war unser grosser Dichter?. -- Er weiss, dass er nicht so sehr sittlich war, aber er nimmt ihm's nicht weiter übel. -- Der Engl?nder sagt: ?Byron war unsittlich, +darum war er+ kein grosser +Dichter+?. Nur in England konnte des widerlichen Moralpfaffen Kingsley Wort über Heine ein geflügeltes werden: ?Sprecht nicht von ihm -- -- -- er war ein schlechter Mensch!? --
Wenn es aber gar nicht mehr anders geht, wenn alle V?lker ringsum die ?unsittlichen? englischen Dichter anerkennen und lieben, wenn der Engl?nder endlich +gezwungen wird, zu sprechen+ -- -- -- dann +lügt+ er. Er gibt seine Heuchelei nicht auf, er sagt dann: nach neueren Untersuchungen war der Mann gar nicht unsittlich; er war vielmehr hochsittlich, ganz rein und ganz unschuldig! So haben die englischen Lügner Byrons ?Ehre gerettet?, so wird es nicht lange mehr dauern, bis sie auch aus Saulus Wilde einen Paulus machen! -- So ist für Poe den Griswolds ein Ingram gefolgt: ?Ach nein, er trank wirklich nicht!?
+Die Engl?nder dürfen nun Edgar Allan Poe anerkennen, nachdem ihm amtlich bescheinigt ist, dass er ein sittlicher Mensch war!+
Wir aber, die wir nicht den geringsten Anspruch auf bürgerliche und pf?ffische Sittenreinheit machen, wir lieben ihn, wenn er auch trank. Ja noch mehr, wir lieben ihn, weil er trank, denn wir wissen, dass eben aus dem Gifte, das seinen Leib zerst?rte, reine Blüten entsprossten, deren Kunstwerte unverg?nglich sind.
Wie Kunstwerte entstanden, das geht den Laien nichts an. Das hat der Künstler mit sich allein abzumachen, niemand darf da ein Wort mitreden, oder gar ein abf?llig Urteil f?llen. Nur die wenigen, denen er einen Einblick gew?hrt in sein Schaffen, +weil sie ihn lieben+, nur die dürfen schweigend zuschauen, dürfen erz?hlen -- --
Wilde erz?hlt das M?rchen von der wundersch?nen Rose, die aus dem Herzblut der sterbenden Nachtigall erwuchs. Der Student, der sie brach, schaute und staunte, nie hatte er eine solch wunderrote Blutrose gesehen. Aber er +wusste nicht+, wie sie entstand.
[Abbildung: EDGAR ALLAN POE Nach E. Manet]
Wir bewundern Odontoglossum grande, die pr?chtigste Orchidee -- -- -- ist sie weniger sch?n, weil sie sich von Insekten ern?hrt, die sie in der schm?hlichsten Weise langsam zu Tode qu?lt? Wir freuen uns im Parke von Cintra über die herrlichen Lilien, wir staunen: so gross, so weiss haben wir sie nie gesehen! Was geht es uns an, dass sie all ihre aussergew?hnliche Pracht dem Umstand verdanken, dass der kluge G?rtner ihren N?hrboden nicht mit dem ?natürlichen? Wasser, sondern mit Guano, mit ausgesuchtem Kunstdünger behandelte?!
-- Es wird einmal eine Zeit kommen, wo man mitleidig l?cheln wird über die breiten Landstrassen unserer rauschlosen Kunst, die nur sp?rlich hier und da durch des Alkohols trübe Laternen erhellt werden. Eine Zeit, für die die Begriffe +Rausch+ und +Kunst+ ein untrennbares Ganzes sind, die nur innerhalb der grossen Rauschkunst Unterschiede kennt. Dann erst wird man den Pfadfindern die hohe Stelle geben, die ihnen gebührt, den Hoffmann, Baudelaire, Poe -- -- den Künstlern, die zuerst bewusst mit dem Rausche arbeiteten.
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Seid doch ehrlich! Gibt es einen Künstler, der des Rausches ganz entbehren kann? Nehmen sie nicht alle ihr kleines Giftchen: Tee, Tabak, Kaffee, Bier oder was es sei? Muss nicht der Geist ?vergiftet? werden, um Kunstwerte zu schaffen, sei es nun, dass er das Gift durch den K?rper empf?ngt, sei es -- -- -- auf andere Weise?
Denn es gibt manche andere Weisen -- --
Die Kunst ist der Natur entgegengesetzt. Ein Mensch, der physisch und psychisch rein abstinent lebt, dessen Voreltern auch durch lange Generationen hindurch ebenso abstinent lebten, so dass sein Blut nicht, wie bei uns allen, l?ngst ?vergiftet? ist, kann +nie+ ein Künstler werden -- wenn nicht eines Gottes Gunst seinem Leben andere Sensationen schenkt, die Ekstasen erwecken m?gen. Aber auch das sind Vergiftungen des Geistes! Natur und Kunst sind die schlimmsten Feinde: wo die eine herrscht, ist die andere unm?glich.
Was ist -- -- im engsten, im besten Sinne -- der Künstler? +Ein Pionier der Kultur in das Neuland des Unbewussten!+
Wie wenige verdienen in diesem heiligen Sinne den stolzen Namen! Th. A. Hoffmann verdient ihn, und Jean Paul und Villiers und Baudelaire -- -- Und ganz sicher auch Edgar Allan Poe, das müssen selbst die Griswolds dem Dichter zugestehen, der in so manchen seiner Geschichten ein geheimes Land der Seele betrat, von dem niemand vor ihm -- und am wenigsten die Wissenschaft -- eine leise Ahnung hatte!
In grauer Nebelwolke tr?umt vor uns das gewaltige Land des Unbewussten, das ewige Land unserer Sehnsüchte. Warm liegt der Bettler in der Sonne, hockt der satte Bürger am Ofen. Aber es gibt Menschen, deren blutende Sehnsucht so ungeheuer ist, dass sie hinaus +müssen+ aus dem, was wir wissen. Robur et
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