Ein Bruderzwist in Habsburg | Page 9

Franz Grillparzer
dr��ckend, dann eilt er nach der linken Seite ab.)
Alle (in derselben Richtung folgend). Vivat! Vivat!
Ramee. Nun, vivat denn wir alle! (Er schlie?t sich an.)
Erster Soldat (aus der Gruppe rechts). Wir kommen noch zurecht. Doch wahrt die Zunge.
(Sie ziehen sich nach der rechten Seite zur��ck. Die B��hne ist leer geworden.)
Verwandlung Das Innere eines Zeltes. Kurzer Raum, im Hintergrunde durch einen Vorhang geschlossen.
Von au?en h?rt man noch immer Vivat rufen. Erzherzog Mathias in einfachen ungarischen bis an die Knie reichenden Rocke, ein paar Diener hinter sich, von der rechten Seite.
Mathias. Ha jubelt nur, ihr wackern treuen Jungen! Diesmal f��rwahr ging's nahe g'nug an Leib. (Sein Kleid besehend, zu den Dienern.) Gebt einen andern Rock!--Und doch, la?t immer! Nicht trennen will ich mich von diesen Kleidern Bis abgewaschen dieses Tages Schimpf. Doch einen Stuhl, denn auszuruhn geziemt sich, Eh man die Kraft zu neuem Wirken spannt.
Klesel (von rechts eintretend). Gebt Raum! Gebt Raum! Ich mu? zu meinem Herrn! (Sich vor ihm auf die Knie werfend und seine Hand fassend.) Ihr seid's, Ihr lebt! O uns ist allen Heil!
Mathias (Klesel emporhebend). Habt Dank, mein Freund! Habt Dank f��r Eure Liebe. Ja diesmal galt's. Ein Zoll, ein Haar, Und Prinz Mathias ging zum dunkeln Land, Wo F��rsten sich als Bettlergleiche finden. (Sein Kleid zeigend.) Der Ri? hier, schau! Das war ein t��rk'scher S?bel, Den einzeln ich der einzelne bestand. Es gab zu tun, (mit einer Handbewegung) doch eine schiefe Quart Des alten Mazzamoro, unsers Lehrers Aus fr��her Knabenzeit, das endlich half. Ein alter Landmann gab mir diesen Rock Und so kam ich zur��ck ins eigne Lager.
(Diener haben einen kurzen Mantel gebracht.)
Mathias. Was soll's?--Sagt' ich denn nicht--? Es gilt wohl gleich!
(Diener ziehen ihm das ungarische Kleid aus und geben ihm den Mantel um, w?hrenddessen)
Klesel. Wie waren wir besorgt seit Flucht und Schlacht.
Mathias. Die Schlacht ging schief. Der alte Mansfeld Mit seinem Zaudern hat das Heer verderbt, Da ist kein Mann f��r t��cht'ges Werk und Wagen. Dagegen diese T��rken, (den Mantel zurecht ziehend, die Diener entfernen sich) wahr bleibt wahr. Sonst sch��tzt ein Flu? den drangelehnten Fl��gel, Sie aber schwimmen durch mit Ro? und Mann, Und was ein Bollwerk schien wird Punkt des Angriffs. In Zukunft sieht man sich wohl vor.--Nun aber Was geht f��r Nachricht von den Fl��chtigen? Sind sie zur��ck im Lager? Fehlen viel?
Klesel. Ein Dritteil sagt man fast des ganzen Heers.
Mathias (auf und nieder gehend). Ein Dritteil, schlimm!
Klesel. Nicht wahr? Ihr seht nun selbst--
Mathias. Es finden manche sich wohl sp?ter ein. Doch h?tt' ich nicht gedacht--
Klesel. Der Rest entmutigt, So da? kein Mittel, als--
Mathias (stille stehend). Erneuter Angriff.
Klesel. Als Frieden.
Mathias. Neuer, doppeltstarker Angriff.
Klesel. Ihr wart ja doch vor kurzem ��berzeugt, Da? nur allein Vertrag--
Mathias. Vor kurzem, ja, Da war ich Sieger. Aber nun: besiegt. Bei diesem Wort emp?rt sich mir das Blut Und steigt vom Herzen gl��hend in die Wangen. Mir schwebt ein Plan vor aus Vegetius, Bew?hrt sich der, dann sprechen wir des weitern.
Klesel. Ist das Eu'r Wort, im selben Augenblick, Wo die Erzherzoge, von Euch berufen, Im Lager schon, zu handeln von dem Frieden.
Mathias. Sie m?gen sich den Krieg einmal besehn, Mitmachen etwa gar, dergleichen frommt F��r Gegenwart und Zukunft; endlich gehn Wohin sie Laune treibt, Beruf, Gesch?ft.
Klesel. Und wenn der Kaiser nun erf?hrt, Da? man hier Rat gehalten gegen seinen Willen.
Mathias. Erfahren mu?t' er's, ob nun so, ob so.
Klesel. Doch sch��tzte der Erfolg vor seinem Z��rnen.
Mathias. Den besten Schutz gibt in der Faust das Schwert.
Klesel. Und wenn er Euch nun ab vom Heer beruft?
Mathias. Vielleicht gehorcht' ich nicht.
Klesel. Gest��tzt auf was? Der Feldherr, der Gehorsam weigert, hei?t Verr?ter, aber wer den Frieden gibt Dem ausgesognen Land, w?r's ohne Auftrag, Er ist der Reiter, Abgott seines Volks. (Halbleise.) Verge?t Ihr denn, da? Sultan Amurat Der Frieden braucht, dem Geber dieser Ruh' In Ungarn Macht und Einflu? gerne g?nnt; Sowie, da? ?streichs St?nde beiden Glaubens Dem Retter in der Not sich in die Arme --Die doch auch H?nde haben--freudig st��rzen.
Mathias. Ich hab's gesagt. Die Schmach ertr��g' ich nicht.
Ein Diener (anmeldend). Die Herrn Erzherzoge.
Klesel. Um Gottes willen! Erkennt doch, da? es Wahnsinn was ihr wollt. Und doch--Kommt's wie ein Lichtstrahl nicht von oben? Es ist zu sp?t. Bleibt, Herr, bei Eurer Weigrung. (Sich nach dem Vorgrunde entfernend.) Vielleicht reift unsern Anschlag grade dies.
(Die Erzherzoge werden eingef��hrt.)
Max. Nun Bruder, Gott zum Gru?. Doppelt willkommen, Als kaum entronnen solcher F?hrlichkeit. Nun aber ans Gesch?ft. Man rief uns her, Als Zeugen dachten wir von einem Sieg, Um zu bewundern Eure Strategie; Doch scheint Gott Mars, der strahlende Planet, Vorl?ufig in r��ckg?ngiger Bewegung.
Mathias. Aus vor- und r��ckw?rts bildet sich der Kreislauf.
Max. Doch bleibt man h��bsch im Kreis und kommt nicht vorw?rts. Nun Bruder sei nicht unwirsch, ging's mir auch doch Viel anders nicht im Streit um Polens Krone. Sie fingen mich sogar, trotz Stand und W��rde. Der Krieg kennt nicht Respekt, er zahlt auf Sicht. Hier bring ich
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