Ehstnische Märchen

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Ehstnische Märchen, by Various

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Title: Ehstnische Märchen
Author: Various
Commentator: Anton Schiefner Reinhold Köhler
Translator: Ferdinand Löwe
Release Date: June 1, 2007 [EBook #21658]
Language: German
Character set encoding: ISO-8859-1
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EHSTNISCHE MÄRCHEN ***

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Ehstnische Märchen.

Aufgezeichnet
von
Friedrich Kreutzwald.
Aus dem Ehstnischen übersetzt
von
F. Löwe, ehem. Bibliothekar a. d. Petersb. Akad. d. Wissenschaften.
Nebst einem Vorwort von Anton Schiefner und Anmerkungen von
Reinhold Köhler und Anton Schiefner.
Halle, Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses. 1869.

Vorwort.
Im dritten Bande der Kinder- und Hausmärchen hat Wilhelm Grimm
auf S. 353 der Ausgabe von 1856 auf die ihm bis zu der Zeit bekannt
gewordenen ehstnischen Märchen hingewiesen, und auf S. 385
namentlich die zuerst von Fählmann im Jahre 1842 in dem ersten
Bande der Verhandlungen der gelehrten ehstnischen Gesellschaft zu
Dorpat veröffentlichte anmuthige Dichtung Koit und Ämmarik
hervorgehoben. In ausführlicherer Fassung ist die letztere später (1854)
von =Dr.= Friedrich Kreutzwald mir mitgetheilt und von mir im
Bulletin der St. Petersburger Akademie =T. XII.= Nr. 3, 4 (auch in den
=Mélanges russes= =T. II.= S. 409) in dem Aufsatz »zur ehstnischen
Mythologie« abgedruckt worden. Ebendaselbst habe ich auch auf die
Möglichkeit einer Entlehnung dieser Dichtung von einem
Nachbarvolke aufmerksam gemacht. An solchen Entlehnungen sind die
Ehsten nicht ärmer als andere Völker, und es gewährt ein
eigenthümliches Interesse, mehr oder minder anderswoher bekannte
Stoffe in ihrer ehstnischen Einkleidung zu betrachten. Allein nicht bloß
die Freude an der poetischen Behandlung der einzelnen Märchen ist es,
was uns auffordert, denselben unsere Aufmerksamkeit zuzuwenden. Es

knüpfen sich eine ganze Anzahl rein ethnographischer und historischer
Fragen an die Betrachtung ihres Inhalts.
Der Uebersetzer hat es für angemessen erachtet, auf so manche Züge
hinzuweisen, welche die einzelnen Märchen mit der von =Dr.=
Kreutzwald ins Leben gerufenen Dichtung »Kalewipoëg« gemein
haben. Manches ist allerdings aus den nicht bloß bei den Ehsten in
Umlauf befindlichen Märchen erst in die Sage und daraus in die
epischen Lieder gewandert, anderes bietet uns aber treulichst erhaltene
Spuren altscandinavischer Mythen dar. Habe ich bereits im Jahre 1860
bei Gelegenheit der Besprechung des Kalewipoëg (Bulletin B. =II.= S.
273-297 = =Mélanges russes= B. =II.= S. 126-161) darauf aufmerksam
gemacht, wie im Kalewipoëg vielfach Nachklänge des alten
Thor-Cultus vorliegen, so kann man das mit gleichem Recht von den in
vorliegender Sammlung dargebotenen Märchen behaupten. Man
berücksichtige außer dem von Herrn Löwe S. 2 angeführten z. B. S.
113 die dem Donnerer gehörige Gerte aus Ebereschenholz, sowie auch
S. 137 das Ruder aus demselben Holze. Vgl. über die auch S. 18
vorkommende Eberesche als dem Donnerer heilig Mannhardt
Germanische Mythen S. 13 f.
Als ich im Jahre 1855 über den Mythengehalt der finnischen Märchen
(=Bullet. hist. philol. T. XII.= Nr. 24) kurz berichtete, waren von den
ehstnischen Märchen nur sehr wenige bekannt, und die ganze reiche
Märchenliteratur der Russen, von der uns die von Afanasjew in den
Jahren 1855-1863 erschienene Sammlung in acht Bänden eine Ahnung
giebt, war nur in wenigen Proben zugänglich. Bei einem eingehenden
Studium der ebengenannten Sammlung dürften nicht allein die
finnischen Märchen in einem andern Lichte erscheinen, sondern auch
die ehstnischen richtiger gewürdigt werden können. Sicher ist es
wenigstens, daß, wenn wir die ehstnischen Märchen betrachten, wir es
mit den Einflüssen der verschiedensten Zeiten und Völker zu thun
haben.
Manche Züge weisen unverkennbar auf litauische Berührungen hin,
andere zahlreichere und wohl auch jüngere auf russische Elemente; da
die Küstenstriche Ehstlands und namentlich die zunächst liegenden

Inseln schwedische Bevölkerung gehabt und zum Theil auch noch
gegenwärtig haben, ist der letzteren nebst manchem Märchen auch
mancher aus der ältesten Zeit stammende Mythus entnommen. Aber
auch die neueste Zeit hat aus der Kinderstube der deutschen Familien
sowohl in der Stadt als auf dem Lande so manches Märchen in die
Bauerhütten verpflanzt. Nicht minder haben die aus dem Kriegsdienste
heimkehrenden Ehsten so manche Erzählung, die sie früher im
schwedischen oder später im russischen Heere vernommen hatten, den
hörlustigen Leuten in der Heimath zugetragen.
Außer den von W. Grimm a. a. O. namhaft gemachten Sammlungen
sind verschiedene ehstnische Märchen veröffentlicht worden,
namentlich in den Jahrgängen 1846, 1848, 1849, 1852 und 1858 des
»Inlands«, im illustrirten revalschen Almanach 1855 und 1856 und
anderswo; eine ziemlich genaue Aufzählung derselben wird man in
=Dr.= Winkelmanns nun im Druck befindlicher =Bibliotheca Livoniae
historica= S. 39 f. finden. Am beachtenswertesten sind die von den
auch
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