Reise allerlei Eink?ufe zu machen, so zeigte sich ihr wahrer Charakter. Nur das Eleganteste gefiel ihr, und wenn sie das Beste nicht haben konnte, so verzichtete sie auf das Zweitbeste, weil ihr dies Zweite nun nichts mehr bedeutete. Ja, sie konnte verzichten, darin hatte die Mama recht, und in diesem Verzichtenk?nnen lag etwas von Anspruchslosigkeit; wenn es aber ausnahmsweise mal wirklich etwas zu besitzen galt, so mu?te dies immer was ganz Apartes sein. Und darin war sie anspruchsvoll.
Viertes Kapitel
Vetter Dagobert war am Bahnhof, als die Damen ihre R��ckreise nach Hohen-Cremmen antraten. Es waren gl��ckliche Tage gewesen, vor allem auch darin, da? man nicht unter unbequemer und beinahe unstandesgem??er Verwandtschaft gelitten hatte. ?F��r Tante Therese?, so hatte Effi gleich nach der Ankunft gesagt, ?m��ssen wir diesmal inkognito bleiben. Es geht nicht, da? sie hier ins Hotel kommt. Entweder Hotel du Nord oder Tante Therese; beides zusammen pa?t nicht.? Die Mama hatte sich schlie?lich einverstanden damit erkl?rt, ja, dem Liebling zur Besiegelung des Einverst?ndnisses einen Ku? auf die Stirn gegeben.
Mit Vetter Dagobert war das nat��rlich etwas ganz anderes gewesen, der hatte nicht blo? den Gardepli, der hatte vor allem auch mit Hilfe jener eigent��mlich guten Laune, wie sie bei den Alexanderoffizieren beinahe traditionell geworden, sowohl Mutter wie Tochter von Anfang an anzuregen und aufzuheitern gewu?t, und diese gute Stimmung dauerte bis zuletzt. ?Dagobert?, so hie? es noch beim Abschied, ?du kommst also zu meinem Polterabend, und nat��rlich mit Cort��ge. Denn nach den Auff��hrungen (aber kommt mir nicht mit Dienstmann oder Mausefallenh?ndler) ist Ball. Und du mu?t bedenken, mein erster gro?er Ball ist vielleicht auch mein letzter. Unter sechs Kameraden - nat��rlich beste T?nzer - wird gar nicht angenommen. Und mit dem Fr��hzug k?nnt ihr wieder zur��ck.? Der Vetter versprach alles, und so trennte man sich.
Gegen Mittag trafen beide Damen an ihrer havell?ndischen Bahnstation ein, mitten im Luch, und fuhren in einer halben Stunde nach Hohen-Cremmen hin��ber. Briest war sehr froh, Frau und Tochter wieder zu Hause zu haben, und stellte Fragen ��ber Fragen, deren Beantwortung er meist nicht abwartete. Statt dessen erging er sich in Mitteilung dessen, was er inzwischen erlebt. ?Ihr habt mir da vorhin von der Nationalgalerie gesprochen und von der 'Insel der Seligen' - nun, wir haben hier, w?hrend ihr fort wart, auch so was gehabt: unser Inspektor Pink und die G?rtnersfrau. Nat��rlich habe ich Pink entlassen m��ssen, ��brigens ungern. Es ist sehr fatal, da? solche Geschichten fast immer in die Erntezeit fallen. Und Pink war sonst ein ungew?hnlich t��chtiger Mann, hier leider am unrechten Fleck. Aber lassen wir das; Wilke wird schon unruhig.?
Bei Tische h?rte Briest besser zu; das gute Einvernehmen mit dem Vetter, von dem ihm viel erz?hlt wurde, hatte seinen Beifall, weniger das Verhalten gegen Tante Therese. Man sah aber deutlich, da? er inmitten seiner Mi?billigung sich eigentlich dar��ber freute; denn ein kleiner Schabernack entsprach ganz seinem Geschmack, und Tante Therese war wirklich eine l?cherliche Figur. Er hob sein Glas und stie? mit Frau und Tochter an. Auch als nach Tisch einzelne der h��bschesten Eink?ufe von ihm ausgepackt und seiner Beurteilung unterbreitet wurden, verriet er viel Interesse, das selbst noch anhielt oder wenigstens nicht ganz hinstarb, als er die Rechnung ��berflog. ?Etwas teuer, oder sagen wir lieber sehr teuer; indessen es tut nichts. Es hat alles so viel Schick, ich m?chte sagen so viel Animierendes, da? ich deutlich f��hle, wenn du mir solchen Koffer und solche Reisedecke zu Weihnachten schenkst, so sind wir zu Ostern auch in Rom und machen nach achtzehn Jahren unsere Hochzeitsreise. Was meinst du, Luise? Wollen wir nachexerzieren? Sp?t kommt ihr, doch ihr kommt.?
Frau von Briest machte eine Handbewegung, wie wenn sie sagen wollte: ?Unverbesserlich?, und ��berlie? ihn im ��brigen seiner eigenen Besch?mung, die aber nicht gro? war.
Ende August war da, der Hochzeitstag (3. Oktober) r��ckte n?her, und sowohl im Herrenhause wie in der Pfarre und Schule war man unausgesetzt bei den Vorbereitungen zum Polterabend. Jahnke, getreu seiner Fritz-Reuter-Passion, hatte sich's als etwas besonders ?Sinniges? ausgedacht, Bertha und Hertha als Lining und Mining auftreten zu lassen, nat��rlich plattdeutsch, w?hrend Hulda das K?thchen von Heilbronn in der Holunderbaumszene darstellen sollte, Leutnant Engelbrecht von den Husaren als Wetter vom Strahl. Niemeyer, der sich den Vater der Idee nennen durfte, hatte keinen Augenblick ges?umt, auch die vers?umte Nutzanwendung auf Innstetten und Effi hinzuzudichten. Er selbst war mit seiner Arbeit zufrieden und h?rte, gleich nach der Leseprobe, von allen Beteiligten viel Freundliches dar��ber, freilich mit Ausnahme seines Patronatsherrn und alten Freundes Briest, der, als er die Mischung von Kleist und Niemeyer mit angeh?rt hatte, lebhaft protestierte, wenn auch keineswegs aus literarischen Gr��nden. ?Hoher Herr und immer wieder Hoher Herr - was soll das? Das leitet in die Irre, das verschiebt alles. Innstetten, unbestritten, ist ein famoses Menschenexemplar, Mann von Charakter und Schneid, aber die Briests - verzeih den Berolinismus, Luise-, die Briests sind schlie?lich auch nicht
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