in einer sengenden und verzehrenden Atmosph?re des Selbsthasses. Niemand, sogar der Vornehmste nicht, h?tte es gewagt, den stolzen Mann auch nur mit einer Miene an seine Tat zu erinnern und ihn das Urteil erraten zu lassen, welches die ?ffentliche Meinung seines Jahrhunderts einstimmig und mit ungew?hnlicher H?rte ��ber ihn gef?llt hatte, aber er kannte dieses strenge Urteil, und sein Gewissen best?tigte es. Die gr��ndlichste Menschenverachtung brachte er, bei sich selbst anfangend, der ganzen Welt entgegen, doch beherrschte er sich vollkommen, und niemand benahm sich tadelfreier und redete farbloser, jeden Hohn, jede Ironie, selbst die leiseste Anspielung sich und damit auch den andern untersagend. Nur selten verriet, wie eine pl?tzlich aus dem Boden zuckende Flamme, ein h?llischer Witz oder ein zynischer Spa? den Zustand seiner Seele.
Nachdem der Konn��tabel eine Weile gesonnen, begann er mit angenehmer Stimme und einer leichten Wendung des Kopfes: "Ich bitte Hoheit, mich nicht entgelten zu lassen, was meine Sendung Unwillkommenes f��r Sie haben k?nnte. Meine Person v?llig zur��ckstellend, ��bermittle ich der Hoheit einen Beschlu? der Kaiserlichen Majest?t, welchen dieselbe in ihrem Ministerrate gefa?t hat, allerdings nach Vernehmung ihrer drei italienischen Feldherrn, Pescara, Leyva und meiner Untert?nigkeit."
"Wie befindet sich Pescara?" fragte der Kanzler, der in gleicher Entfernung von den zwei Hoheiten stand, frech dazwischen. "Ist er geheilt von seiner Speerwunde bei Pavia?"
"Freundchen", versetzte der Konn��tabel geringsch?tzig, "ich bitte Euch, nicht zu reden, wo Ihr nicht gefragt werdet."
Da nahm der Herzog die Frage auf. "Herr Konn��tabel", sagte er, "wie befindet sich der Sieger von Pavia?"
Bourbon verneigte sich verbindlich. "Ich danke der Hoheit f��r die huldvolle Nachfrage. Mein erlauchter und geliebter Kollege Ferdinand Avalos Marchese von Pescara ist v?llig hergestellt. Er reitet ohne Beschwerde seine zehn Stunden." Dann fuhr er fort: "Lasset mich jetzt zur Sache kommen, Hoheit. Bittere Arznei will schnell gereicht sein. Die Kaiserliche Majest?t w��nscht sehr, da? die Hoheit zur��cktrete aus der neuen Liga, die Sie mit der Heiligkeit, den Kronen von Frankreich und England und der Republik Venedig abgeschlossen hat oder abzuschlie?en im Begriffe ist."
Jetzt fand der Herr von Mailand den Flu? der Rede und beteuerte mit gut gespieltem Erstaunen und herzlicher Entr��stung, da? ihm von einer solchen Liga nichts bekannt sei und er selbst sicherlich der erste w?re, nach seiner Lehenspflicht den Kaiser unges?umt zu unterrichten, wenn seines Wissens in Oberitalien derlei gegen die Majest?t gesponnen w��rde. Und er legte die Hand auf das feige Herz.
Mit vorgebogenem Haupte h?flich lauschend, lie? der Konn��tabel den jungen Heuchler seine L��ge in immer neuen Wendungen wiederholen. Dann erwiderte er in k��hlem Tone, mit einer unmerklichen F?rbung ver?chtlichen Mitleids: "Die Worte der Hoheit unangetastet, mu? ich glauben, da? dieselbe von der Sachlage nicht genau unterrichtet ist. Wir denken es besser zu sein. Der Friede zwischen Frankreich und England mit einer b?sen Absicht gegen den Kaiser ist eine Tatsache, die uns mit Sicherheit aus den Niederlanden gemeldet wurde. Ebenso gewi? sind wir, da? in Oberitalien gegen uns ger��stet wird. Und soweit sich der Heilige Vater beurteilen l??t, scheint auch er, den wir verw?hnt haben, sich verdeckt gegen uns zu wenden. Zu unterscheiden, was gethan und was im Werden ist, kann nicht unsere Aufgabe sein: wir bauen vor. Ehe die Liga", f��gte er mit leiserer Stimme bedeutsam hinzu, "einen Feldherrn gefunden hat."
Dann stellte er seine Forderung: "Hoheit giebt uns Sicherheit, in Monatsfrist, da? Sie Neutralit?t h?lt. Das ist die inst?ndige Bitte Kaiserlicher Majest?t. Unter Sicherheit aber versteht sie: Verabschiedung der Schweizer, Beurlaubung der lombardischen Waffen auf die H?lfte, Einstellung aller und jeder Festungsbauten und ��berlassung dieses erfindungsreichen Mannes"--er wies mit dem Haupte seitw?rts--"an Kaiserliche Majest?t. Wo nicht"--und er erhob sich ungest��m, als wollte er zu Pferde springen--"wo nicht, blasen wir zum Aufbruch, den letzten September, um Mitternacht, keine Stunde fr��her, keine sp?ter, und besetzen in wenigen M?rschen das Herzogthum. Hoheit ��berlege." Er verbeugte sich und schied.
Da ihm Morone das Geleite geben wollte, verfiel Bourbon in eine seiner tollen Launen und wies den Kanzler mit einer possenhaften Geb?rde ab. "Adieu, Pantalon mon ami!" rief er ��ber die Schulter zur��ck.
Morone gerieth in Wuth ��ber diese Benennung, welche seiner Person allen Ernst und Wert abzusprechen schien, und entr��stet auf und nieder schreitend, verwickelte er sich mit den F��?en in den liegengebliebenen Mantel des Konn��table; der junge Herzog aber hielt den Kanzler fest, hing sich ihm an den Arm und weinte: "Girolamo, ich habe ihn beobachtet! Er glaubt sich hier schon in dem Seinigen. Schlie?e ab! Heute noch! Sonst entthront mich dieser Teufel!"
Noch lag der hilflose Knabe in den Armen seines Kanzlers, als ein greiser K?mmerer den R��cken vor ihm bog und feierlich das Wort sprach: "Die Tafel der Hoheit ist gedeckt." Die beiden folgten ihm, der mit wichtiger Miene durch eine Reihe von Zimmern voranschritt. Eines derselben, ein Kabinett, das keinen eigenen Ausgang hatte, schien mit seiner Tapete von moosgr��nem Sammet und seinen vier gleichfarbigen Schemeln ein f��r trauliche Mitteilungen bestimmter Schlupfwinkel zu sein.
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