Die Stufe | Page 7

Franziska Mann
Versicherung, da? ich Dir herrliche Welten geschaffen habe, da? es nicht mehr derselbe Himmelsraum ist, der ��ber Dir gl?nzt, nicht mehr dieselbe Nacht, die Dich in ihre Finsternis h��llt? Als ob man Liebe ��berhaupt begriffe! Schreiben wir uns denn, weil wir uns schreiben wollen? Schrieben wir uns denn bisher nicht, weil wir einander schreiben mu?ten? Sind diese Bangnisse und Erhebungen -- Briefe? Glauben wir doch uns dieses Ueberfl��ssige gerade dann offenbaren zu m��ssen, nachdem wir eben einander ins Auge geschaut; und d��nkte uns dieser Nachhall nicht gerade dann notwendig? Der Tag, an dem ich aufgeh?rt haben werde, auf Deinen Brief zu warten, erscheint mir heute t?dlich. W?re ich in Deinem Alter, so glaubte ich, da? dieser Tag nie kommen kann. Aber, Roland, lieber Junge, ich bin so weit entfernt von Deinem Alter. Ich wei? um die raschen Todesfahrten der Liebe, wei?, da? sie k?niglich aufbaut und kalt niederzurei?en vermag, da? sie Helden und M?rtyrer schafft, da? sie durch Palmenhaine geleitet und in Eisesgr��fte st??t, wei?, da? Liebe eigentlich stets in Lebensgefahr ist. Ja, all dieses wei? ich und kann doch der Versuchung nicht widerstehen, die kaum vernehmbar mir unerm��dlich in den letzten Tagen zuhaucht, da? sie wieder ein Recht habe, sich geltend zu machen, dasselbe Recht mich zu ��bergl��hen wie die Sonne. Oder sollten konventionelle Bedenken die Sonne verdunkeln k?nnen? Ich habe kein Talent zur Zaghaftigkeit, gar kein Talent zum Verarmen. Vielleicht stellte mich eine weise F��gung wieder einmal in einen Lebens-Brennpunkt. Man mu? sich ja nicht ��ber jede kurze Wonne ?im klaren? sein. Ich bange nicht mehr! Mir ist dieses ahnungsschwere Zittern Wirklichkeit genug; nach keiner anderen Wirklichkeit wird meine Liebe zu Dir je verlangen.
Maria, vielleicht doch Deine Maria?

Roland an Maria.
Maria, wie hat Dein Brief mich beseelt. Ich lebe nur ganz in der Gegenwart; in dieser F?higkeit entdeckte ich das Geheimnis der Lebenskunst. Ich glaube, Cromwell war's, welcher ausrief: ?Der kommt am weitesten, der nicht wei?, wohin er geht.? Die Vergangenheit ist in mir untergegangen, mein einstiges einf?rmiges Leben scheine ich nie gelebt zu haben. Was k��mmert es mich, wohin eine Welle mich schleudern will? Ich wei? nur von dem einen, Dich t?glich sehen, Deine Stimme t?glich vernehmen zu m��ssen, ein wenig Deine Hand t?glich streicheln zu d��rfen. Frei und sicher bewege ich mich, wie nie vordem. Tiefe Hingabe an ein neues Lebensgef��hl wandelt mir alles zu Ueberraschungen, deren wundersamste die ist, selbstsch?pferisch die Welt zu empfinden. Auch dieses: ?selbstsch?pferisch? ist eine Huldigung f��r Dich, Maria; vielleicht, Deiner Auffassung entsprechend, die wertvollste. Deine Lebenskraft konnte ��bertragbar sein wie Fieber, das Funken und Flammen sehen l??t, auch dort, wo n��chternere Menschen nur graue Asche gewahren. Solltest Du dennoch Recht haben, da? dieses Fieber vergehen k?nnte, ohne da? der Wille Gewalt dar��ber hat? Glaube, mein Wille h?tte ��ber eines mit Gewi?heit Gewalt: Ueber den Tod. Ich lie?e mir nicht die Welt entheiligen. --
Willst Du anderes h?ren, denn nur von meinem Empfinden f��r Dich? K?nntest Du dieses Gespr?chs je m��de werden? Maria, la? das Meer brausen, aufsch?umen, toben, von dem Du erfahren zu haben glaubst, auch seine h?chsten Wellen konnten verebben. Wie vertrugst Du in st?ndiger Wiederkehr solch Verarmen? Mu? man denn nicht daran zu Grunde gehen?
Du bem��htest Dich gestern, mir wieder klar zu machen, da? Du mich trotz allem nicht an Dich zu fesseln w��nschst. Dieses Gefesseltsein ist nicht mehr in Deine Macht gegeben. Ob Du es willst oder nicht: ich bin bei Dir. --
Zum Lied wird der Strom, der von Dir zu mir dringt. Verse t?nten auch heute Nacht in mir, aber ich wei? nicht, ob es der M��he lohnt, sie Dir zu senden.
Roland -- nur noch Dein Roland.

Maria an Roland.
Mein Junge, hatte ich nicht doch einen vorahnenden Geist, der mich f��hlen lie?, Du w��rdest -- allm?hlich, pl?tzlich, gleichgiltig wann und wodurch -- die Welt mit den Augen des Schaffenden betrachten? Ich dachte damals nur an die Kraft des Dichtens, die sich darin ?u?ert, sich die Welt nicht verst��mmeln, verg?llen, verbittern zu lassen. Ich dachte an innere Unverletzbarkeit, an Sonnenblicke, die nie erl?schen k?nnen. Du schliefst, bist erwacht, bist entfesselt; Dein Leben beginnt. Was konntest Du von der Welt verlangen, solange Du selbst nicht bereit warst, Dich ihr zu geben? Nun bist Du bereit, das ver?ndert alles. Aber, da? Deine dichtende Seele sich immer wieder nur mir zuwendet, ist eine Gefahr f��r uns beide, und doch ist meine Kraft nicht mehr so stark, wie am Beginn, um Dich dieser Gefahr entrei?en zu k?nnen. An Unwandelbares dachte ich ja niemals, Du wei?t es; vielleicht aber begeht K?lte gr??ere S��nden als Leidenschaft. Ich fange an, die Hoffnung aufzugeben, wir Menschen k?nnten dieses un��bersehbar tiefe Gef��hlsfeld je auch nur ann?hernd richtig ergr��nden. --
Gestern sollte ich Dir erkl?ren, wie es m?glich gewesen, da? keine Lebensverwundung mir mein L?cheln nehmen konnte. Natur -- die eigene -- und Geschick waren meine Helfer. Mir ging es genau
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