W?nde werden niedergebrochen und auf den weit und hoch sich schwingenden Freitreppen stehen im Ring die Gro?en des Reichs -- vor allen diesen hat er den Boten abgefertigt. Der Bote hat sich gleich auf den Weg gemacht; ein kr?ftiger, ein unerm��dlicher Mann; einmal diesen, einmal den andern Arm vorstreckend schafft er sich Bahn durch die Menge; findet er Widerstand, zeigt er auf die Brust, wo das Zeichen der Sonne ist; er kommt auch leicht vorw?rts, wie kein anderer. Aber die Menge ist so gro?; ihre Wohnst?tten nehmen kein Ende. ?ffnete sich freies Feld, wie w��rde er fliegen und bald wohl h?rtest Du das herrliche Schlagen seiner F?uste an Deiner T��r. Aber statt dessen, wie nutzlos m��ht er sich ab; immer noch zw?ngt er sich durch die Gem?cher des innersten Palastes; niemals wird er sie ��berwinden; und gel?nge ihm dies, nichts w?re gewonnen; die Treppen hinab m��?te er sich k?mpfen; und gel?nge ihm dies, nichts w?re gewonnen; die H?fe w?ren zu durchmessen; und nach den H?fen der zweite umschlie?ende Palast; und wieder Treppen und H?fe; und wieder ein Palast; und so weiter durch Jahrtausende; und st��rzte er endlich aus dem ?u?ersten Tor -- aber niemals, niemals kann es geschehen -- liegt erst die Residenzstadt vor ihm, die Mitte der Welt, hochgesch��ttet voll ihres Bodensatzes. Niemand dringt hier durch und gar mit der Botschaft eines Toten. -- Du aber sitzt an Deinem Fenster und ertr?umst sie Dir, wenn der Abend kommt.
Die Sorge des Hausvaters.
Die einen sagen, das Wort Odradek stamme aus dem Slawischen und sie suchen auf Grund dessen die Bildung des Wortes nachzuweisen. Andere wieder meinen, es stamme aus dem Deutschen, vom Slawischen sei es nur beeinflu?t. Die Unsicherheit beider Deutungen aber l??t wohl mit Recht darauf schlie?en, da? keine zutrifft, zumal man auch mit keiner von ihnen einen Sinn des Wortes finden kann.
Nat��rlich w��rde sich niemand mit solchen Studien besch?ftigen, wenn es nicht wirklich ein Wesen g?be, das Odradek hei?t. Es sieht zun?chst aus wie eine flache sternartige Zwirnspule, und tats?chlich scheint es auch mit Zwirn bezogen; allerdings d��rften es nur abgerissene, alte, aneinander geknotete, aber auch ineinander verfitzte Zwirnst��cke von verschiedenster Art und Farbe sein. Es ist aber nicht nur eine Spule, sondern aus der Mitte des Sternes kommt ein kleines Querst?bchen hervor und an dieses St?bchen f��gt sich dann im rechten Winkel noch eines. Mit Hilfe dieses letzteren St?bchens auf der einen Seite, und einer der Ausstrahlungen des Sternes auf der anderen Seite, kann das Ganze wie auf zwei Beinen aufrecht stehen.
Man w?re versucht zu glauben, dieses Gebilde h?tte fr��her irgendeine zweckm??ige Form gehabt und jetzt sei es nur zerbrochen. Dies scheint aber nicht der Fall zu sein; wenigstens findet sich kein Anzeichen daf��r; nirgends sind Ans?tze oder Bruchstellen zu sehen, die auf etwas Derartiges hinweisen w��rden; das Ganze erscheint zwar sinnlos, aber in seiner Art abgeschlossen. N?heres l??t sich ��brigens nicht dar��ber sagen, da Odradek au?erordentlich beweglich und nicht zu fangen ist.
Er h?lt sich abwechselnd auf dem Dachboden, im Treppenhaus, auf den G?ngen, im Flur auf. Manchmal ist er monatelang nicht zu sehen; da ist er wohl in andere H?user ��bersiedelt; doch kehrt er dann unweigerlich wieder in unser Haus zur��ck. Manchmal, wenn man aus der T��r tritt und er lehnt gerade unten am Treppengel?nder, hat man Lust, ihn anzusprechen. Nat��rlich stellt man an ihn keine schwierigen Fragen, sondern behandelt ihn -- schon seine Winzigkeit verf��hrt dazu -- wie ein Kind. ?Wie hei?t du denn?? fragt man ihn. ?Odradek,? sagt er. ?Und wo wohnst du?? ?Unbestimmter Wohnsitz,? sagt er und lacht; es ist aber nur ein Lachen, wie man es ohne Lungen hervorbringen kann. Es klingt etwa so, wie das Rascheln in gefallenen Bl?ttern. Damit ist die Unterhaltung meist zu Ende. ��brigens sind selbst diese Antworten nicht immer zu erhalten; oft ist er lange stumm, wie das Holz, das er zu sein scheint.
Vergeblich frage ich mich, was mit ihm geschehen wird. Kann er denn sterben? Alles, was stirbt, hat vorher eine Art Ziel, eine Art T?tigkeit gehabt und daran hat es sich zerrieben; das trifft bei Odradek nicht zu. Sollte er also einstmals etwa noch vor den F��?en meiner Kinder und Kindeskinder mit nachschleifendem Zwirnsfaden die Treppe hinunterkollern? Er schadet ja offenbar niemandem; aber die Vorstellung, da? er mich auch noch ��berleben sollte, ist mir eine fast schmerzliche.
Elf S?hne.
Ich habe elf S?hne.
Der Erste ist ?u?erlich sehr unansehnlich, aber ernsthaft und klug; trotzdem sch?tze ich ihn, wiewohl ich ihn als Kind wie alle andern liebe, nicht sehr hoch ein. Sein Denken scheint mir zu einfach. Er sieht nicht rechts noch links und nicht in die Weite; in seinem kleinen Gedankenkreis l?uft er immerfort rundum oder dreht sich vielmehr.
Der Zweite ist sch?n, schlank, wohlgebaut; es entz��ckt, ihn in Fechterstellung zu sehen. Auch er ist klug, aber ��berdies welterfahren; er hat viel gesehen, und deshalb scheint selbst die heimische Natur
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