Versicherung, da? ich Dir herrliche Welten geschaffen habe, da? es nicht mehr derselbe Himmelsraum ist, der über Dir gl?nzt, nicht mehr dieselbe Nacht, die Dich in ihre Finsternis hüllt? Als ob man Liebe überhaupt begriffe! Schreiben wir uns denn, weil wir uns schreiben wollen? Schrieben wir uns denn bisher nicht, weil wir einander schreiben mu?ten? Sind diese Bangnisse und Erhebungen -- Briefe? Glauben wir doch uns dieses Ueberflüssige gerade dann offenbaren zu müssen, nachdem wir eben einander ins Auge geschaut; und dünkte uns dieser Nachhall nicht gerade dann notwendig? Der Tag, an dem ich aufgeh?rt haben werde, auf Deinen Brief zu warten, erscheint mir heute t?dlich. W?re ich in Deinem Alter, so glaubte ich, da? dieser Tag nie kommen kann. Aber, Roland, lieber Junge, ich bin so weit entfernt von Deinem Alter. Ich wei? um die raschen Todesfahrten der Liebe, wei?, da? sie k?niglich aufbaut und kalt niederzurei?en vermag, da? sie Helden und M?rtyrer schafft, da? sie durch Palmenhaine geleitet und in Eisesgrüfte st??t, wei?, da? Liebe eigentlich stets in Lebensgefahr ist. Ja, all dieses wei? ich und kann doch der Versuchung nicht widerstehen, die kaum vernehmbar mir unermüdlich in den letzten Tagen zuhaucht, da? sie wieder ein Recht habe, sich geltend zu machen, dasselbe Recht mich zu überglühen wie die Sonne. Oder sollten konventionelle Bedenken die Sonne verdunkeln k?nnen? Ich habe kein Talent zur Zaghaftigkeit, gar kein Talent zum Verarmen. Vielleicht stellte mich eine weise Fügung wieder einmal in einen Lebens-Brennpunkt. Man mu? sich ja nicht über jede kurze Wonne ?im klaren? sein. Ich bange nicht mehr! Mir ist dieses ahnungsschwere Zittern Wirklichkeit genug; nach keiner anderen Wirklichkeit wird meine Liebe zu Dir je verlangen.
Maria, vielleicht doch Deine Maria?
Roland an Maria.
Maria, wie hat Dein Brief mich beseelt. Ich lebe nur ganz in der Gegenwart; in dieser F?higkeit entdeckte ich das Geheimnis der Lebenskunst. Ich glaube, Cromwell war's, welcher ausrief: ?Der kommt am weitesten, der nicht wei?, wohin er geht.? Die Vergangenheit ist in mir untergegangen, mein einstiges einf?rmiges Leben scheine ich nie gelebt zu haben. Was kümmert es mich, wohin eine Welle mich schleudern will? Ich wei? nur von dem einen, Dich t?glich sehen, Deine Stimme t?glich vernehmen zu müssen, ein wenig Deine Hand t?glich streicheln zu dürfen. Frei und sicher bewege ich mich, wie nie vordem. Tiefe Hingabe an ein neues Lebensgefühl wandelt mir alles zu Ueberraschungen, deren wundersamste die ist, selbstsch?pferisch die Welt zu empfinden. Auch dieses: ?selbstsch?pferisch? ist eine Huldigung für Dich, Maria; vielleicht, Deiner Auffassung entsprechend, die wertvollste. Deine Lebenskraft konnte übertragbar sein wie Fieber, das Funken und Flammen sehen l??t, auch dort, wo nüchternere Menschen nur graue Asche gewahren. Solltest Du dennoch Recht haben, da? dieses Fieber vergehen k?nnte, ohne da? der Wille Gewalt darüber hat? Glaube, mein Wille h?tte über eines mit Gewi?heit Gewalt: Ueber den Tod. Ich lie?e mir nicht die Welt entheiligen. --
Willst Du anderes h?ren, denn nur von meinem Empfinden für Dich? K?nntest Du dieses Gespr?chs je müde werden? Maria, la? das Meer brausen, aufsch?umen, toben, von dem Du erfahren zu haben glaubst, auch seine h?chsten Wellen konnten verebben. Wie vertrugst Du in st?ndiger Wiederkehr solch Verarmen? Mu? man denn nicht daran zu Grunde gehen?
Du bemühtest Dich gestern, mir wieder klar zu machen, da? Du mich trotz allem nicht an Dich zu fesseln wünschst. Dieses Gefesseltsein ist nicht mehr in Deine Macht gegeben. Ob Du es willst oder nicht: ich bin bei Dir. --
Zum Lied wird der Strom, der von Dir zu mir dringt. Verse t?nten auch heute Nacht in mir, aber ich wei? nicht, ob es der Mühe lohnt, sie Dir zu senden.
Roland -- nur noch Dein Roland.
Maria an Roland.
Mein Junge, hatte ich nicht doch einen vorahnenden Geist, der mich fühlen lie?, Du würdest -- allm?hlich, pl?tzlich, gleichgiltig wann und wodurch -- die Welt mit den Augen des Schaffenden betrachten? Ich dachte damals nur an die Kraft des Dichtens, die sich darin ?u?ert, sich die Welt nicht verstümmeln, verg?llen, verbittern zu lassen. Ich dachte an innere Unverletzbarkeit, an Sonnenblicke, die nie erl?schen k?nnen. Du schliefst, bist erwacht, bist entfesselt; Dein Leben beginnt. Was konntest Du von der Welt verlangen, solange Du selbst nicht bereit warst, Dich ihr zu geben? Nun bist Du bereit, das ver?ndert alles. Aber, da? Deine dichtende Seele sich immer wieder nur mir zuwendet, ist eine Gefahr für uns beide, und doch ist meine Kraft nicht mehr so stark, wie am Beginn, um Dich dieser Gefahr entrei?en zu k?nnen. An Unwandelbares dachte ich ja niemals, Du wei?t es; vielleicht aber begeht K?lte gr??ere Sünden als Leidenschaft. Ich fange an, die Hoffnung aufzugeben, wir Menschen k?nnten dieses unübersehbar tiefe Gefühlsfeld je auch nur ann?hernd richtig ergründen. --
Gestern sollte ich Dir erkl?ren, wie es m?glich gewesen, da? keine Lebensverwundung mir mein L?cheln nehmen konnte. Natur -- die eigene -- und Geschick waren meine Helfer. Mir ging es genau
Continue reading on your phone by scaning this QR Code
Tip: The current page has been bookmarked automatically. If you wish to continue reading later, just open the
Dertz Homepage, and click on the 'continue reading' link at the bottom of the page.