automatically. If you wish to continue reading later, just open the
Dertz Homepage, and click on the 'continue reading' link at the bottom of the page.